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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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dass ich jetzt hier bei dir sitze, denn um ein Haar wäre das nicht möglich gewesen.“
    „Oh mein Gott, wie schrecklich. Was war denn da los?“
    Kaltenbach berichtete ihr von seiner seltsamen Beobachtung am Hahn und dem Beinahe-Sturz, den der Lkw-Fahrer provoziert hatte.
    „Und dann war die große Kiste plötzlich wie vom Erdboden verschwunden“, schloss er seine Ausführungen. „Ich dachte, ich spinne.“
    „Das ist in der Tat seltsam.“
    „Also?“
    „Was – also?“
    „Na, hast du noch Kontakte zu den Mitarbeitern in der Firma deines Mannes?“
    „Nein, gar nicht mehr“, antwortete sie schnell, vielleicht etwas zu schnell, denn Kaltenbach entging nicht, dass sie sich eilig auf die Unterlippe biss. „Vielleicht kenne ich den einen oder anderen Fahrer noch von früher – vorausgesetzt, es sind langjährige Mitarbeiter. Aber ich habe mich schon damals immer aus der Firma herausgehalten.“
    „Aber du warst doch die Chefin“, entgegnete Kaltenbach und drehte die Bierflasche in den Händen.
    „Nein, nie.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich war nur die Frau vom Chef. Und selten im Betrieb. Meistens habe ich die Jungs auf der Weihnachtsfeier zu Gesicht bekommen, und da waren sie meist nach einer Stunde schon so besoffen, dass…, aber was rede ich? Ich wollte dich nicht mit den alten Geschichten langweilen.“
    „Ich habe danach gefragt“, erinnerte Kaltenbach sie mit ernster Miene.
    Sie trank hektisch, und Kaltenbach hatte den Eindruck, dass sie trank, um Zeit zu gewinnen. Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. „Seine Firma hat mich angekotzt. Er war der große Macker, hat die Jungs bei jeder Gelegenheit zusammengeschissen. Und ich war die junge Frau vom Alten, so einfach war das. Wenn ich im Sommer mal im Betrieb war und im kurzen Rock über den Hof lief, dann musste ich froh sein, nicht von einem der Männer angefallen zu werden.“
    Nun musste Kaltenbach schmunzeln. „Nun – wenn du sie so provozierst? Selbst schuld.“ Bevor sie protestieren konnte, verschloss er ihren Mund mit einem Kuss. Sie schmeckte gut, sie roch so verdammt gut und sie fühlte sich gut an. Er wollte mehr von ihr. Als sich ihre Lippen für einen kurzen Augenblick voneinander lösten, sprang er auf und nahm ihre Hand. Sie erhob sich mit verwundertem Gesicht, leistete aber keinen Widerstand. Eilig zog Kaltenbach sie ins Haus. Bei aller Leidenschaft vergaß er aber nicht, die Haustür abzuschließen und den gusseisernen Riegel vorzuschieben.

    Linz, Altstadt, 22.05 Uhr

    „Irgendetwas stimmt nicht mit dir.“ Larissa blickte vorwurfsvoll zu Udo auf. Tagsüber war die ,Bunte Stadt am Rhein‘ von Touristen bevölkert, doch in den Abendstunden erschien Linz in einem völlig anderen Licht. Nur noch wenige Menschen waren in den verwinkelten Gassen, die vom Marktplatz abzweigten, unterwegs. Bunte Fachwerkfassaden rahmten den Marktplatz ein, und sie hielten Händchen wie ein frisch verliebtes Paar.
    Und das nach all den Jahren, dachte Udo glücklich. Ein Leben ohne Larissa konnte er sich beim besten Willen nicht mehr vorstellen. Ein wundervoller Abend lag hinter ihnen, doch sie hatten keine Lust, schon nach Hause zu fahren. Dennoch drückte der seltsame Mord in Kastellaun auf Udos Laune. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass ihn etwas zu beschäftigen schien, das trotz der romantischen Stimmung auf sein Gemüt drückte. Larissa hatte sich extra für den romantischen Abend hübsch gemacht, und trotzdem konnte Udo den Abend nicht so recht genießen. Der Umstand, nichts für Beatrice Manderscheid tun zu können und der Streit mit Kaltenbach lagen ihm schwer im Magen.
    Larissa war am Ratsbrunnen stehen geblieben. „Also – was schlägt dir auf den Magen?“
    „Der Job“, brummte Udo ausweichend. Die Fassade des historischen Rathauses war von Scheinwerfern stimmungsvoll angestrahlt.
    Larissa trat an den Rand des munter plätschernden Brunnens und verdrehte einer der über dem Wasser sitzenden Bronzefiguren die Gliedmaßen. „Soso“, murmelte sie nachdenklich. „Der Job.“ Sie war eine verständnisvolle Ehefrau, und Udo schätzte diese Art an ihr. Seit vielen Jahren waren sie ein Paar, und er war schon Polizist gewesen, als sie zusammengekommen waren. Somit hatte sie früh gelernt, mit seinen beruflichen Problemen zu leben. Sie wusste, dass es für ihn nicht immer leicht war, die Fälle, die er gerade bearbeitete, mit dem Dienstschluss an den Nagel zu hängen. Und während sein Job in der Kriminalwache von Linz eher

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