HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
erschrocken, der die spontanen Ideen seiner Frau kannte und fürchtete.
„Ich will, dass du dich mit ihm verträgst.“
„So einfach ist das nicht.“
„Und warum?“ Eine zornige Falte hatte sich auf ihrer Stirn gebildet. „Weil ihr Männer seid und niemand den ersten Schritt gehen kann und will, um seiner Eitelkeit keinen Kratzer zuzufügen?“
„Wir besprechen so etwas immer bei einem Bier, nicht am Telefon, wie ihr Frauen das tut.“
„Ist klar. Ihr seid Männer. Ihr fahrt schnelle Autos, guckt Fußball, pinkelt im Stehen, ihr kratzt euch die Eier und sauft zusammen. Aber mal eben die wichtigen Dinge des Lebens besprechen, das kriegt ihr nicht auf die Reihe.“
„Was soll ich tun?“ Udo atmete aus. „Ich krieg keinen Personenschutz für Beatrice Manderscheid. Punkt. Bernd findet das zum Kotzen – und ich auch.“
„Na bitte!“ Larissa hieb auf die Tischplatte. „Da haben wir es doch: Im Grunde seid ihr euch einer Meinung. Schlimm, dass ihr Kerle euch so was nicht eingestehen könnt.“
„Das alles stimmt womöglich“, räumte Udo ein und trank von seinem Nette Edel Pils. „Allerdings bleibt zu befürchten, dass Beatrice Manderscheid damit nicht geholfen ist.“
Ein betrunkenes Pärchen wankte ziemlich nah an ihnen vorbei. Der Mann, ein kleiner rundlicher Endvierziger, taumelte und hätte um ein Haar den Tisch von Udo und Larissa umgerissen. Im letzten Moment zog ihn seine Frau oder Freundin auf Kurs und verhinderte Schlimmeres. Mit schwerer Zunge murmelte sie eine Entschuldigung und kicherte, bevor das angeheiterte Pärchen weiter in Richtung Buttermarkt zog.
„Also“, nahm Larissa den Faden wieder auf. „Du solltest mit ihm reden.“
„Das werde ich tun“, versprach Udo. „Morgen werde ich …“
„Morgen?“ Seine Frau schüttelte energisch den Kopf. „Bernd ist ein Nachtmensch. Er schläft bestimmt noch nicht. Ich möchte, dass du heute Nacht noch klärst, was zu klären ist.“
Udo widersprach nicht, doch insgeheim fasste er den Gedanken, dass er Larissa zu Hause ablenken und auf andere Gedanken bringen würde.
Roßbach, Wied, 22.40 Uhr
Er lag wach und stierte zur Zimmerdecke, die sich als graues Rechteck über ihm vom Schwarz des Schlafzimmers abhob. Durch das kleine Fenster drang das Licht des Mondes in den Raum und warf einen Lichtbalken auf den Fußboden. Kaltenbach lauschte ihren flachen Atemzügen und legte den Kopf zur Seite. Beatrice lag in embryonaler Haltung neben ihm und strahlte etwas Unschuldiges aus. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, und ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig.
Im Mondlicht wirkte ihre Haut fein wie Wachs und doch warm wie Samt. Nachdem sie sich im Schlafzimmer gegenseitig entkleidet hatten, waren sie voller Leidenschaft auf sein elendig quietschendes Bett gesunken und hatten sich geliebt. Irgendwann waren sie erschöpft eingeschlafen, doch ein Geräusch im Haus hatte Kaltenbach aus dem Schlaf gerissen. Wahrscheinlich, so schlussfolgerte er, hatte einer der alten Balken unter dem Dach geknarrt. Der kleine Bauernhof war gut zweihundert Jahre alt, und das Holz arbeitete bei der kleinsten Temperaturschwankung. Keine große Ursache also, doch Kaltenbach war wach und grübelte.
„Du starrst mich an“, sagte sie so plötzlich, dass er sich erschrak. Beatrice hatte die Augen nicht geöffnet.
„Das siehst du doch gar nicht“, erwiderte er.
„Ich spüre deine lüsternen Blicke auf meiner Haut“, behauptete sie und blinzelte ihn an. Als sie eine Hand nach ihm ausstreckte und ihn zärtlich streichelte, erwachte seine Leidenschaft aufs Neue.
„Ich habe eine Frage“, sagte er, bevor sich sein Gehirn zum zweiten Mal in dieser Nacht in den Stand-by Betrieb verabschieden konnte.
„Frag – vielleicht habe ich eine Antwort“, lächelte Beatrice und ließ ihre Hand in seinen Schoß gleiten.
Ihm wurde heiß. „Kannst du mich bei Manderscheid einschleusen?“
„Was?“ Sie schlug die Augen jetzt ganz auf und zog ihre Hand, die seine Männlichkeit gerade umschlossen hatte, hastig zurück. „An so etwas kannst du jetzt denken?“
„Es ist schwer, aber es ging gerade noch“, grinste er und beugte sich zu ihr, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Also – was meinst du?“
„Was hast du vor, zum Teufel?“ Beatrice setzte sich im Bett hin und musterte ihn.
Da ist sie wieder, diese steile Falte auf ihrer Stirn, stellte er verzückt fest. Süß.
„Ich will bei Manderscheid als Aushilfsfahrer anfangen, um
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