HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
in diesem Augenblick machte er sich seine Gedanken. Larissa war ein Wesen mit einem großen Herzen, sie war sanft und gutmütig, und damals hatte er sich auf der Stelle in sie verliebt. Seit drei Jahren waren sie nun verheiratet, in dieser Zeit hatte er niemals bezweifelt, dass sie ihm die Treue hielt. Auch wenn sein Job als Polizist ihm so manche Entbehrung und eine knappe Freizeit bescherte, stand sie doch zu ihm und stärkte ihm stets den Rücken.
So war es ein Schock am Morgen, dass Larissa offenbar mit jemandem ein Geheimnis teilte. Womöglich, machte er sich Mut, sprach sie mit einer Kollegin aus der Kindertagesstätte „Rappelkiste“ aus Waldbreitbach, in der sie arbeitete. Vielleicht planten sie eine Überraschung für jemanden. Udo Reuschenbach erklärte sich seine Sorgen mit dem beruflich bedingten Misstrauen, das man ihm in all den Jahren bei der Polizei anerzogen hatte. Er legte eine Hand auf die Türklinke zur Küche und drückte sie energisch nieder. Die Tür öffnete sich, und er war mit einem Satz im Raum. Das kleine Küchenradio dudelte einen Sommerhit. Die Sonne drang durch die Fenster in die große Wohnküche. Staubpartikel tanzten in der Sonne, und das Mobiliar erstrahlte in einem warmen Licht. Wie er erwartet hatte, stand seine Frau in der Küche und machte die Brote. Bonnie, der alte Golden Retriever, lag auf seiner Decke am Fenster, blickte kurz auf und legte den Kopf wieder auf die Vorderpfoten. Den Frühstückstisch hatte Larissa bereits gedeckt, denn bei aller morgendlichen Hektik wusste Udo, dass sie auf ein gemeinsames Frühstück viel Wert legte. Und er machte ihr allzu gern die Freude, mit seiner Frau in den Tag zu starten. Sie sah wundervoll aus, und wenn er sie nicht schon lieben würde, dann hätte er sich wohl auf der Stelle in sie verliebt. Als er nun im Raum stand, drehte sie sich zu ihm um und lächelte glücklich.
„Da bist du ja.“ Sie kam ihm entgegen, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund.
„Mit wem redest du?“, fragte er, nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten.
Nun lachte Larissa. „Hast wohl noch gar nichts von unserem Gast mitbekommen, was?“ Sie trat zur Seite, und Udo hatte freien Blick zur Eckbank. Dort saß ein fast zwei Meter großer Mann mit schulterlangen dunklen Haaren. Er biss gerade herzhaft in sein Brötchen, kaute und hob grüßend Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand, bevor er mit einem Schluck Kaffee nachspülte.
„Nee, oder?“ Udo schämte sich dafür, seiner Frau misstraut zu haben. Dann wandte er sich an Kaltenbach. „Sag mal, hast du kein gemütliches Zuhause, oder warum musst du uns schon am frühen Morgen auf die Eier gehen?“
Kaltenbach grinste. „Mach mal halblang. Mein Kühlschrank ist leer, und ein Bier zum Frühstück kommt in der Woche nicht so gut an. Deine Frau war so nett, mich spontan zum Frühstück einzuladen.“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Sie ist ein Engel, und du solltest sie dir in Ehren halten.“
„Das musst du mir nicht sagen“, brummte Reuschenbach, der ein wenig enttäuscht war, seine Frau in der kurzen Zeit vor dem Dienstbeginn mit seinem Freund teilen zu müssen. „Rutsch rüber.“ Er schob Kaltenbach auf der Eckbank weiter und setzte sich an dessen Platz. Hier saß er immer, wenn er mit Larissa frühstückte, und daran würde sich auch an diesem Sommermorgen nichts ändern, so viel stand fest.
Seine Frau registrierte das rüde Verhalten ihres Mannes mit einem nachsichtigen Lächeln. Sie schenkte ihm Kaffee ein, reichte ihm den Korb mit den Brötchen und setzte sich zu den Männern. „Bernd steckt in Schwierigkeiten“, eröffnete sie das Gespräch, während sie sich ein Toast mit Marmelade bestrich.
Reuschenbach blickte an ihr vorbei aus dem Küchenfenster. Im kleinen Vorgarten blühte ein tiefblauer Rittersporn. Eine Hummel taumelte zwischen den Blüten umher. „Bernd steckt in Schwierigkeiten?“, wiederholte er dann und lachte. „Das ist nichts Neues.“
„Ich hatte vergessen, dass du ein Morgenmuffel bist.“ Kaltenbach buffte ihm freundschaftlich in die Seite. „Und wenn ich nicht etwas von dir wollte, wär ich auch nicht so freundlich zu dir, du Sack.“
„Dann kommen wir jetzt also zum Punkt‚ das ist gefährlich‘“, brummte Udo, warf seiner Frau einen halbherzig vorwurfsvollen Blick zu und schnitt das Brötchen mit einem scharfen Messer auf. „Was ist so gefährlich? Hast du mal wieder die Frau eines Kollegen
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