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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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eingeladen.«
    »Wenn
du unbedingt meinst, mit diesem Hundezüchter Umgang pflegen zu müssen, bitte.«
    Sie
berührte seine Wange. »Herr Hopf besucht doch auch Maria, und Theodor hat
nichts dagegen.« Er sah nicht glücklich aus, aber er schien es zu akzeptieren.
Sie küßte ihn. »Vater hat Eintrittskarten für das Gordon-Bennett-Rennen
bestellt. Es
    wäre
mir eine große Freude, wenn du mit uns hinfahren würdest.«
    Richard
verzog das Gesicht. »Wahrscheinlich hat er Sitzplätze neben dem Kaiser
reserviert.«
    »Er
meint es nicht böse.«
    »Ja,
ja. Dein Vater ist ein edler Mensch.«
    »Bitte,
Richard. Ich finde wirklich, du solltest
    »... an
die erfreulichen Dinge im Leben denken«, sagte er und trug sie zum Bett.
    Kein
Wölkchen trübte den Himmel, als Victoria am darauffolgenden Samstag in
Niederhöchstadt aus dem Wagen stieg.
    »Sie
sind ja ganz allein?« sagte Hopf spöttisch.
    »Glauben
Sie, ich brauche einen Zeugen, wenn ich vom Pferd falle?«
    Er
lachte. »Erst einmal müssen Sie sich vernünftig anziehen.«
    Sie
gingen ins Haus, und er führte sie in ein Zimmer im ersten Stock. Das Bett war
aufgedeckt, auf dem Nachttisch standen Rosen. Die Photographien an den Wänden
verrieten Victoria, wer hier gelebt hatte. Es verursachte ihr ein beklemmendes
Gefühl. Hopf zeigte auf schwarze Stiefelhosen und ein Reitjackett. »Das dürfte
passen.«
    »Bitte
entschuldigen Sie, aber ich möchte das nicht.«
    »Josefa
ist nie geritten«, sagte er schroff. »Ich warte im Salon.«
    Als sie
nach unten kam, las er Zeitung. »Es paßt wie angegossen«, sagte Victoria
versöhnlich.
    » Er
versteht es, hartnäckig durchzusetzen, was er im Schilde führt. Er ist
störrisch, verstockt, zynisch«, zitierte Hopf.
    »Ich
wollte Sie nicht kränken.«
    «Die
Stirne zeigt aber über den Augen doch, daß Groß einen gewissen Verbrechertypus
besitzt.« Er schlug die Zeitung zu und sah
Victoria an. »Welche Schlüsse ziehen Sie aus meiner Stirn?«
    »Ich
halte es für Unsinn, daß man einem Menschen den Verbrecher ansehen kann.«
    »Schade.
Ich hätte mich gern mit Ihnen über mein Gaunergesicht unterhalten.«
    »Wir
wollten ausreiten, oder?«
    Benno
hatte die Pferde bereits gesattelt und in den Hof geführt. Victoria tätschelte
Professor Moriarty den Hals und ließ sich von Hopf hinaufhelfen. Er reichte ihr
eine Gerte. »Und?«
    »Ungewohnt«,
sagte sie lächelnd.
    »Denken
Sie daran, daß Sie auch mit Ihren Beinen arbeiten müssen.« Er saß ebenfalls
auf, und sie ritten aus dem Hof und über die Wiese an den schwarzen Trümmern
der Hütte vorbei. Victoria dachte an die Dienerin von Hopfs Frau, und es schauderte
sie. Hopf trabte an. Als Moriarty unvermittelt folgte, hielt sie sich vor
Schreck an der Mähne fest.
    »Versuchen
Sie, den richtigen Rhythmus zu finden!« rief ihr Hopf über die Schulter zu.
Victoria nickte, und schon nach kurzer Zeit fing der Ritt an, ihr Spaß zu machen.
Sie erreichten einen Feldweg, und die Pferde fielen in den Schritt zurück.
    »Und?
Habe ich zuviel versprochen?« fragte Hopf.
    »Als
ich das letzte Mal auf einem Pferd saß, fühlte ich mich wie ein Mehlsack auf
einem Packesel.«
    Er
lachte. »Ich finde es bewundernswert, wie Ihre Geschlechtsgenossinnen beim
Reiten die Balance halten.«
    Der Weg
führte an Getreidefeldern vorbei zu einer großen Wiese, an deren jenseitigem
Rand der Wald begann. »Stellen Sie sich leicht in die Bügel und gehen Sie
einfach mit der Bewegung mit«, erklärte Hopf. Bevor Victoria etwas erwidern
konnte, gab er Mister Hyde die Sporen. Victoria versuchte, Moriarty zurückzuhalten,
aber sie hatte keine Chance. Der Wallach fiel in den Galopp, als habe er seit
einer Woche darauf gewartet.
    »Geben
Sie ihm die Zügel frei!« rief Hopf.
    »Verdammt!
Halten Sie an!«
    Lachend
stob er davon, und Victoria packte plötzlich Wut. Kurz vor dem Waldrand hatte
sie ihn eingeholt. Er stieg ab und half ihr aus dem Sattel. »Sie sehen hübsch
aus, wenn Sie fluchen.«
    »Ich
hätte stürzen können!«
    »Ach
was. Der Professor macht seinem Namen nicht die geringste Ehre.« Als habe der
Fuchswallach die Worte verstanden,
    stupste
er Hopf am Arm. Er lockerte die Sattelgurte und band die Pferde an einen Baum.
»Kommen Sie. Ich möchte Ihnen meinen Lieblingsplatz zeigen.«
    Sie
gingen ein Stück am Waldrand entlang und folgten einem Pfad durchs Unterholz.
Hopf zeigte auf eine krautige Staude mit rötlichen Stielen und graugrünen
Blättern. »Ein faszinierendes Gewächs. Bloß anfassen sollte man

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