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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Fall.
    Richard
wurde wach, als der Wagen anhielt. Sein Blick fiel auf ein Wohnhaus und
Stallungen. Hatte er etwa die ganze Fahrt verschlafen? Er knöpfte seinen Mantel
zu und stieg aus. »Es wird nicht allzulange dauern«, sagte er zu dem Kutscher.
    »Jawohl,
Herr Kommissar.«
    Aus den
Ställen drang Hundegebell. In einem Baum saß ein Vogel und sang. Keine
Menschenseele war zu sehen. Richard ging zum Haus, und ihn beschlich ein
ungutes Gefühl. Irgend etwas stimmte nicht. Er sah, daß die Haustür nur
angelehnt war. Als er sie öffnete, hörte er einen Schrei; er kam aus
einem Zimmer am Ende des Flurs. Richard riß die Tür auf, und ihm bot sich ein
makabres Bild: Auf dem Boden lag eine junge Frau, ihre Arme und Beine zuckten,
ihr Atem ging stoßweise, das Gesicht war blau. Vor ihr kniete ein Junge und
versuchte, ihr einen Holzspan in den Mund zu stecken.
    »Briddy!
Halt doch still!« rief er weinend.
    Richard
lief zu ihm hin. »Was ist mit ihr?«
    Der
Junge sah ihn verzweifelt an. Er war höchstens fünfzehn Jahre alt. »Bitte,
gnädiger Herr! Nehmen Sie ihren Kopf.«
    Richard
hatte keine Ahnung, wofür das gut sein sollte, aber er tat es. Der Junge schob
den Span zwischen Briddys Lippen. Sie fing an, um sich zu schlagen. Richard
hielt ihre Arme und Hände fest. Es war unglaublich, wie viel Kraft in den
dünnen Gliedern steckte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Krämpfe
nachließen, dabei waren keine zwei Minuten vergangen. Ihr Körper wurde schlaff,
das Holz fiel aus ihrem Mund.
    »Jetzt
wacht sie gleich auf«, sagte der Junge erleichtert.
    Richard
fegte ihr die Hand auf die Stirn und fühlte den Puls. Er hob sie auf und
bettete sie auf ein Sofa, das neben der Tür stand. Der Junge wischte sich den
Schweiß vom Gesicht. »Haben Sie vielen Dank, gnädiger Herr. Darf ich bitte
fragen, wer Sie sind?«
    »Richard
Biddling. Ich komme aus Frankfurt und wollte zu Herrn Hopf.«
    »Ich
heiße Benno.« Er sah zu der jungen Frau. »Das ist meine Schwester Briddy. Wir
sind bei Herrn Hopf angestellt.«
    »Und wo
ist Herr Hopf?«
    »Der
gnädige Herr ist ausgeritten.«
    »Ist
sonst noch jemand im Haus?«
    »Nein.«
    Richard
zeigte auf Briddy. »Ich wäre dir für eine Erklärung dankbar.«
    »Sie
hat das einmal oder zweimal in der Woche, aber so schlimm war es noch nie. Der gnädige
Herr sagt, sie muß ein Holz zwischen die Zähne nehmen, damit sie sich nicht die
Zunge abbeißt.«
    Briddy
stöhnte und öffnete die Augen. »Wo bin ich?«
    Benno
strich ihr übers Haar. »Du hattest einen schlimmen Anfall. Aber jetzt ist es
wieder gut.«
    »Was
denn für einen Anfall? Mein Kopf tut so weh.«
    »Soll
ich dir deine Arznei holen?«
    »Ja.«
Sie sah Richard und erschrak.
    »Das
ist Herr Biddling aus Frankfurt. Ein Bekannter vom gnädigen Herrn. Er hat mir
geholfen«, sagte Benno und ging hinaus.
    »Geholfen?«
Sie versuchte, sich aufzurichten. »Ich muß in die Küche, den Nachmittagskaffee
vorbereiten.«
    »Der
Kaffee kann warten«, sagte Richard.
    »Sie
haben ja noch gar nicht abgelegt!«
    Richard
zog seinen Mantel aus. »Zufrieden?«
    »Aber
der gnädige Herr
    »Ich
werde es Herrn Hopf erklären.«
    Sie sah
ihn erstaunt an. »Was werden Sie ihm erklären?«
    »Ja,
wissen Sie denn nicht, was geschehen ist?«
    »Nein.
Was?«
    »Sie
kann sich nie daran erinnern«, sagte Benno von der Tür. Er gab seiner Schwester
ein braunes Fläschchen und ein Glas Wasser. Briddy zählte fünf Tropfen ab.
    Richard
las das Etikett. 'Bell. D6 dil. Was ist das?«
    Briddy
zuckte mit den Schultern. »Der gnädige Herr sagt, es hilft mir.«
    »Der
gnädige Herr kennt sich aus«, sagte Benno. »Er hat einen ganzen Schrank voll
mit solchen Fläschchen, und die Hunde werden von seiner Arznei immer ganz
schnell wieder gesund.«
    Richard
konnte es nicht fassen: Verabreichte Hopf seinem Personal etwa Hundearznei?
Briddy stellte das leere Glas beiseite. »Ich bin schrecklich müde.«
    »Wann
wollte Herr Hopf zurücksein?« fragte Richard.
    »Eigentlich
zum Nachmittagskaffee«, sagte Benno. »Aber manchmal kommt er auch später.«
    Auf
Briddys Stirn sammelte sich Schweiß. Sie schloß die Augen.
    »Ich
schlage vor, du holst einen Arzt«, sagte Richard zu dem Jungen. »Du kannst mit
meiner Droschke fahren. Sie steht vor der Tür.«
    Benno
setzte an, etwas zu erwidern, aber als er Richards
    Blick
sah, nickte er und ging. Kurz darauf war Briddy eingeschlafen.
    Richard
schaute sich in dem spärlich möblierten Raum um, aber bis auf ein paar
Photographien auf

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