Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
Vom Netzwerk:
Lichtenstein mir nach der ersten
    Stunde
geben. Seine Frau sollte die Entscheidung darüber haben. Er wollte es ihr am zwanzigsten
Verlobungstag sagen. Aber...«
    »...vorher
schlug ihm zufällig jemand den Schädel ein. Eine gute Ausrede, fürwahr.«
    Sie
setzte sich kerzengerade auf ihren Stuhl. »Das ist die Wahrheit!«
    »Tatsächlich?
Und welchen Grund gab es, ebendiese Wahrheit zu leugnen?«
    »Ich
möchte nicht in die Sache hineingezogen werden.«
    »Sie
sind schon mittendrin.« Er zeigte auf die Münze. »Was wollten Sie an
Lichtensteins Tür?«
    »Ich
habe alles gesagt.«
    »Sie
haben versucht, ein amtliches Siegel zu brechen!«
    »Sie
wissen, ich habe nichts angerührt.«
    Beck
glaubte nicht daran, daß eine Frau an dem Mord beteiligt war, und er sah
keinen Grund, seine Meinung zu ändern. Aber diese Person log. Und sie hatte den
gleichen Tonfall an sich wie Theodora! Einen Ton, den er haßte, weil er jeden
Sieg in eine Niederlage kehrte.
    »Kann
ich gehen?« fragte sie.
    »Nicht,
bevor ich eine plausible Erklärung habe, warum Sie sonntags nachmittags mit
zwanzig Mark in der Hand vor einer versiegelten Tür auf und ab spazieren!«
    Sie
schwieg.
    »Wo
waren Sie am Freitag zwischen zwölf und ein Uhr?«
    »Zu
Tisch.«
    »Mit
wem?«
    »Allein.«
    »Wo?«
    »In dem
Lokal gegenüber vom Warenhaus Schmonker.«
    »Von
Schmonker bis zu Lichtensteins Geschäft sind es nur wenige Minuten.«
    »Sie
können meine Kolleginnen fragen.«
    »Was
wollten Sie mit dem Geld vor Lichtensteins Tür?«
    »Nichts.«
    Er
schlug mit der Faust auf den Tisch. »Hören Sie auf mit Ihrem verdammten
Nichts!«
    Sie
zeigte Angst, und Beck war geneigt, das Spiel zu beenden. Im Prinzip interessierte
sie ihn nicht. Mochte Biddling sich um sie kümmern. Aber ein kleiner Denkzettel
für ihre Lügen konnte nicht schaden. Er ging zur Tür und rief nach der Wache.
Ein Schutzmann eilte herbei. »Was kann ich für Sie tun, Herr Kommissar Beck?«
    »Bringen
Sie diese Person ins Gewahrsam.«
    »Jawohl,
Herr Kommissar!«
    »Lassen
Sie mich gehen. Ich verliere meine Arbeit.«
    Sie
sagte nicht einmal Bitte. Nicht einmal das! »Ich komme in einer Stunde vorbei.
Bis dahin haben Sie Zeit, sich zu überlegen, was Sie wirklich von Lichtenstein
wollten.«
    Sie
setzte an, etwas zu entgegnen, aber Beck schloß die Tür. Er ging zum
Telephonapparat. Ja sicher, sagte Lichtensteins Witwe, mit ihrem
Klavierfräulein sei sie schon länger unzufrieden. Ja, darüber habe sie vor
einiger Zeit mit ihrem Mann gesprochen. Nein, er habe nichts von einer Annonce
erwähnt. Eine Anna Frick kenne sie nicht. Aber das habe Kommissar Biddling sie
auch schon gefragt. Beck beendete das Gespräch und ließ sich mit der
Anzeigenabteilung der Frankfurter Zeitun g verbinden, wo man ihm
bestätigte, daß Hermann Lichtenstein in der vorvergangenen Woche eine
chiffrierte Annonce nach einer Pianolehrerin aufgegeben hatte.
    Offenbar
hatte Anna Frick die Wahrheit gesagt. Trotzdem ergab das Ganze keinen Sinn.
Wenn dieses Treffen harmlos gewesen war: Warum hatte sie es so hartnäckig
geleugnet? Beck fixierte die Münze. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er ging in
Biddlings Büro und suchte Lichtensteins Kassenbuch aus den sichergestellten
Unterlagen heraus. Es dauerte nicht lange, bis er fündig wurde.
    Anna
Frick saß auf der Pritsche und starrte die Wand an, als Beck zu ihr in die
Zelle kam. »Haben Sie sich zu einer Erklärung durchgerungen, die Ihnen ein
Staatsanwalt abnimmt?«
    Sie sah
ihn an. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was es zu sagen gab.«
    Er
legte ihr das Kassenbuch hin. »Brauchen Sie Ihre Brille, oder verstehen Sie den
Hinweis auch so?«
    »Welchen
Hinweis?« fragte sie, ohne das Buch anzusehen.
    Er
hielt es ihr vors Gesicht. »Sie sind doch Angestellte? Dann wissen Sie auch,
was das ist, oder? Eine Kassenabrechnung, gnädiges Fräulein! Soll ich Ihnen
sagen, was unter Samstag, zwanzigster Februar, in dieser Abrechnung verbucht
ist? Ein Fehlbetrag von zwanzig Mark. Muß ich noch weiterreden?«
    Sie
drehte den Kopf weg und schwieg. Er warf das Buch auf die Pritsche und faßte
sie am Arm. »Sie haben Geld aus Lichtensteins Kasse genommen! Und heute wollten
Sie es heimlich wieder zurückbringen.«
    »Sie
tun mir weh.«
    »Verdammt
noch mal! Haben Sie gehört, was ich gesagt habe? Sie haben den Mann, der Ihnen
eine Stellung angeboten hat, hinterlistig bestohlen!«
    »Ich
hätte es ihm bald zurückgegeben.« Sie sprach so leise, daß Beck Mühe hatte, die
Worte zu verstehen.
    »Aber

Weitere Kostenlose Bücher