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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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sagen. Aus Gründen der Diskretion, Sie
verstehen?«
    »Kennen
Sie Bruno Groß?«
    »Nein.
Wer soll das sein?«
    »Oder
Oskar Koobs?«
    »Die
Namen sagen mir nichts. Vielleicht hilft es, wenn Sie mir verraten, wie alt die
Herren sind und wie sie aussehen?«
    Richard
gab ihr die Beschreibung, die er von Beck bekommen hatte.
    Zilly
schüttelte den Kopf. »Und der andere?«
    »Schaut
ziemlich ähnlich aus.«
    »Wie
amüsant! Zwei Herren mit einem Gesicht. Oder - malheur à lui- ein Herr
mit zwei Gesichtern?«
    Offenkundig
machte es ihr Spaß, ihn zum Narren zu halten. Richard sah ein, daß es wenig Sinn
hatte, weiterzufragen. »Danke für Ihre Hilfe. Ich wünsche Ihnen noch einen
schönen Abend.«
    Sie
löschte die Zigarette und stand auf. »Sie wollen doch nicht etwa gehen?«
    »Ich
wüßte keinen Grund, warum ich bleiben sollte.«
    Sie
schlang ihre Arme um seinen Hals. »Ich schon.« Ihre Lippen waren voll und rot,
ihr Haar roch nach Rosen. In ihrem Dekollete funkelte ein in Gold gefaßter
Kristall.
    Richard
nahm ihre Hände weg. »Ich bin dienstlich hier. Und außerdem verheiratet.«
    »Beides
ist kein Hinderungsgrund, oder?« Sie streichelte das Schmuckstück zwischen
ihren Brüsten. »Leichtschwebend fühlte sich der Blick vom schlanken Wuchs
der Zeder aufgezogen. Gefällig strahlte der Kristall der Wogen die hüpfende Gestalt
zurück.«
    »Frau
von Ravenstedt, bitte!«
    »Ein
Gedicht von Friedrich Schiller - oder was dachten Sie?«
    »Ich
denke vor allem, daß ich jetzt besser gehe.«
    Sie
lächelte kokett. »Bin ich Ihnen etwa zu alt?«
    »Sie
sind eine kluge und begehrenswerte Frau. Sie sollten sich zu schade sein für
das, was Sie hier tun.«
    »Schenken
Sie sich Ihre moralinsauren Bonbons.« Sie ging zu der Etagere, schob einige
Bücher zur Seite und holte eine Flasche Cognac heraus. »Zum Wohl, Kommissar!«
    »Was
soll das?«
    »Wie
ich schon sagte: Meine Profession erlaubt mir ungezügelten Genuß. In jeder
Beziehung.«
    Richard
nahm ihr die Flasche ab und stellte sie zurück.
    Sie
lachte. »Wissen Sie eigentlich, wie ähnlich Sie Hermann Lichtenstein sind?«
    »Wollen
Sie damit andeuten, daß ich so enden werde wie er?«
    »Aber
nein! Ich...«
    Die Tür
ging auf, und Signora Runas Männer kamen herein. »Die Chefin ist der Meinung,
daß Sie ihre Gastfreundschaft lange genug in Anspruch genommen haben,
Kommissar«, sagte einer der beiden.
    »Das trifft
sich gut. Ich wollte gerade gehen.« Er nickte Zilly zu. »Auf Wiedersehen,
Madame.«
    Richard
folgte den beiden Männern über den Flur zu einer Zwischentür. Dahinter führte
eine Treppe in einen unbeleuchteten Hinterhof.
    »Da
geht's zur Kronprinzenstraße«, sagte einer der beiden. Bevor Richard etwas
entgegnen konnte, war er mit seinem Kumpan verschwunden. Daß sie ihn nicht
durch den Salon zurückgebracht hatten, konnte nur bedeuten, daß Kunden eingetroffen
waren, die keinen Wert darauf legten, einem Polizeibeamten zu begegnen.
    Der
Himmel hatte aufgeklart, aber das Mondlicht war zu schwach, um mehr zu erkennen
als Mauern, die den Hof wie eine Festung rahmten. Richard wartete, bis sich
seine Augen an
    die
Dunkelheit gewöhnt hatten und ging in die angegebene Richtung. Er durchquerte
kleinere und größere Höfe und gelangte schließlich durch ein Tor auf die
Kronprinzenstraße.
    Der
Haupteingang der Laterna Magica lag in der Elbestraße, und es dauerte
einige Minuten, bis Richard ihn erreichte. Er postierte sich hinter einer
Litfaßsäule auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Außer zwei älteren
Männern, die er nicht kannte, ging niemand in das Haus hinein, noch sah er
jemanden herauskommen. Nach einer Stunde brach er die Observation ab und
machte sich auf den Rückweg ins Polizeipräsidium.
    Obwohl
es Samstagabend und noch nicht allzu spät war, waren die Straßen leer. Der
Schock über das Verbrechen auf der Zeil hielt die Menschen offenbar nach
Anbruch der Dunkelheit in ihren Häusern. Richard war sich sicher, daß Zilly
mehr wußte, als sie sagte. Er hoffte, daß ihr das Kokettieren verging, wenn er
sie zur förmlichen Vernehmung ins Präsidium vorlud.
    Als er
an der Hauptwache die Straße überquerte, holte ihn die Hupe einer elektrischen
Droschke in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken sprang er zur Seite. So sehr
er die stinkenden und knatternden Benzin wagen verabscheute, so hatten sie
doch den Vorteil, daß sie selbst Ohnmächtige aufweckten, während diese
batteriebetriebenen Gefährte aus dem Nichts auftauchten wie

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