HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
einiger Zeit für einen Mandanten gearbeitet, der wegen der Zwischenfälle am Hahn Strafanzeige gegen die Verantwortlichen gestellt hatte und unter seltsamen Umständen gestorben war.
Viel zu lange hatte er Sabine schon nicht mehr gesehen, und so war es höchste Zeit, ihr einen Besuch abzustatten. Er erhoffte sich, dass sie etwas über das seltsame Ableben des Hahn-Gegners wusste. Ihre Adresse hatte er sich über die Auskunft auf sein Handy schicken lassen. Nachdem er den Polo am Peter-Altmeier-Ufer abgestellt hatte, legte er den Rest des Weges zum Florinsmarkt zu Fuß zurück. Schon nach wenigen Metern schwitzte er in seiner Motorrad-Kombi. Vielleicht, so dachte er, wäre es klüger gewesen, sich später umzuziehen. Dann stand er vor dem Haus, in dem sich ihr Büro befand. Der Bürresheimer Hof lag in direkter Nachbarschaft, keine schlechte Adresse für eine Privatdetektivin, fand Kaltenbach und zog beim Anblick des verchromten Schildes die Mundwinkel anerkennend hoch.
„Sabine Wellershoff, Privatdetektei“, las er und klingelte.
„Ja bitte?“ hörte er eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher scharren.
Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er ihre Stimme erkannte. „Kaltenbach hier. Ist der Kaffee fertig?“
Anstatt einer Antwort surrte der Türöffner, und Bernd trat ein. Die Detektei befand sich im ersten Stockwerk. Er nahm stets zwei Stufen auf einen Schritt und hatte bald Sabines Büro erreicht. Entweder betrat er direkt ihr Büro, oder sie saß gerade zufällig hinter dem Empfangstresen der Sekretärin.
Als sie ihn erkannte, glättete sich die Sorgenfalte auf ihrer Stirn. Lachend sprang sie auf und umrundete die Theke. „Bernd!“, rief sie erfreut aus und flog in seine Arme. „Dass du dich hier mal blicken lässt.“
Prompt hatte Kaltenbach ein Déjà-vu. So etwas ähnliches hatte er gestern von Bettina gehört. Er hatte keine Lust, auf den unterschwelligen Vorwurf einzugehen und schwieg.
„Wie lange ist das her?“ Sie ließ einfach nicht locker. So war sie schon immer gewesen.
Kaltenbach dachte kurz nach. „Es war 1999, wir waren jung und wild“, grinste er dann. „Also war es nicht in diesem Jahrhundert, als wir was miteinander hatten.“
Sabine Wellershoff ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und blickte an ihm hoch. „Du hast die Haare ab. Die langen Haare waren dein Markenzeichen.“
„Nicht ab, nur ein wenig kürzer.“ Er zuckte die Schultern. „Ich werde auch älter. Und in Berlin ist man als Korrespondent nicht gern gesehen, wenn man sich nicht den Umgangsformen anpasst. Also wurde ich seriös …“
„Du warst in Berlin?“ Sabine pfiff anerkennend. „Respekt, Herr Kaltenbach. So was nenn ich Karriere.“
„Nur ein paar Monate. Dann hat mir der Westerwald gefehlt. Außerdem hat mich die Hektik in der Hauptstadt angekotzt.“ Kaltenbach blickte sich in der Detektei um. Sie war modern und sachlich eingerichtet, für seinen Geschmack vielleicht etwas zu kühl. “So etwas hier nenne ich Karriere.“
Sabine Wellershoff winkte ab und bot ihm einen Kaffee an. Kaltenbach nahm gerne an und ließ sich in ihr eigentliches Büro führen. Auch hier herrschte sachliche Moderne. Weiß getünchte Wände, eine schwarze Ledercouch, ein gläserner Schreibtisch mit einem hochmodernen Computer darauf. „Ich dachte, du würdest deine Sekretärin vertreten“, grinste er, nachdem er in den weichen Ledersessel neben dem Schreibtisch gesunken war.
Sabine winkte ab. „Vergiss diese Aushilfen. Ich habe mir eine junge Mutter halbtags ins Boot geholt. Aber immer, wenn ihr Kind krank ist, muss ich alles selber machen.“ Sie stellte ihm eine Tasse hin und schenkte Kaffee ein. Chic sah sie aus in ihrem Kostüm. Zu einer modisch geschnittenen weißen Bluse trug Sabine Wellershoff einen figurbetonten, etwa knielangen Rock in einer Sandfarbe, dazu Strümpfe und hochhackige Schuhe. Fast wie eine Anwältin. Eine reizvolle Anwältin, schob Kaltenbach nach Abschluss seiner Betrachtung in Gedanken nach. Dennoch: Mit der flippigen BWL-Studentin, die ihm in Erinnerung geblieben war, hatte sie nicht mehr viel gemeinsam. „Du hast dich gemausert. Seit … seit damals.“
„Danke.“ Lächelnd ließ sie sich in den Chefsessel hinter dem gläsernen Schreibtisch sinken und betrachtete ihren Besucher. „Ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, die Keramikfabrik meines Vaters zu übernehmen. Ich bin eher der Typ, der jeden Tag raus muss, um Neues zu entdecken.“
„Und jetzt
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