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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Bernd. Lass uns da mal bei ’nem Bier drüber quatschen, aber jetzt nicht.“
    „Und warum nicht?“ Kaltenbach war laut geworden. Manchmal verstand er das Polizeisystem nicht. Und seinen Freund auch nicht. Er war wütend und enttäuscht von Reuschenbach.
    „Weil ich selber angepisst bin, deshalb.“ Udo unterbrach die Verbindung und trug nicht gerade dazu bei, dass sich Kaltenbach beruhigte.
    „So ein Arschloch“, grollte er, als er Beatrice Manderscheid zurückrief. „Ich bin in einer Viertelstunde bei dir. Pack ein paar Sachen.“ Dann fiel ihm etwas anderes ein. „Sag mal, hast du eine Motorradkombi?“
    „Ja, hab ich. Früher bin ich selber oft mit dem Motorrad unterwegs gewesen. Den Bock hab ich längst verkauft; er erinnerte mich zu sehr an meine Zeit mit Rudolf. Aber ich habe es nie übers Herz gebracht, die Lederkombi zu verkaufen.“
    „Wie praktisch“, murmelte Kaltenbach und verabschiedete sich. Er startete die Honda und machte, dass er auf dem schnellsten Weg nach Kastellaun kam.

ZEHN
    Er wusste nicht, wie lange er auf der Holzbank vor seinem windschiefen Haus verbracht und über den Fall nachgedacht hatte. Als er den Kopf in den Nacken legte, schienen die Sterne zum Greifen nah zu sein.
    Es war feuchtkalt geworden, und er fröstelte. Dennoch zog ihn nichts ins Haus, denn er war nicht allein. Bettina war traurig gewesen, weil er das Abendessen auf den nächsten Tag verschoben hatte; Sabine hatte sauer reagiert, als er ihr einen Korb gegeben hatte. Ganz wie früher, dachte er mit einem nachdenklichen Lächeln auf den Lippen. Er fragte sich, wann er sich endlich für eine Frau entscheiden konnte. Die meisten Männer in seinem Alter waren längst verheiratet und Familienväter – einige sogar schon wieder geschieden und wandelten auf Freiersfüßen. Nur er, Bernd Kaltenbach, der Weiberheld, konnte sich immer noch nicht von seinem Junggesellenleben verabschieden.
    Nach den Ereignissen des Tages genoss er jetzt die Ruhe des Dorfes, die nur vom gemütlichen Plätschern der Wied durchschnitten wurde. In der Wiedkehre, auf Höhe des Campingplatzes, schnatterten trotz später Stunde zwei Enten um die Wette. Während sie tagsüber von den Besuchern des Strand-Cafés gefüttert wurden, mussten die Wasservögel in den Nachtstunden sehen, wie sie selber über die Runden kamen.
    Kaltenbach legte lauschend den Kopf schräg. Auch der Wald schien um diese Zeit zu leben. Unterhalb des Häubchens hallte der Ruf eines Käuzchens unheimlich durch die Nacht. Die Rufe des Totenvogels wurden vom schrillen Kreischen eines Greifvogels abgelöst, der sich wahrscheinlich gerade Beute geholt hatte. Im Unterholz raschelte es, und Kaltenbach stellte einmal mehr fest, wie wild und unberührt seine Heimat um diese Zeit noch war. Vielleicht war das der eigentliche Grund, weshalb er nie aus Rossbach weggezogen war. Er war ein Naturbursche und liebte die Stille auf dem Dorf. Hier fand er Muße und Zeit zum Nachdenken. Genau das, was er in seinem manchmal hektischen Job dringend brauchte.
    „Ist hier noch frei?“
    Er hatte sie nicht kommen hören. Nun schüttelte er die Gedanken ab und nickte lächelnd. Bernd Kaltenbach betrachtete Beatrice Manderscheid. Die lederne Kombi hatte sie gegen ein leichtes blassgrün gemustertes Sommerkleid getauscht, das zwei Handbreit über den Knien endete. Bereitwillig hatte er ihr seine Dusche zur Verfügung gestellt, wo sie sich die Schatten der Erinnerung an den schrecklichen Tag abgewaschen hatte. Nachdem Kaltenbach auf den freien Platz an seiner Seite gedeutet hatte, setzte sie sich zu ihm. Er registrierte, dass sie wundervoll duftete und betrachtete sie von der Seite.
    „Und?“, fragte er in die Stille.
    Sie lächelte ihn an. „Und selbst?“
    „Ich mein‘ … wie geht es dir nach diesem beschissenen Tag?“
    „Frag lieber nicht.“ Sie lachte leise und schlug die Beine übereinander. Dann schmiegte sie sich so unvermittelt an ihn, dass er beinahe erschrocken zurückgewichen wäre. Es war ein wunderschöner, beinahe ein romantischer Abend, wären da nicht die Vorfälle des zurückliegenden Tages gewesen, die sie auf eigenartige Weise zusammengeführt hatten.
    „Hier bist du in Sicherheit.“
    „Hm.“ Sie nickte und blickte auf ihre Schuhe, dann ruckte ihr Kopf zu ihm herum. „Sag mal, wie tief hängst du eigentlich in der Geschichte drin?“
    „Das ist eine lange Geschichte“, seufzte Kaltenbach.
    „Ich habe Zeit.“
    „Das habe ich befürchtet.“ Er lachte rau. „Also

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