Hahn, Nikola
Ich habe mir erlaubt, nachzusehen.«
»Und
was haben Sie herausgefunden?«
Richard
zeigte auf die Blechdosen. »Ich fürchte, Sie haben sich Kohorten von Mäusen ins
Haus geholt.«
»Woher
wollen Sie wissen, daß ich damit nicht einen Zweck verfolge?«
»Hat
dieser Zweck etwas mit dem abgesperrten Keller zu tun?«
»Sie
können Ihre Profession wahrlich nicht leugnen, Kommissar.«
»Ich frage
mich, woher Sie meine Profession überhaupt kennen, Herr Hopf.«
»Hat
Ihre Frau Ihnen nicht erzählt, daß sie mich vorgestern besucht hat? Zusammen
mit Ihren beiden reizenden Töchtern.«
Daß er
seine Familie ins Spiel brachte, gefiel Richard nicht.
»Benno
sagte mir, daß ein Herr Biddling gekommen sei«, sagte Hopf amüsiert, als
Richard schwieg. »Den Rest konnte ich mir unschwer zusammenreimen. Sie sind
wegen Lichtenstein hier, stimmt's?«
»Ich
frage mich, welche wertvollen Dinge Sie in Ihrem Keller aufbewahren, daß Sie
den Zugang derart sichern.«
»Genügt
es, wenn ich Ihnen sage, daß es nichts mit dem Mord an Hermann Lichtenstein zu
tun hat?«
»Es
würde mich trotzdem interessieren.«
»Ein
Mensch ohne Geheimnisse läuft Gefahr, langweilig zu werden.«
»Aus
den Umständen schließe ich, daß Ihnen diese Erkenntnis erst nach Lichtensteins
Tod gekommen ist.«
Hopf
grinste. »Inwiefern?«
»Das
Schloß ist neu.«
»Das
alte mußte ich leider gewaltsam entfernen, weil ich den zugehörigen Schlüssel
verloren habe. Ich schlage vor, wir setzen das Gespräch in angenehmerer
Umgebung fort.« Hopf ging zur Treppe. Richard folgte ihm mit gemischten
Gefühlen.
Aus dem
Salon kamen ihnen Briddy und Benno entgegen. Briddy hatte Richards Mantel in
der Hand. »Der gnädige Herr hat gesagt, ein Arzt ist nicht notwendig«, sagte
Benno und verschwand nach draußen.
Hopf
sah Richard an. »Ihre Sorge in Ehren: Wie Sie sehen, geht es Briddy wieder gut.
Ich habe mir erlaubt, Dr. Portmann in Ihrer Droschke zurückfahren zu lassen.«
»Soll ich
Kaffee bringen, gnädiger Herr?« fragte Briddy.
Hopf
nickte. »Oder wollen Sie lieber Tee?«
Richard
schüttelte den Kopf. »Woher kennen Sie Hermann Lichtenstein?« fragte er, als
sie alleine waren.
»Er
wurde mir im vergangenen November im Haus Ihrer Schwägerin, Cornelia Gräfin von
Tennitz, vorgestellt. Anfang Februar kontaktierte er mich, weil er für seine
Tochter einen Japanischen Chin kaufen wollte. Ich suchte ihn zweimal in seinem
Geschäftslokal auf, und zwar am Montag, dem fünfzehnten, und am Samstag, dem
zwanzigsten Februar, jeweils in den frühen Abendstunden. Außer uns war niemand
anwesend. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
Seine
Antwort klang zu geschliffen, um Richard zu überzeugen. Er nahm das
Arzneifläschchen vom Tisch. »Das muß ja ein wahres Wundermittel sein.«
»Belladonna
mindert die Nachwirkungen eines Fallsuchtsanfalls rasch und nachhaltend.«
Richard
war fassungslos. »Sie haben Briddy Gift gegeben?«
Hopf
grinste. »Schon mal was von Homöopathie gehört, Herr Kommissar?«
»Das
wenden Sie bei Mensch und Tier wohl gleichermaßen an!«
»Warum
nicht? Obwohl bei Hunden Bromkalium besser anschlägt.« Er nahm Richard das
Fläschchen ab. Sein Handrücken war voller blutiger Schrammen.
»Meine
Hunde sind ab und zu etwas ungestüm«, sagte er, als er Richards Blick bemerkte.
»Schon Paracelsus sagte: Allein die Dosis macht es, daß ein Ding kein Gift
ist. Davon abgesehen, wäre es dumm, gutes Personal zu vergiften, so schwer,
wie es heutzutage ist, adäquaten Ersatz zu finden, meinen Sie nicht?«
»Ich
finde das nicht amüsant, Herr Hopf.«
»Meines
Wissens ist Lichtenstein nicht vergiftet, sondern erschlagen worden.«
»Sind
Sie mit ihm einig geworden?«
»Worüber?«
Ȇber
diesen Hund!«
»Sicher.«
Richard
ärgerte sich über seinen süffisanten Ton. »Könnten Sie vielleicht ein wenig
detaillierter antworten?«
Briddy
brachte den Kaffee. »Kommissar Biddling interessiert es brennend, was ich im
hinteren Keller aufbewahre«, sagte Hopf. »Und warum er abgeschlossen ist. Sagst
du es ihm bitte?«
»Der
Weinkeller. Ich habe mal mit Benno, nun... ein bißchen probiert.«
»Stockbetrunken
wart ihr!« sagte Hopf. Briddy bekam einen roten Kopf. Sie goß Kaffee ein und
verschwand.
»Mein
erster Besuch bei Lichtenstein dauerte kaum eine Viertelstunde, da ich noch
anderweitige Termine hatte«, sagte Hopf. »Sie werden es mir hoffentlich
nachsehen, daß ich nicht mit präzisen Uhrzeiten aufwarten kann. Bei unserem
zweiten
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