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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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sich der Dreckskerl
noch als Samariter gefühlt, weil er ihr die Dummheit bescheinigt und das
Zuchthaus erspart hat!«
    Richard
sah ihn überrascht an. »Sind Sie sicher, daß Sie mir alles gesagt haben?«
    »Ja«,
entgegnete er mürrisch.
    »Die
Sache scheint Ihnen nahezugehen.«
    »Herrgott
noch mal! Ich hasse diese Hurenböcke, die Kinder in die Welt setzen und sich
hinterher vor der Verantwortung drücken!« Er stand auf. »Sie sagten, Polizeirat
Franck erwartet uns.«
    Richard
nickte. Ihm wurde bewußt, daß er nicht das Geringste über Beck wußte. Nicht
einmal, ob er verheiratet war und Kinder hatte.
    Das
erste, was Richard in Polizeirat Francks Büro sah, war eins von Becks
Fahndungsplakaten. Es lag auf dem Schreibtisch, und der Polizeirat betrachtete es
mit einem Blick, als handele es sich um eine verweste Leiche. »Meine Herren!
Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mir erläutern würden, was diese Aktion hier
soll.«
    Richard
war sprachlos. Mit allem hatte er gerechnet, damit nicht.
    »Es
handelt sich um eine Suchmeldung nach einem Mann, der für uns nach dem
derzeitigen Ermittlungsstand als Verdächtiger in der Mordsache Lichtenstein in
Frage kommt«, sagte Beck. »Da polizeiinterne Maßnahmen nicht zum Erfolg geführt
haben, erhoffen wir uns
    »Sie
können nicht selbstherrlich die ganze Stadt plakatieren, wie es Ihnen gerade
einfällt. Und schon gar nicht, ohne mich vorher darüber zu informieren!«
    »Da Sie
nicht erreichbar waren und in Anbetracht der Dringlichkeit habe ich mir
erlaubt, die Plakatierung anzuordnen«, sagte Richard. Er berichtete von den
Ermittlungen zu Oskar Bruno Groß. »Ich versichere Ihnen, daß der Fahndungstext
den gesetzlichen Vorschriften genügt.«
    »Darum
geht es nicht«, entgegnete Franck. »Wie stehe ich da, wenn mich Bürger dieser
Stadt oder, noch schlimmer, irgendwelche Pressevertreter zu Vorkommnissen
innerhalb meiner Abteilung fragen, von denen ich nichts weiß?«
    »Die
Presse wurde bereits informiert«, sagte Richard. »Entsprechende Meldungen
dürften in sämtlichen Morgenausgaben erscheinen.«
    Franck
sah Beck an. »Was war gestern abend im Polizeigefängnis los?«
    Beck
wiederholte, was er zuvor Richard berichtet hatte.
    »Soll
das heißen, Sie haben sie für einen Diebstahl eingesperrt, den sie nicht
begangen hat?«
    »Ja.«
    »Hat
sie das Siegel beschädigt?«
    »Nein.«
    »Versuchte
sie zu fliehen? Oder hat sie ihre Identität verheimlicht?«
    Beck
schüttelte den Kopf.
    »Es
trafen also weder die Voraussetzungen für eine vorläufige Festnahme zu, noch
lag überhaupt eine Straftat vor«, sagte Franck gereizt.
    Beck
setzte an, etwas zu erwidern, aber Richard fiel ihm ins Wort. »Wir haben
Unterlagen, nach denen sich Anna Frick aus nicht bekannten Gründen mit dem
Mordopfer traf. Ich hatte sie dazu gestern morgen befragt; ihre Angaben waren
widersprüchlich. Daß sie sich wenige Stunden danach am Tatort zu schaffen
machte, begründete nicht nur den Verdacht einer Täterschaft oder Teilnahme,
sondern auch den einer Verdunkelungshandlung. Die von Kommissar Beck
durchgeführten Maßnahmen waren also rechtlich zulässig. Ob sich der Verdacht
gegen sie konkretisieren läßt, werden wir erfahren, sobald wir sie
daktyloskopiert und die Abdrücke mit der sichergestellten Spur an Lichtensteins
Hemd verglichen haben.«
    Franck
verzog das Gesicht. »Sie wissen, was ich von diesem Schnickschnack halte.« Er
wandte sich an Beck. »Sie hätten Sorge dafür tragen müssen, daß das dumme
Weibsbild erst gar keine Möglichkeit findet, sich zu massakrieren! Heute trifft
der neue Polizeipräsident ein. Soll er denken, daß ich über ein Tollhaus
herrsche?«
    »Im
Moment finde ich es wichtiger, daß Anna Frick überlebt«, bemerkte Richard.
    »...und
daß sie den Mund hält«, ergänzte Franck. »Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu
erklären, welche Unannehmlichkeiten das nach sich ziehen könnte, sollte diese
Person behaupten, Beck hätte sie bedrängt oder sonst was mit ihr angestellt.
Die Damen der diversen frauenrechtlichen Vereinigungen in dieser Stadt warten
geradezu auf so was! Von der Presse ganz zu schweigen! Schlimm genug, daß man
mich zur Anstellung dieser Polizeiassistentin genötigt hat.« Er sah Beck an.
»Ich werde Sie aus der Schußlinie nehmen und mit einer anderen Aufgabe
betrauen.« Beck wurde blaß.
    »Ich
bitte zu bedenken, daß Kommissar Beck fest in die Ermittlungen eingebunden
ist«, sagte Richard. »Ihn durch einen sachunkundigen Beamten zu ersetzen,

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