Hahn, Nikola
worüber ihr gesprochen habt?«
Sie
legte die Arbeit nieder. »Ich werde ihn nicht heiraten, Mutter.«
»Hat
das jemand verlangt?«
Ihr
Gesicht nahm einen trotzigen Ausdruck an. »Erst lobst du Karl Hopf, dann
schwärmst du mir von Andreas Hortacker vor. Ich mag keinen von beiden.«
»Sondern?«
»Ich
werde ihn heiraten, und wenn ihr dreimal dagegen seid!«
»Wen?
Den Wachtmeister von Cornelias Diner?«
»Woher
weißt du...?«
Victoria
lächelte. »Zum Tee bei Martha Kamm, ja? Kind, ich war auch mal jung. Und wenn
ich hätte warten wollen, bis dein Vater den rechten Mut faßt, würde ich heute
noch meine Aussteuer besticken.«
»Du
hast mir nie erzählt, wie du ihn kennengelernt hast.«
»Wo
habt ihr euch getroffen? Im Zoo?«
»Im
Palmengarten. Ich wollte es nicht heimlich tun. Aber ich hatte Angst, ihr
könntet mich zwingen, Andreas Hortacker zu heiraten.«
»Andreas
ist ein aufrichtiger und tüchtiger Mann, aber wenn du ihn nicht liebst, kann
man nichts machen. Ach, Kind! Glaubst du im Ernst, ich hätte etwas dagegen, daß
du einen Polizeibeamten zum Mann nimmst? Dein Vater ist auch einer.«
Vicki
fiel ihr um den Hals. »Danke, Mutter!«
Der
ungewohnte Gefühlsausbruch ihrer Ältesten rührte Victoria. »Du solltest
bedenken, daß du dich in deinem Komfort sehr einschränken mußt. Und wenn dein
Polizist seinen Beruf ernstnimmt, wirst du ihn selten zu Hause sehen.«
»Herr
Heynel kann mir durchaus einen guten Hausstand bieten. Er sagt, er habe einen
größeren Lotteriegewinn gemacht. Aber Vater wird es vielleicht nicht gefallen.
Und Großvater ganz bestimmt nicht.«
»Ich
werde heute abend mit Richard reden.« Victoria lächelte. »Und deinen Großvater
habe ich vor meiner Heirat auch nicht um Erlaubnis gefragt.«
»Linsensuppe
und Bratwürste! Im Hause Braun riecht man, daß es Samstag ist«, sagte Richard
grinsend, als er in die Küche kam.
Heiner
las Zeitung, Helena stand am Herd und rührte in einem Topf. »Essen Sie mit uns,
Herr Kommissar?«
»Nein,
danke. Ich wollte nur kurz vorbeischauen.«
Anna
Frick kam herein. Auf dem Arm hielt sie ein blondes Kind. »Guten Abend, Herr
Kommissar.«
»Ist
das Ihr Sohn?«
Sie
nickte. »Sag dem Herrn Biddling guten Tag, Christian!«
Das Kind
brabbelte Unverständliches und griff nach Richards Jackett. »Ein hübscher
Junge«, sagte er.
»Nicht
wahr?« Wenn sie lächelte, wich alles Herbe aus ihrem Gesicht. Helena gab ihr
einen Teller Brei, und sie fing an, Christian zu füttern. »Daß Sie mir die Stelle
im Warenhaus vermittelt haben, war sehr freundlich von Ihnen, Herr Kommissar.«
»Keine
Ursache.«
»Steht
der Verhandlungsbeginn jetzt fest?« fragte Heiner.
»Montag
neun Uhr«, sagte Richard. »Ich werde übrigens die Akte Wennecke vorläufig
schließen. Es gibt keine Verbindung ... nun, Sie wissen schon.«
Anna
Frick sah Richard an. »Fritz Wennecke?«
»Ja.
Warum?«
»Vergangene
Woche war ein Mann bei uns im Kaufhaus, der behauptete, er führe die Geschäfte
von Fritz Wennecke weiter. Er sah allerdings nicht danach aus, als habe er in
seinem Leben überhaupt jemals Geschäfte geführt. Herr Könitz war nicht erfreut
über seinen Besuch.«
Richard
und Heiner wechselten einen Blick. »Was hat er genau gesagt?« wollte Richard
wissen.
»Er
sagte, er heiße Sepp und daß er mit Herrn Könitz etwas besprechen will. Dann
forderte Herr Könitz mich auf, zu gehen.« Sie wurde rot. »Vielleicht hätte ich
das gar nicht sagen dürfen? Herr Könitz bietet mir eine Vertrauensstellung und
»Sie werden
keinen Nachteil daraus haben«, versprach Richard. Sie schob den leeren Teller
beiseite und stand auf.
»Wollen
Sie denn nichts essen?« fragte Helena.
»Später.
Erst muß ich Christian zurückbringen.«
»Ich
helfe Ihnen beim Anziehen.« Helena bat Heiner, nach der Suppe zu sehen und ging
mit Anna Frick hinaus.
»Also
gibt es doch eine Verbindung«, sagte Heiner.
»Ich
werde mit David darüber reden.«
»Warten
Sie erst einmal ab, was er zu sagen hat, bevor Sie gleich wieder das Schlimmste
annehmen. Sind eigentlich die Ermittlungen gegen Fräulein Frick abgeschlossen?«
»Ja.
Warum?«
»Ihr
Kollege war heute hier und wollte sie sprechen.«
»Beck?«
fragte Richard erstaunt.
»Er sah
aus, als habe er jemandem die Butter vom Brot geklaut.«
»Ich
glaube, ihr Selbstmordversuch ist ihm an die Nieren gegangen. Aber das würde er
nie im Leben zugeben.«
Sie
hörten die Haustür. Kurz darauf kam Laura herein. »Mit dem Essen dauert's noch
einen
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