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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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liefen dort falsche Geschäfte ab, in die der Trucker involviert war?

    Kaltenbach verrenkte sich den Hals und konnte am oberen Rand der Kippmulde erkennen, dass der Lkw offenbar mit Bauschutt beladen war. Was waren das für falsche Geschäfte, die man mit Bauschutt machte? Er wusste es nicht und nahm sich vor, das Geheimnis zu lösen.
    Das Dröhnen des Motors und das Surren der grobstolligen Reifen drangen bis unter das Visier von Kaltenbachs Helm. Jetzt fuhr der Fahrer des Sattelzuges Schlangenlinien. Offenbar hatte er bemerkt, dass er verfolgt wurde. Natürlich, wahrscheinlich hatte er auch schon gesehen, wie Kaltenbach ihn fotografierte, als er das Flughafengelände verlassen hatte.
    Bernd Kaltenbach vergrößerte den Abstand ein wenig, blieb aber so dicht am Heck des Aufliegers, dass er sich im toten Winkel des Lkw bewegte. Als der Abzweig nach Raversbeuren in Sicht kam, verzögerte der Fahrer seinen Sattelzug nur kurz und zog ihn nahezu ungebremst in einem riskanten Manöver von der B 193 auf die Landstraße, die in den kleinen Ort oberhalb der Mosel führte. Die Reifen radierten über den Asphalt, und Kaltenbach fürchtete sekundenlang, dass der Lkw gleich umkippte. Kurz hinter dem Abzweig gab der Trucker wieder Gas. Dichter Wald wechselte sich mit Feldern ab, die sich wie ein überdimensioniertes Schachbrett in die Landschaft betteten. Im Augenwinkel sah Kaltenbach ein Reh über die Felder laufen, doch im nächsten Moment hatte er die vermeintliche Idylle wieder vergessen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, für die Schönheiten der Landschaft ein offenes Auge zu haben. Kaltenbach erschrak, als ein lautes Quietschen an seine Ohren drang. Die verschmutzten Bremsleuchten glühten gleich vor ihm auf, und im nächsten Moment schien Kaltenbach auf eine riesige Wand zuzufliegen. Dann hatte er begriffen, dass der Fahrer des Sattelzuges eine Vollbremsung hingelegt hatte und einen Auffahrunfall in Kauf nahm, nur um seinen Verfolger loszuwerden.
    Bernd umklammerte den Lenker und merkte, dass die Honda ins Schlingern geriet. Zum Bremsen war es zu spät, denn der Lkw verzögerte trotz seines Eigengewichts mit brachialer Gewalt. Augenblicklich stank es nach verbranntem Gummi; Rauchschwaden stiegen von den Reifen auf, und Bernd schaltete einen Gang herunter. Der Motor der Honda brüllte auf wie ein getretenes Tier. Ein ungeübter Fahrer wäre wohl in diesem Augenblick gestürzt und unter den Aufbau des Kippers gerutscht. Doch Bernd tat genau das Gegenteil vom Bremsen: Er riss den Gashahn wieder auf und lenkte gegen, dann steuerte er nach links. Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihm kein Fahrzeug entgegenkam und versuchte, links am Auflieger vorbeizublicken. Sein Schutzengel ließ ihn nicht im Stich – die Gegenfahrbahn lag verlassen vor ihm.
    Kaltenbach nahm das Gas zurück und versuchte, einen Blick in die hochbeinige Fahrerkabine zu werfen. Hinter dem Steuer erkannte er einen Hünen mit Schildmütze und verspiegelter Sonnenbrille, der stur nach vorn blickte. Jetzt schien er Kaltenbach im Augenwinkel wahrgenommen zu haben. Ohne sich zu ihm umzudrehen, riss er das Lenkrad des Lkw nach links und versuchte, Kaltenbach von der Straße abzudrängen. Doch der Reporter hatte damit gerechnet und beschleunigte die Honda wieder. Gegen die Beschleunigung des Motorrads hatte der tonnenschwere Sattelzug keine Chance – Kaltenbach katapultierte seine Maschine aus dem Gefahrenbereich und nahm erst Gas zurück, als die kantige Silhouette des Lkw in seinem Rückspiegel kleiner wurde. Langsam nur beruhigte sich sein Pulsschlag und er überlegte fieberhaft, wie er weiter vorgehen konnte, ohne ein weiteres Mal sein Leben zu riskieren.

    Kastellaun, Daniel-Meisner-Straße, 19.15 Uhr

    „Und ich bekomme keinen Personenschutz?“ Beatrice Manderscheid blickte Udo Reuschenbach Hilfe suchend und gleichermaßen vorwurfsvoll an.
    „Keine Chance, tut mir wirklich sehr leid.“ Er hatte in der letzten Stunde mehrfach mit seinem Vorgesetzten telefoniert, um ihm die Situation der Witwe zu schildern. Für ihn lag es auf der Hand, dass der Mörder die Mitarbeiterin der Telefongesellschaft für Beatrice Manderscheid gehalten hatte. Hier lag eine tragische Verwechslung vor, denn die Frau hinterließ einen Sohn und einen trauernden Ehemann. Das Attentat hatte ursprünglich Beatrice Manderscheid gegolten. Und solange Udo den Mörder nicht gefasst hatte, befand sich die Frau in Lebensgefahr. Udo war sicher, dass der Täter zurückkommen

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