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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Gräfin
gewußt?« fragte Beck.
    Martin
Heynel senkte den Kopf. »Ich ahnte es... hinterher.
    Als es
zu spät war. Sicher, ich war Biddling so wenig wohlgesonnen wie er mir. Daß
Gräfin von Tennitz ihm Drohbriefe geschickt hat, berührte mich nicht
sonderlich. Es kam mir sogar gelegen, denn sie zahlte gut für mein Schweigen.
Aber ich hätte nie...«
    »Was
war mit Comoretto und Wennecke?«
    »Der
Italiener war doch komplett verrückt! Warum hätte ich ihn umbringen sollen?«
    »Vielleicht,
weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war? Weil er Sie gesehen hat, als Sie
im Stinkturm in den Kanal stiegen?«
    »Das
ist ausgemachter Unsinn!«
    »Dann
sagen Sie mir bitte, für welche Art Dienstleistung ein Verrückter neunhundertsiebzig
Mark bekommt.«
    »Weiß
der Teufel, wem dieses verdammte Geld gehört! Comoretto besaß nicht mehr als
das, was er am Leib trug.« Er sah Laura an. »Sie waren doch dabei, als er mich
in der Kornblumengasse angebettelt hat.«
    »Das
war vor Herrn Biddlings Tod.«
    »Und
Wennecke? War der auch verrückt?« fragte Beck.
    Martin
Heynel verzog das Gesicht. »Er war ein mieses Schwein und bekam, was er
verdiente.«
    »Das
heißt?«
    »Ja!
Ich habe den Dampfhammer manipuliert! Und mir dabei von Herzen gewünscht, daß
er draufgeht, oder zumindest nie mehr in der Lage sein wird, seine dreckigen
Phantasien an unschuldigen Kindern auszuleben!«
    »Der
Rächer der Armen und Entrechteten«, bemerkte Beck verächtlich.
    »Ich
gebe zu, daß ich Fritz Wennecke umgebracht habe. Was wollen Sie noch?«
    »Dafür
könnten Sie begnadigt werden. Für den Mord an einem Kriminalbeamten sicher
nicht.«
    Martin
Heynel sprang auf. »Verdammt! Ich sage die Wahrheit!«
    »Sie
haben Wennecke umgebracht, weil er zuviel quasselte«, sagte Beck. »Mit jedem Wort,
das er im Suff sagte, wurde er eine
    größere
Gefahr für Sie. Das ist die Wahrheit, und nichts sonst!« »Ja. Auch das war ein
Grund, es endlich zu tun.« Er sah Laura
    an.
»Weißt du, daß du die einzige Frau bist, die ich jemals »Wenn Sie sich nicht an
die Absprache halten, gehen wir«, fiel
    Beck
ihm ins Wort. »Fräulein Rothe, bitte protokollieren Sie.«
    Als sie
das Untersuchungsgefängnis verließen, war der Himmel schwarz, und der Wind
blies Laura fast die Haube vom Kopf. In der Nacht rüttelte es an den
Fensterläden, daß sie Angst bekam, das Haus stürze ein. Am Morgen hatte der
Sturm nachgelassen. Es regnete. Als Laura zum Dienst ging, war Heiner Braun
noch nicht vom Friedhof zurück.
    Kommissar
Beck saß an seinem Schreibtisch und rieb sich die Hände. »Ich frage mich, für
was der Heizer auch nur einen Pfennig bekommt.«
    »Vielleicht
hat er verschlafen?« mutmaßte Laura. Ihr Atem kondensierte in der Luft. Peter
Beck verwünschte sämtliche Heizer der Welt und schlug die Zeitung auf. Laura
zog es vor, den Mantel anzulassen und setzte sich an den Schreibmaschinentisch.
Die Mappe mit den zu fertigenden Schriftstücken war gut gefüllt.
    Es war
weit nach Mittag, als sie das letzte Blatt aus der Maschine nahm. Kommissar
Beck und seine Kollegen waren zu Polizeirat Franck beordert worden. Soweit
Laura wußte, ging es um die offizielle Einführung des neuen Leiters der
Sittenpolizei. Es gab Momente, in denen sie ihre Zusage nach Stuttgart
bereute, aber sosehr sich ihr Herz sträubte, ihr Verstand sagte, daß sie die richtige
Entscheidung getroffen hatte. Und daß sie nach vorn schauen mußte.
    Sie
leerte den Kasten, in dem sich die Hinterlassenschaften aus acht Monaten
Assistenz angesammelt hatten: Zeitungsausschnitte über den Mordprozeß
Lichtenstein, ein Straßenverzeichnis und Ansichtskarten von Frankfurt,
Informationen der Centrale für private Fürsorge, Rechtsvorschriften, dienstliche
und private Korrespondenz. Blatt für Blatt sah sie durch, las, lächelte,
erinnerte sich. Sie betrachtete Cornelia von Tennitz' Geburtstagseinladung.
Welche Hoffnungen sie in eine Bekanntschaft mit dieser Frau gesetzt hatte!
Makulatur, Vergangenheit. Sie war im Begriff, den Brief wegzuwerfen, als sie
stutzte. Sie starrte auf das Kuvert und konnte nicht glauben, was sie sah.
    Eine
halbe Stunde später traf sie im Rapunzelgäßchen ein. In der Stube knisterte das
Feuer, auf dem Tisch stand Gebäck. Es roch nach Nüssen und Zimt. Helena saß am
Fenster. Sie hatte eine Decke auf den Knien und die Augen geschlossen. Heiner
las ihr aus einem Buch vor. Als Laura hereinkam, klappte er es zu und flüsterte
seiner Frau etwas ins Ohr. Sie nickte lächelnd. Heiner ging

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