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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Gegenüberstellung
mit Groß vornehmen zu können.«
    »Ja,
Herr Kommissar.«
    Richard
lächelte, als er sein angespanntes Gesicht sah. »Sie haben selbstverständlich
Schmitt und die beiden Schutzleute zu Ihrer Verfügung. Fräulein Koobs bringen
Sie in Becks Büro und rufen mich von dort aus an. Auch alle anderen Informationen
bitte ich telephonisch durchzugeben.«
    »Damit
Herr Groß sie nicht hört?«
    »Richtig.
Sie sind mir persönlich für die ordnungsgemäße Durchführung der Maßnahmen
verantwortlich.«
    »Jawohl,
Herr Kommissar!«
    Richard
sah ihm amüsiert nach. Der Junge war alles andere als dumm, aber er brauchte
dringend mehr Selbstvertrauen.
    Laura
Rothe hatte gerade das dritte Blatt in die Maschine eingespannt, als das
Telephon klingelte. Keinen Schritt waren sie vorangekommen! Nicht einmal der
Vorhalt, daß es in Offenbach keinen Gastwirt namens Schumann gebe, hatte Groß
bewegen können, seine Aussage zu korrigieren. Richard nahm das Gespräch
entgegen und sah Groß an. »Ich werde mir jetzt anhören, was Ihre Braut zu der
Sache zu sagen hat.«
    »Sicher
nichts, das Sie sich erhoffen«, entgegnete er mit unbewegter Miene.
    Elisa
Koobs stand neben Paul Heusohn am Fenster in Becks Büro. Sie war eine dünne,
blasse Person, und ihre Hände waren feucht vor Aufregung. Richard sagte ihr,
warum sie geholt worden war und fragte nach ihrem Beruf und ihrer Beziehung zu
Groß.
    »Ich
arbeite als Näherin und bin seit dem 10. Oktober 1903
    mit
Herrn Oskar Bruno Groß verlobt. Wir beabsichtigen, im März zu heiraten«, sagte
sie steif.
    »Als
Verlobte von Herrn Groß steht Ihnen das Zeugnisverweigerungsrecht zu«,
erklärte Richard. »Das bedeutet, daß Sie zur Sache nichts zu sagen brauchen.«
    »Ich
habe nichts zu verbergen.«
    Paul
Heusohn zeigte auf eine Männerhose. »Herr Groß hat heute früh eine Flasche
Salmiakgeist gekauft und seine Beinkleider damit gereinigt.«
    »Ich
erbot, die Arbeit für ihn zu tun, aber er sagte, daß er das selbst machen
will«, fügte Elisa Koobs hinzu.
    Richard
untersuchte das Kleidungsstück. Am rechten Bein sah er zwei bräunliche
Anhaftungen. »Hat Herr Groß Ihnen etwas zur Herkunft der Verschmutzung gesagt?«
    »Nein.«
    Richard
sah Paul Heusohn an. »Bitte holen Sie den Manschettenknopf. Ist Ihnen bekannt,
daß Groß unter Ihrem Namen in der Rohrbachstraße wohnt?« wandte er sich an
Elisa Koobs.
    »Ja«,
sagte sie verlegen. »Er fragte mich, ob ich etwas dagegen hätte, und weil wir
verlobt sind, dachte ich - das ist doch nicht etwa gegen das Gesetz?«
    »Hat er
Ihnen einen Grund dafür genannt?«
    »Er
befürchtete, eine Dummheit, die er früher mal gemacht hat, könnte ihm in seiner
neuen Profession zum Nachteil gereichen. Er hat sich nämlich vor kurzem als
Klavieragent selbständig gemacht. «
    »Er
behauptet, daß Sie ihm Geld gegeben haben.«
    »Fünfhundert
Mark, ja. Ich bat ihn, Aussteuer für unsere bevorstehende Hochzeit zu kaufen.«
    Richard
dachte an Dr. Popps Bemerkungen. War es denkbar, daß Groß den Überfall mit
seiner Verlobten zusammen gemacht hatte? »Woher haben Sie soviel Geld,
Fräulein Koobs?«
    »Dreißig
Mark habe ich angespart. Bei dem Rest handelt es sich um das Erbe meiner
Eltern.«
    Paul
Heusohn kam zurück. Richard hielt Elisa Koobs den Manschettenknopf hin. »Gehört
der vielleicht Herrn Groß?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Perlmutt trägt er nicht.«
    »Wann
haben Sie Herrn Groß zuletzt gesehen?«
    »Heute
vormittag.«
    »Und
davor?«
    Sie
überlegte. »Freitag abend. Da saß er mit mir und meiner Schwester zusammen.«
    »Freitag
abend? Da war der Mord an Lichtenstein schon bekannt!«
    »Ja.
Wir haben beim Abendessen darüber gesprochen. Bruno sagte, daß die Mörder sicher
schon über alle Berge sind.«
    »Hatten
Sie den Eindruck, daß er nervös oder irgendwie anders war als sonst?«
    »Nein,
wirklich nicht. Er war wie immer. Wissen Sie, er ist ein sehr höflicher und
gebildeter Mann.«
    »Wann
ging er?«
    »Ich
glaube, gegen zehn Uhr.« Sie sah auf ihre Hände. »Er ist am Wochenende oft
geschäftlich unterwegs.«
    Richard
war sich sicher, daß sie ahnte, worin diese Geschäfte bestanden. »Wo waren Sie
am vergangenen Freitag?«
    »Ich
habe zu Hause gearbeitet. Bis Bruno kam.«
    »Gibt es
dafür Zeugen?«
    »Zum
Nachmittagskaffee war eine Nachbarin da. Und morgens der Milchmann.«
    Ein
ausreichendes Alibi war das nicht. Richard sagte ihr, daß er sie für
Vergleichszwecke photographieren und ihre Fingerabdrücke abnehmen

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