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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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er ungehalten.
    »Ich
verfüge über eine gute Quelle. Karl und Victoria waren...«
    »Wer
immer diese verdammte Quelle ist: Sie lügt!«
    »Woher
weißt du denn, was ich sagen wollte?« fragte sie belustigt.
    »Ich
hoffe, du verstehst, daß ich keine Auskünfte über meine Arbeit gebe.«
    Sie
lächelte. »Du hast in all den Jahren nichts dazugelernt, Schwager. Ach,
übrigens: Für meine Feier morgen hat sich ein
    Überraschungsgast
angesagt. Deine Frau wird sich freuen, ihn wiederzusehen.«
    Bevor
Richard etwas erwidern konnte, war sie gegangen. Er sah zur Uhr und verließ
sein Büro. Es war ihm unangenehm, seinen Kollegen zu bitten, Victoria zu
vernehmen, aber von Reden hatte recht: Er konnte es unmöglich selbst tun.
    Beck
saß an seinem Schreibtisch und sortierte Unterlagen. »Ich habe eine
telegraphische Ausschreibung von Stafforst an alle deutschen Städte veranlaßt«,
sagte er. »Aber wir sollten auch das Ausland miteinbeziehen. Den Schwerpunkt
der steckbrieflichen Fahndung würde ich in Hamburg legen. Vor seiner
Verhaftung in Leipzig hat sich Stafforst längere Zeit dort aufgehalten und ist
mehrfach auffällig geworden. Er wurde auch polizeilich photographiert. Ich
habe die Erstellung von Erkennungstafeln angeregt.«
    Richard
nickte. »Ich habe einen dringenden Auftrag für Sie.« Er wiederholte, was
Staatsanwalt von Reden gesagt hatte.
    Beck
verzog keine Miene. »Kann ich Frau Biddling zu Hause erreichen?«
    »Ja.«
    Beck
zeigte auf die vor ihm liegenden Schriftstücke. »Wir haben inzwischen über
zweihundert Mitteilungen in der Mordsache erhalten. Und so gut wie nichts ist dabei
herausgekommen. Das heißt«, er zog einige Blätter heraus, »das hier dürfte
interessant sein. Ich habe bei Fräulein Koobs eine zweite Haussuchung
durchführen lassen. Groß hatte Schulden. Offenbar hat er auch in der Lotterie
gespielt. Außer angemahnten Rechnungen fand ich eine aktuelle Ziehungsliste
der hessisch-thüringischen Staatslotterie unter seinen Papieren.«
    »Solange
wir keinen unmittelbaren Tatbeweis oder endlich ein Geständnis haben, wird uns
das alles wenig nützen.«
    Beck
grinste. »Ein Wachmann meldete mir vorhin, daß Groß in seiner Zelle bittere
Tränen vergießt. Wir sollten ihn uns nachher noch mal vornehmen.«
    »Sobald
die Vorführung von Hopf erledigt ist, komme ich zu Ihnen.«
    Richard
war schon an der Tür, als Beck fragte: »Was ist eigentlich mit Heusohn? Ich
dachte, er sei krank?«
    »Ja.
Warum?«
    »Er war
vor einer halben Stunde hier und sagte, er müsse in Ihrem Auftrag eine
Ermittlung führen und benötige das sichergestellte Seil aus der Fahrgasse.«
    Richard
starrte ihn an. Danke für alles, Herr Kommissar. Plötzlich war Hopf
nicht mehr wichtig, und auch sonst nichts.
    Auf dem
Weg nach draußen fiel ihm ein, daß er nicht einmal wußte, wo der Junge genau
wohnte. Ob Laura Rothe schon Erkundigungen eingezogen hatte? Besser, er fragte
gleich im Einwohnermeldeamt.
    Eine
knappe Viertelstunde später stand Richard vor einer Metzgerei am Großen
Kornmarkt. Die Hausnummer stimmte, aber der Name Heusohn war nirgends vermerkt.
    »Ei,
wen suche Sie dann, gnädischer Herr?« fragte eine pausbäckige junge Frau.
    »Frau
Käthe Heusohn.«
    »Des
rote Käthche?« Sie deutete in einen Gang, in dem ein Gasflämmchen flackerte.
»Des Hinnerhaus im Hof. Awwer passe Sie uff, daß Se net in de Rinnstein trete!«
    Richard
nickte. Der Durchgang war schmal und düster, das Pflaster glitschig. Es roch
unangenehm. Als er in den Hof kam, wußte er, wonach. Abgehäutete und
aufgeschlitzte Kälber hingen an Fleischerhaken, in gewässerten Bottichen
schwammen Köpfe und Füße, in einer Rinne lag Gedärm. Unbeeindruckt von der
schaurigen Umgebung spielten zwei Kinder in einer Pfütze.
    »Könnt
ihr mir sagen, wo Frau Käthe Heusohn wohnt?« fragte Richard.
    Das
kleinere Kind, ein etwa fünfjähriges Mädchen, sah ihn neugierig an. »Warum?«
    »Ich
möchte mit ihr sprechen.«
    »Meine
Mama ist krank.«
    »Bist
du die Schwester von Paul?«
    Sie
nickte. »Und wer sind Sie?«
    »Paul
und ich arbeiten zusammen.«
    »Dann
sind Sie der nette Herr Biddling aus dem Polizeipräsidium?«
    Richard
mußte lächeln. »Sagt das dein Bruder?«
    »O ja!
Und er sagt auch, daß Sie ihn nicht malätrieren.«
    »Malträtieren,
hm? Verrätst du mir, wie du heißt?«
    »Annika.«
    »In
welchem Stock wohnt ihr, Annika?«
    Sie
nahm seine Hand. »Ganz oben. Ich zeig's Ihnen.«
    An den
Tierleibern vorbei gingen sie ins Haus. Drinnen war es

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