HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
gut. Eigentlich bin ich ein kleines Licht. Als Reporter interessiere ich mich für interessante Themen. Und im Grunde genommen war ich an der Mosel, um über den ermordeten Bürgermeister zu berichten.“
„Gerber starb genau wie Rudolf“, flüsterte Beatrice. „Er wurde kaltblütig erschossen.“
Kaltenbach nickte. „Und beide waren im Umweltschutz aktiv. Genau wie dieser Dirk Immich, der heute dran glauben musste.“
„Also besteht ein Zusammenhang?“ Sie schmiegte sich fester an ihn, und Kaltenbach spürte, dass sie zitterte. Schützend legte er einen Arm um sie; Beatrice ließ ihn gewähren und schien seine Nähe zu genießen.
„Um die Zusammenhänge zu sehen, muss ich kein Bulle sein“, nickte Kaltenbach. Als er dabei kurz an Udo Reuschenbach dachte, keimte die Wut dabei in ihm auf. Andererseits war er froh, sich Beatrice angenommen zu haben, denn er empfand ihre Gegenwart als angenehm.
Für einen Moment überlegte Kaltenbach, ob er ihr von dem Zwischenfall mit dem Manderscheid-Lkw erzählen sollte, schwieg aber.
„Ich meine, Rudolf ist längst tot. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum man mir an den Kragen will.“
„Dein Computer“, erwiderte Kaltenbach. „Man vermutet Daten auf der Festplatte, die auf gar keinen Fall in die falschen Hände geraten dürfen.“
„So betrachtet bin ich nicht mehr in Gefahr.“ Sie kehrte die Handflächen nach oben und lächelte schwach. „Der Typ hat meinen Computer mitgenommen, er hat, was er wollte – und gut. Ärgerlich, weil ich schon ewig keine Datensicherung mehr gemacht habe und mir jetzt einen neuen Rechner anschaffen muss. Aber es gibt Schlimmeres – ich dürfte aus der Schusslinie sein.“
„Du klingst wie Udo“, maulte Kaltenbach und schüttelte den Kopf, dann grinste er. „Also sag mir, warum du hier bei mir sein wolltest.“
„Vielleicht, weil ich dich mag, Bernd Kaltenbach?“ Sie reckte sich und bedeckte seine Lippen mit einem Kuss. „Ich bin bei dir. Das ist ein kleiner Trost für diesen schrecklichen Tag.“
Kaltenbach erwiderte nichts und fragte sich, ob sie ihn wirklich schätzte, oder ob es noch einen anderen Grund für sie gab, die Nacht hier zu verbringen. Doch Kaltenbach wollte die Stimmung nicht zerstören. Als sie ihn erneut küsste, zog er sie näher an sich heran und genoss ihre Zärtlichkeiten. Dann stieß er sie sanft aber bestimmt fort und erhob sich von der Bank.
„He“, rief sie enttäuscht. „Wo willst du hin?“
In der offen stehenden Haustür wandte er sich zu ihr um. „Küche – Bier holen.“
Den Weg in die dunkle Küche nutzte er, um sich ein wenig abzukühlen. Er kannte Beatrice erst seit wenigen Stunden, und obwohl sie ihm sympathisch war, ging sie doch ein wenig forsch an ihn heran. Nicht, dass er ihre Leidenschaft nicht genießen konnte, aber in Anbetracht des schlimmen Tages, den sie durchlebt hatte, musste er sich fragen, ob sie den Kopf nicht mit anderen Dingen voll hatte. Oder war sie genau aus diesem Grund so liebebedürftig?
Das Licht des Kühlschranks blendete ihn sekundenlang. Er griff in das Fach und entnahm ihm zwei Flaschen Steffi, öffnete sie, bevor er zurück ins Freie kehrte. Beatrice hatte sich auf der Bank zurückgelehnt und betrachtete mit verzücktem Gesicht den Sternenhimmel.
Er setzte sich wieder zu ihr, reichte ihr eine Flasche, sie prosteten sich zu und tranken.
„Oder hast du Hunger? Soll ich uns was kochen?“ Insgeheim hoffte Kaltenbach, dass sie die Frage nicht bejahte. Sein Kühlschrank war, wie immer, so gut wie leer.
Beatrice lachte auf. „Nein, nein. Schon gut. Bier kalt stellen ist doch fast so gut wie Kochen.“
Kaltenbach stimmte in ihr Lachen ein.
„Versteh meine Annäherungsversuche bitte nicht falsch“, sagte sie schließlich. „Ich weiß auch nicht, was heute mit mir los ist.“
„Du stehst noch unter den Eindrücken des Tages. Ist ja auch kein Wunder.“ Kaltenbach nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche. „Sag mal, weißt du eigentlich noch, was in der Firma deines Mannes abgeht?“
„Wovon redest du?“ Auf ihrer Stirn hatte sich wieder diese kleine steile Falte gebildet, die er so an ihr mochte.
„Ich hatte heute Feindkontakt mit einem Manderscheid-Laster, den ich mir nicht recht erklären kann.“ Nun lächelte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Einen Feindkontakt, den ich mir nicht erklären kann, weil ich nicht weiß, warum dieser Kerl auf dem Bock gefahren ist wie ein Wahnsinniger. Und ich kann froh sein,
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