Hahn, Nikola
ob sie die Spurenverursacherin ist oder nicht.«
»Was
werden Sie mit ihr tun?« fragte Laura.
»Ihre
Fingerabdrücke nehmen.«
»O ja,
ich verstehe. Ich habe vor einiger Zeit einen interessanten Artikel über diese
neue Methode gelesen.«
Heiner
und Richard wechselten einen amüsierten Blick. »Die Methode ist uralt«, sagte
Richard. »Aber wenn unsere Gelehrten das schreiben würden, müßten sie ja
zugeben, daß ein paar Inder und Chinesen schlauer waren als sie.«
»Es
gibt viele Vertreter in Justiz und Polizei, die die Wirksamkeit der Methode
bezweifeln«, sagte Heiner.
»Zum
Beispiel Polizeirat Franck«, fügte Richard hinzu. Er sah Heiner an. »Sagt Ihnen
der Name Zilly etwas?«
»Meinen
Sie das Fräulein von aus der Laterna Magica?«
»Wenn
nach dem von ein Ravenstedt folgt, dann ja.«
»Das
weiß ich nicht. Ich kann Ihnen nur sagen, daß unter den Damen in der Rosengasse
vor zwei oder drei Jahren das Gerücht umging, in der Laterna arbeite
eine Zilly, die adeliger Herkunft sei und eine Leiche im Keller habe.«
»Inwiefern?«
fragte Richard interessiert.
Heiner
Braun zuckte mit den Schultern. »Ich habe die Information damals an
Wachtmeister Heynel weitergegeben. Wenn bei den Ermittlungen etwas
herausgekommen wäre, hätte er es mir sicher gesagt.«
»Das
bezweifle ich.«
»Was
haben Sie eigentlich gegen ihn?« fragte Laura.
»Kriminaloberwachtmeister
Heynel pflegt zu schweigen, wenn er reden sollte, und zu reden, wenn er besser
schweigen sollte«, erklärte Richard.
»Er war
der einzige von Ihnen allen, der mich vorbehaltlos willkommen hieß!« Als Laura
Heiners Blick sah, senkte sie verlegen den Kopf.
»Können
Sie mir vielleicht auch mit Signora Runa weiterhelfen?« fragte Richard.
Heiner
dachte nach. »Ist das nicht der Tarnname für die Eigentümerin der Laterna
Magica?«
»Tarnname?«
fragten Richard und Laura gleichzeitig.
»Ich
kann nur Gerüchte wiedergeben«, sagte Heiner. »Es heißt, die Signora sei eine
hochgestellte Dame von außerhalb, die das Haus geerbt und beschlossen habe, es
zu behalten, als sie herausfand, wie einträglich die darin getätigten Geschäfte
sind. Ich kenne allerdings niemanden, der sie je zu Gesicht bekommen hätte und
vermute daher, daß die Geschichte lanciert wurde, um die Phantasie der gut
situierten Kundschaft anzuregen und somit die einträglichen Geschäfte weiter
zu steigern.«
»Ein
Hirngespinst ist die Dame jedenfalls nicht«, sagte Richard. »Ich habe gestern abend
mit ihr gesprochen. Allerdings ließ sie mich über ihre Identität im wahrsten
Sinne des Wortes im dunkeln. Ihrem Benehmen nach zu urteilen, kennt sie mich.
Ich zerbreche mir den Kopf, woher.«
»Wenn
das Haus vererbt wurde, müßte der neue Eigentümer im Grundbuch stehen«, sagte
Laura.
»Sofern
nicht ein Strohmann eingeschoben wurde, wie es bei delikaten Angelegenheiten
üblich ist«, ergänzte Richard.
»Was
haben Zilly und die Signora mit Lichtensteins Tod zu tun?« fragte Heiner.
Richard
berichtete von seinen Ermittlungen, und Laura war erstaunt, wie vertraulich er
mit seinem ehemaligen Untergebenen umging. Im Gegensatz zu gestern schien ihn
auch ihre Anwesenheit nicht zu stören. Es war offensichtlich, daß er erleichtert
war, daß Heiner Braun seine Befürchtungen bezüglich Signora Runa nicht teilte.
Als er Paul Heusohn erwähnte, lächelte Heiner.
»Sie
arbeiten mit dem Jungen vom roten Käthchen?«
»Gott,
Braun. Was weiß denn ich, wie seine Mutter heißt?«
»Es
kann nie schaden zu wissen, aus welchem Stall jemand stammt. Käthe Heusohn war
früher das hübscheste Mädchen im Quartier und so schüchtern, daß sie knallrot
anlief, sobald jemand sie ansprach.«
»Weshalb
man sie folgerichtig das rote Käthchen nannte.« Richard sah Laura an. »Braun
kann die Geburtstage, Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnisse,
Vornamen, Nachnamen und Spitznamen sämtlicher Altstadtbewohner diesseits und
jenseits des Mains auswendig aufsagen. Die ehrenwerten Damen aus den
Etablissements in der Rosengasse miteingeschlossen.«
»Sie
übertreiben, Herr Kommissar.«
»Sollte
er je vorschlagen, Ihnen die Stadt zu zeigen, machen Sie sich aufs Schlimmste
gefaßt.«
Laura
lächelte. »Das hat er schon.«
»Er
stellte mir zwei Sachsenhäuser Fischweiber als liebreizende Vertreterinnen der
hiesigen Bürgerschaft vor.«
Heiner
grinste. »Nun, das sind sie doch, oder? Die Vorzüge der Frankfurter
Apfelweingastronomie haben Sie für einen Preußen jedenfalls überaus
Weitere Kostenlose Bücher