Hahn, Nikola
Treffen samstags darauf haben wir uns ungefähr eine Stunde in seinem
Kontor aufgehalten, und, nachdem das Geschäftliche geregelt war, ein wenig
Zerstreuung gesucht. Ist die Aussage jetzt detailliert genug?«
Richard
fiel es wie Schuppen von den Augen. »Sie waren mit ihm in der Laterna
Magica!«
»Schau
an: Fräulein Zilly hat geplaudert. «
»Von
wem ging der Wunsch aus, dieses Etablissement zu besuchen?«
»Ihrem
Akzent entnehme ich, daß Sie von diesem Etablissement nichts halten.«
»Sie
etwa?«
»Die Dienste,
die Zilly und ihresgleichen leisten, ersparen mancher Ehefrau die abendlichen
Migräneanfälle.«
»Litt
Ihre verstorbene Gattin auch daran?« Die Bemerkung war taktlos, aber Richard
ging seine blasierte Art auf die Nerven.
Hopf
verzog keine Miene. »Es war meine Idee, aber ich müßte lügen, wenn ich
behauptete, sie hätte Hermann nicht gefallen.«
»Was
geschah nach dem Besuch in der Laterna?«
»Ich
bin zurück nach Niederhöchstadt gefahren. Was Lichtenstein machte, entzieht
sich meiner Kenntnis. Ich kann Ihnen nicht mal sagen, ob er noch bei Zilly war,
als ich das Bordell verließ.«
»Wo
waren Sie am vergangenen Freitag mittag?«
»Das
fragen Sie am besten Ihre Frau, Kommissar.«
»Lassen
Sie Victoria aus dem Spiel!«
»Wie
könnte ich? Ihre Frau und Ihre Töchter
»Sie
fuhren erst mittags von Frankfurt los. Zu einer Zeit also, als Lichtenstein
bereits tot war!«
»Spielen
Sie etwa auf meinen Ausritt an?«
Richard
hatte keine Ahnung, was er meinte. »Ich will von Ihnen wissen, wo Sie am 26.
Februar in der Zeit zwischen zwölf und ein Uhr mittags waren!«
»Auf
einem Pferd im Regen unterwegs, wie Ihnen Ihre Tochter Flora sicher berichtet
hat.«
»Wo
unterwegs?«
»In der
Gegend um Steinbach.« Er lächelte. »Selbstverständlich hätte ich auch nach
Frankfurt reiten können. Aber nennen Sie mir einen Grund, warum ich einen guten
Geschäftsfreund erschlagen sollte.«
»Gerade
eben sagten Sie, daß Sie Lichtenstein nur zweimal gesehen haben.«
»Dreimal«,
verbesserte Hopf. »Gräfin von Tennitz ist eine bemerkenswerte Frau. Werden Sie
am Freitag mit Ihrer Gattin zu ihrer Geburtstagsfeier kommen?«
»Sofern
es meine Zeit zuläßt.« Richard mochte Cornelia, aber für ihre minuziös
inszenierten Geselligkeiten hatte er nichts übrig.
»Sie
können gern meine Kleider zur Untersuchung mitnehmen«, sagte Hopf.
»Wozu?«
»In der
Zeitung stand, daß man den armen Lichtenstein so fürchterlich malträtiert hat,
daß sich sein Blut im halben Geschäftslokal verteilte. Und demzufolge auch auf
den Kleidern des Mörders zu finden sein müßte, nicht wahr? Ihre Frau und Ihre
Töchter werden Ihnen bestätigen, daß ich keine Zeit hatte, mich vor ihrer
Ankunft umzuziehen.« Bevor Richard etwas sagen konnte, schellte Hopf nach
Briddy und trug ihr auf, seinen Reitdreß vom Freitag zu bringen.
»Verzeihen
Sie. Ich kam noch nicht dazu, die Sachen zu reinigen, gnädiger Herr.«
»Um so
besser, meine Liebe! Händigen Sie bitte alles Herrn Kommissar Biddling aus.
Schließlich wollen wir die Arbeit der Polizei bestmöglich fördern, oder?«
Briddy knickste
und ging hinaus. Kurz darauf brachte sie ein in Zeitungspapier eingeschlagenes
Päckchen herein. Hopf lächelte. »Ich kann allerdings nicht ausschließen, daß
sich ein bißchen Hammelblut daran befindet.«
»Der
Gerichtschemiker kann das ausscheiden«, sagte Richard.
»Es
könnte auch Affenblut sein, da ich neulich im Frankfurter Zoo etwas
unvorsichtig war.«
Richard
hatte genug von seinen Spielchen. Wortlos trank er seinen Kaffee und stand auf.
»Keine
Fragen mehr, Herr Kommissar?« amüsierte sich Hopf.
»Wenn
ich weitere Fragen habe, werde ich es Sie wissen lassen.«
»Das
beruhigt mich. Ich zerbrach mir nämlich gerade den Kopf, welches Alibi ich
Ihnen für den achtzehnten Januar anbieten könnte. Oder wurde die Akte Pokorny
& Wittekind zwischenzeitlich geschlossen?«
»Was
soll das?« fragte Richard scharf. »Woher wissen Sie...«
»...daß
Sie in der Sache ermitteln? Sagen wir mal, eine gemeinsame Bekannte hat mir
verraten, daß Sie nicht an einen Unfall glauben. Mich würde interessieren
»Ich gebe
keine Auskunft über laufende Ermittlungsverfahren! Davon abgesehen, wüßte ich
nicht, warum ich Sie in dieser Sache verdächtigen sollte!«
»Ich
weiß auch nicht, warum Sie mich in der Sache Lichtenstein verdächtigen, Herr
Kommissar.«
»Wer
ist diese Bekannte?«
»Sie
werden verstehen, daß auch ich eine gewisse
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