Hahn, Nikola
Herr Oberwachtmeister«, sagte der Junge freundlich.
Heynel
stieß ihn ins Büro, schloß die Tür und machte Licht. •Wir haben noch ein
Hühnchen miteinander zu rupfen, Heusohn!«
»Aber
warum denn?«
»Das fragst
du noch?« Heynel hieb ihm gegen die Brust, daß er rückwärts taumelte. »Noch ein
einziges verdammtes Wort über Fritz Wennecke zu Biddling, und ich schlag' dich
tot!«
»Ich
habe doch nur
»Du
bist Dreck, Heusohn! Ein Nichts! Der Bastard einer
Mit einem
Schrei stürzte sich der Junge auf ihn, aber er hatte keine Chance. Martin
Heynel streckte ihn zu Boden und sah verächtlich zu, wie er versuchte, wieder
auf die Beine zu kommen. »Wenn du es noch einmal wagst, mich wegen Wennecke
anzuschwärzen, dann
»Was
dann?«
Heynel
fuhr herum. In der Tür stand Richard Biddling. »Könnten Sie mir sagen, was Sie
hier veranstalten, Oberwachtmeister?«
Paul
Heusohn wischte sich das Blut aus dem Gesicht. »Bitte, Herr Kommissar... Es war
meine Schuld.«
Martin
Heynel grinste. »Na dann. Einen schönen Tag noch.«
Richard
stellte sich ihm in den Weg. »Sie verlassen diesen Raum nicht, bevor Sie mir
eine vernünftige Erklärung gegeben haben!«
»Wir
hatten eine kleine Auseinandersetzung. Nichts von Belang, nicht wahr,
Heusohn?«
Der
Junge nickte. »Ich... ich war unhöflich.«
»Was
ist mit Fritz Wennecke?« fragte Richard scharf.
Martin
Heynes Lippen wurden schmal wie ein Strich. »Statt mir eine Schlägerei von vor
zehn Jahren vorzuhalten, sollten Sie besser Ihren Adlatus fragen, was er am
Abend vor Fritz Wenneckes Tod getrieben hat!«
Richard
sah den Jungen auffordernd an, doch er schwieg. Sein Gesicht war käseweiß.
»Soll
ich Ihnen verraten, warum ich Wennecke damals hinausgeworfen habe?« sagte
Martin Heynel. »Ich glaubte, die Ehre eines Mannes gebiete es, die Ehre einer
Frau zu schützen.« Er lachte verächtlich. »Leider mußte ich feststellen, daß
manche Weiber keine Ehre haben.«
»Martin,
bitte...«, sagte Paul Heusohn leise.
»Von
wegen zudringlich geworden! Verkauft hat sie sich an den Kerl! Du bist der Sohn
einer Hure!« schrie er den Jungen an. »Und statt der Wahrheit ins Gesicht zu
sehen, hast du deine Wut an Fritz ausgelassen! Hast ihm gedroht, daß du ihn
umbringst! Und wage nicht zu behaupten, daß ich Märchen erzähle. Euer Streit
war laut genug, daß ihn meine Schwester bis über den Hof gehört hat.«
»Danke,
Herr Heynel«, sagte Richard. »Sie können gehen. Sie nicht, Heusohn!«
»Stimmt
das?« fragte er, als Martin Heynel die Tür geschlossen hatte.
»Meine
Mutter...«
»Ich
will wissen, ob Sie sich am 17. Januar abends mit Wennecke gestritten und ihm
gedroht haben!«
Der
Junge senkte den Kopf. »Ja.«
»Herrgott
noch mal! Sie wissen, daß ich in der Sache ermittle
und sagen
mir kein Wort davon! Was, glauben Sie, soll ich für einen Schluß daraus
ziehen?«
»Ich
habe es nicht ernstgemeint. Ich wollte nur, daß er meine Mutter in Ruhe läßt
und endlich geht.«
»Sie
haben sich also wegen Ihrer Mutter gestritten.«
»Ja.
Aber was Martin, ich meine, was Herr Heynel sagt, ist nicht wahr! Fritz war
betrunken. Sie konnte sich nicht wehren, und ich...«
»Kam
das öfter vor?«
Er
nickte.
»Sie
werden verstehen, daß ich Ihre Mutter dazu befragen muß.«
»Nein!
Bitte nicht!«
»Sie sagen
mir nicht die Wahrheit, Heusohn.«
»Ich
sage alles, was Sie wissen wollen, wenn Sie nur meine Mutter verschonen! Bitte,
Herr Kommissar.«
»Wovor
hast du Angst, hm?«
Einen
Moment sah es aus, als würde er anfangen zu weinen, dann nahm sein Gesicht
einen trotzigen Ausdruck an. »Ja! Sie hat es getan! Weil wir nämlich sonst vor
Hunger krepiert wären! Und ich habe dieser miesen Ratte gesagt, daß ich ihn
eines Tages dafür umbringe! Aber die Dampfmaschine hat mir die Arbeit
abgenommen, und ich würde lügen, wenn ich behauptete, daß mir sein Tod auch nur
einen Funken leid getan hätte!«
»Wir
reden morgen weiter«, sagte Richard.
Er fuhr
sich übers Gesicht. »Sie brauchen mir nichts vorzumachen. Ich weiß, welche
Konsequenzen das für mich hat.«
»Gehen
Sie nach Hause und schlafen Sie sich aus.«
Der
Junge gab ihm die Hand. Sie war eiskalt. »Danke für alles, Herr Kommissar.«
Morgen
früh sind Sie um punkt sieben in meinem Büro.«
»Ja.«
Er sagte es mit einem Lächeln.
Zehn
Minuten später kamen Beck, Schmitt und die Schutzleute herein. Richard
entschuldigte Heusohn als krank und ließ zunächst Beck von seinen Ermittlungen
zu Stafforst
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