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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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schnell
begriffen. Und den Dom und den Römer habe ich Ihnen schließlich auch gezeigt.«
    »Dafür
bin ich Ihnen bis heute zu wahrhaft großem Dank verpflichtet, Braun.«
    Heiner
wandte sich an Laura. »Kommissar Biddling hat sogar den einen oder anderen
Frankfurter Fluch in seinen Sprachschatz aufgenommen. Nur mit der Aussprache
hapert's ein wenig.«
    »Braun!«
mahnte Richard.
    »Fräulein
Rothe darf ruhig wissen, über welche Qualitäten Sie verfügen.« Er sah Laura an.
»Als er sein neuerworbenes Vokabular anläßlich einer Wirtshausschlägerei
gebrauchte, hatte sich ein weiteres polizeiliches Einschreiten erübrigt. Die
Streithähne konnten sich nämlich vor Lachen nicht mehr weiterprügeln.«
    Richard
verzog das Gesicht. »Ich danke Gott, daß ich Sie los bin.«
    Laura
hatte Mühe, ernst zu bleiben. Heiner lächelte. »Haben Sie eigentlich die Underwood in die Kanzlei zurückgebracht?«
    »Ich
schreibe jetzt selbst.«
    »Das
kleine i springt trotzdem, hm?«
    Richard
grummelte etwas Unverständliches. Heiner grinste. »Ich wurde regelmäßig
dienstwidrig als Schreibfräulein bei der Protokollierung von Vernehmungen eingesetzt.
Und anschließend mußte ich mir anhören, ich sei unfähig, die Buchstaben
richtig aufs Papier zu bringen.«
    »Bei
einer neuen Maschine springen die Typen nicht.«
    »Ach
so. Und jetzt, wo Sie schreiben, ist die Maschine alt.«
    »Der Mechaniker
sagt, der Verschleiß sei beträchtlich.« Richard stand auf. »Ich muß leider
gehen. Ich habe noch eine Überprüfung in Niederhöchstadt zu machen. Es wäre mir
lieb, wenn Sie sich bezüglich dieser Signora Runa ein bißchen umhören könnten.
Irgendeiner in dieser Stadt muß schließlich wissen, wer sie ist! Grüßen Sie
Helena von mir.«
    »Und
Sie Victoria«, sagt Heiner. »Wie geht es eigentlich Ihren Kindern?«
    »Soweit
ganz gut. Flora würde Sie gern wieder mal besuchen.«
    »Ich
würde mich freuen.«
    Heiner
begleitete Richard hinaus. Laura sah ihnen hinterher. Sie hätte Biddling viele
Eigenschaften zugeschrieben, aber daß er Humor haben könnte, hätte sie nicht
gedacht.
    Als
Richard ins Polizeipräsidium zurückkam, richtete ihm der Wachbeamte aus, daß
Kommissar Beck ihn in der Kanzlei erwarte. Schon im Flur hörte er ihn
schimpfen.
    »Es ist
mir gleich, ob in der Tinte Äpfel drin sind oder nicht! Schreiben sollen Sie!«
    »Keine
Äpfel, Herr Kommissar, sondern Galläpfel«, sagte eine männliche Stimme.
    »Passen
Sie auf, daß mir nicht die Galläpfel hochkommen, Sie...!«
    Richard
unterdrückte ein Grinsen und betrat den Schreibmaschinensaal der Kanzlei. An
der Fensterseite standen ein gutes Dutzend Pulte. An einem saß ein älterer
Mann; Kommissar Beck sah ihm mit grimmiger Miene über die Schulter. »Ich
hoffe, das wird heute noch was, Schultze!«
    »Sie
wollten mich sprechen?« fragte Richard.
    Beck
reichte ihm einen Text. »Der Entwurf für das Fahndungsplakat. Ich wäre Ihnen
dankbar, wenn Sie keine Änderungswünsche hätten, sonst dauert es noch zwei
Tage länger.«
    »Ich
bitte ergebenst um Verzeihung, Herr Kommissar, aber der Unterschied zwischen
Äpfeln und Galläpfeln ist ein beträchtlicher«, sagte Schultze.
    »Tatsächlich?«
sagte Richard.
    Schultze
nickte. »Galläpfel sind nämlich keine Äpfel, sondern die Auswüchse, die von den
Gallwespen besonders an Eichenblättern hervorgerufen werden, indem das
weibliche Insekt mit seinem Legestachel
    »Himmel
noch mal, Schultze!« fuhr Beck dazwischen.
    »Aber
ich wollte Ihnen doch lediglich erläutern
    Richard
gab Beck das Blatt zurück. »Das ist in Ordnung. An welche Auflage hatten Sie
gedacht?«
    »Einhundert
Stück dürften genügen.«
    »Sehen
Sie!« sagte Schultze. »Bei mehr als fünfzig Abzügen müssen Sie nämlich die
eisenvitriol versetzte Galläpfel-Abkochung mit Gummiarabikum und das gute
Papier aus der unteren Schrankschublade nehmen, damit Sie beim Hektographieren
die Gelatineplatte nachschwärzen können.«
    »Und wo
finden wir dieses Wundermittel?« fragte Richard.
    Schultze
stand auf und verschwand in einem Nebenraum.
    »Der
macht mich wahnsinnig«, schimpfte Beck. »Ehe er einen Buchstaben zu Papier
bringt, hat er einen Roman erzählt.«
    »Seine
Ausführungen lassen immerhin darauf hoffen, daß er mit dem Hektographen besser
umgehen kann als mit der Schreibmaschine«, beschwichtigte Richard. Er
berichtete von seinen Ermittlungen im Rapunzelgäßchen und erkundigte sich nach
der Zufriedenheit Becks mit Schmitt.
    »Im
großen und ganzen ist er zu

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