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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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hier und möchte dir ein paar
Fragen zu Hermann Lichtenstein stellen. Du warst Kundin bei ihm?«
    »Nicht
nur das.« Sie wies auf zwei Korbstühle, die unter einer ausladenden Palme
standen.
    Richard
setzte sich. »Wie darf ich das verstehen?«
    Sie
lächelte. »Würdest du meinen Einladungen ab und zu Folge leisten, wüßtest du, daß
Hermann Lichtenstein und seine Frau mehrfach meine Gäste waren.«
    »Ich
weiß immerhin, daß er im November dein Gast war. Zusammen mit dem Hundezüchter
Karl Hopf aus Niederhöchstadt. Zumindest hat das Hopf behauptet. Wie gut kennst
du ihn?«
    »Wen?
Hermann Lichtenstein oder Karl Hopf?«
    »Beide.«
    »Hermann
Lichtenstein war eine Bekanntschaft, Karl ist ein guter Freund.« Sie verzog
amüsiert das Gesicht. »Die Antwort scheint dir nicht zu gefallen?«
    »Wann
hast du Lichtenstein zuletzt gesehen?« fragte Richard.
    »Vor
zwei oder drei Wochen. Ich trage mich mit dem Gedanken, einen neuen Flügel
anzuschaffen.«
    »Ist
dir an ihm irgend etwas Besonderes aufgefallen?«
    Sie
überlegte. »Nicht, daß ich wüßte. Gibt es einen Grund für diese Frage?«
    »Sollte
es einen geben?«
    »Was
hat Karl mit der Sache zu tun?«
    »Er war
mit Lichtenstein bekannt, und ich habe ihn befragt. Genau wie dich.«
    »Worüber,
brauche ich nicht zu fragen, da ich ohnehin keine Antwort bekomme.«
    Er
lächelte. »Richtig.«
    »Hast
du schon Polizeiassistentin Rothe kennengelernt?«
    »Ja.
Warum?«
    »Es
interessiert mich, was für ein Mensch sie ist.«
    Richard
zuckte mit den Schultern. »Ich kann dir nicht viel mehr sagen, als daß sie in
der Fürsorge bei der Sittenpolizei arbeitet.«
    »Das
weiß ich, mein Lieber. Immerhin bin ich nicht ganz unschuldig daran, obwohl
ich es lieber gesehen hätte, wenn die Stelle mit einer Beamtin unseres Vereins
besetzt worden wäre. Was schaust du so verkniffen? Mißfällt es dir, deine
Dienstgeheimnisse mit einer Frau zu teilen?«
    »Mir mißfällt
es, wie du Politik machst. Aber das Thema haben wir ja schon bei anderer
Gelegenheit diskutiert.«
    "Wenn
aber die Gewaltigen klug sind, so gedeiht die Stadt. Das hat Sirach schon vor mehr als zweitausend Jahren gewußt. Die apokryphen
Schriften des Alten Testaments sind übrigens Thema meines nächsten
Lesungsabends, zu dem ich dich herzlich, wenn auch vergeblich, einlade.«
    »Deine
Lektüre ist selbst Victoria zu kompliziert.«
    »Ach
ja?«
    Richard
stand auf. »Ich muß noch zu Maria und Theodor.«
    »Grüße
meinen Bruder von mir.«
    »Sicher.«
    »Beiß
dir die Zunge nicht dabei ab«, sagte sie amüsiert.
    Theodor
Hortacker und seine Familie wohnten zwei Straßen entfernt. Richard mochte weder
das mit wuchtigen Säulen und reichlich Ornamentik versehene Haus noch dessen
Bewohner. Maria und Theodor Hortacker liebten es, ihren Reichtum zur Schau zu
stellen. Victorias Schwester empfing ihn im Renaissance-Salon, einem mit
Teppichen, Brokat und Möbeln überladenen Saal. Richard war sich sicher, daß
das Rosenholzsofa, auf dem Maria ihn Platz zu nehmen bat, mehr gekostet hatte
als seine gesamte Wohnungseinrichtung in der Fichardstraße. Maria bedauerte,
daß Theodor außer Haus sei. Richard notierte ihre Antworten auf seine Fragen
und war froh, als er gehen konnte.
    Er
überlegte, ob er noch mal ins Präsidium fahren sollte und entschied sich
dagegen. Beck könnte es als Kontrolle auffassen, und er wollte das Vertrauen,
das sich zwischen ihnen zu entwickeln begann, nicht gleich wieder zerstören. Er
trug dem Kutscher auf, Hopfs Kleider in Dr. Popps Labor zu bringen und ging zu
Fuß nach Hause. Er war überrascht, Victoria nicht in der Bibliothek, sondern im
Ankleidezimmer vorzufinden. Ihr Haar war zu einer eleganten Frisur gesteckt.
Louise half ihr in ein rosefarbenes Abendkleid.
    »Gehst
du zum Souper?« fragte er lächelnd.
    »Nein,
in die Oper. Zusammen mit David und Vicki. Es wäre schön, wenn du uns begleiten
würdest.«
    Er
küßte sie auf die Stirn. »Der Tag war anstrengend. Ich bin müde.«
    »Du
bist immer müde.« Es klang resigniert.
    »Ich
verspreche
    »Sag
nichts, was du doch nicht hältst.« Sie berührte seine Wange. »Im Grunde würde
es mir schon genügen, wenn du mich ein wenig mehr an deinem Leben teilhaben
ließest. So wie früher.«
    »Ja«,
sagte er, obwohl er wußte, daß er es nicht konnte. Nicht in diesem Fall. Er
wünschte ihr einen schönen Abend und sagte Louise, daß er für niemanden mehr zu
sprechen sei.
    »Gestern
abend war ein Fräulein Rothe für Sie da«, sagte Louise, als sie ihn

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