HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Gebräus zu trinken.
„Und da haben Sie nach Rudolf Manderscheids Tod nicht gezögert, die Firma zu übernehmen?“
„Nein, diese Firma ist mir ans Herz gewachsen, ein Umstand, den Sie als Polizist wahrscheinlich nicht nachvollziehen können. Deshalb war es mir eine Ehre, den Betrieb nach dem Tod von Herrn Manderscheid zu übernehmen.“
„Darf ich fragen, woher Sie das Geld für den Kauf des Unternehmens hatten?“
„Erspartes“, sagte Paul Bärmann etwas zu schnell. „Ich habe mir gleich nach dem Studium in Betriebswirtschaft Geld an die Seite gespart. Und den Rest …“ Er grinste wieder überheblich und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Den Rest hat meine Hausbank für mich geregelt. Der Laden läuft gut und verfügt über einen festen Kundenstamm. Eine sichere Geschichte, auch für die Bank. Man hat nicht lange gezögert, mir die Übernahme zu finanzieren.“
„Das können Sie sicherlich anhand von Papieren belegen, nehme ich an?“
„Was bilden Sie sich eigentlich ein?“ Wütend sprang Bärmann auf und wanderte durch den Raum wie ein ruheloser Tiger in seinem Gehege.
„Entschuldigen Sie, wenn ich Fragen stelle, aber das bringt mein Beruf so mit sich. Sie wissen sicherlich auch, was sich Frau Manderscheid von dem Erlös des Unternehmens gekauft hat?“
Bärmann war am Fenster angelangt und starrte hinaus in die Mittagssonne. Udo sah, dass winzige Schweißperlen auf seiner Stirn perlten.
„Ich weiß nur, dass sie sich nach dem Verkauf des gemeinsamen Hauses hier in Enkirch eine Eigentumswohnung oben in Kastellaun gekauft hat. Enkirch war ihr wohl zu dörflich, es zog sie in die Stadt.“
„Eine Metropole ist Kastellaun nun auch nicht gerade“, stellte Udo fest. „Aber es ist doch seltsam, dass sich ein Zweitschlüssel für die Immobilie hier im Betrieb befindet.“
Bärmann wandte sich vom Fenster ab und betrachtete Udo mit regungsloser Miene. „Was soll das heißen?“, fragte er leise.
„Dass, was ich sage. Im Safe der Firma ist ein Schlüssel hinterlegt. Darf ich fragen, wer zu dem Tresor Zugriff hat?“
„Nur meine Sekretärin und ich.“ Bärmann sank wieder auf seinen Schreibtischstuhl. „Wer ist denn die Tote?“
„Eine außenstehende Person, die sich zufällig in der Wohnung aufgehalten hat. Wo ist Ihre Sekretärin jetzt?“
„Sie hat ein paar Tage Urlaub.“
„Wie schön. Sicherlich verraten Sie mir ihre Adresse?“
Udo zückte einen Stift und den Notizblock.
Nachdem Bärmann ihm die Adresse seiner Mitarbeiterin diktiert hatte, erhob sich Udo. „Ich würde den Tresor jetzt gern in Augenschein nehmen.“
„Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?“, antwortete Bärmann mit einer Gegenfrage.
„Es kostet mich einen Anruf beim diensthabenden Richter – nichts als eine Formalie also“, konterte Udo. „Natürlich kann ich Sie ohne den Beschluss nicht zwingen, mir den Tresor zu zeigen. Wenn Sie Wert darauf legen, bin ich in einer knappen Stunde mit dem Durchsuchungsbeschluss zurück. Dann komme ich aber nicht alleine, und die Kollegen, die mich dann begleiten, werden ganz bestimmt nicht nur den Safe sehen wollen. Es liegt also an Ihnen.“
„Sie wollen mir drohen?“ Bärmanns Gesicht war tiefrot geworden. „Ich werde mit Herrn Caspari telefonieren und …“
„Drohen?“ Udo schüttelte den Kopf. „Das liegt mir fern. Aber es dürfte doch auch in Ihrem Interesse sein, dass wir uns den Tresor mal gemeinsam anschauen, oder?“
Bärmann nickte mit verkniffener Miene. „Kommen Sie schon, Reuschenbach.“
Immerhin hat er sich jetzt meinen Namen gemerkt, dachte Udo triumphierend, als sie Seite an Seite das Büro verließen, in dem früher Rudolf Manderscheid residiert hatte.
Koblenz, 13.10 Uhr
Kaltenbach hatte sich notgedrungen in den hektischen Zeitungsalltag eingebunden. Es war kurz vor Redaktionsschluss, und die Druckerei würde die neue Ausgabe des Rhein Mosel Express in den frühen Morgenstunden des Samstags ausliefern. Doch bis es so weit war, lief der Betrieb in der Redaktion noch einmal auf Hochtouren, und Kaltenbach konnte die Kollegen unmöglich hängen lassen. Knappe zwei Stunden war er damit beschäftigt, Mails zu sichten, Telefonate zu führen und kleinere Meldungen für die aktuelle Ausgabe zu schreiben. Immerhin hatte er einmal sogar Prangenberg an der Strippe, der erfreut feststellte, dass Kaltenbach tatsächlich auch Dienst in der Redaktion versah, anstatt irgendwelchen Gerüchten an der Mosel hinterherzueilen, wie er es
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