HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
krankhaft eifersüchtig war?“
„Natürlich. Es war mir unheimlich, dass Thomas mir ständig nachstellte. Er saß auf der anderen Straßenseite im Auto, wenn ich zu Hause war. Er verfolgte mich, wenn ich irgendwo hingefahren bin. Und es wundert mich, dass ich trotzdem mit Dirk zusammengekommen bin. Einmal haben sich die Männer um ein Haar geprügelt, als Dirk ihn zur Rede stellte. Dabei war er ein friedliebender Mensch.“
Ein wenig konnte Kaltenbach Casparis Ansicht verstehen. Es gab einen krankhaft eifersüchtigen Exfreund, der sich wahrscheinlich bis zum heutigen Tage nicht damit abgefunden hatte, dass seine Freundin ihn abserviert hatte. Nun stand die Hochzeit mit einem anderen Mann vor der Tür – unter Umständen hatte ihn das in den Wahnsinn getrieben und zu einem Mord befähigt.
„Würden Sie sagen, dass Thomas ein … Psychopath war?“, fragte er zögernd.
Anna Hagedorn nickte. „Was unsere Beziehung angeht, ja. Aber ich traue ihm einen Mord einfach nicht zu. Vor allem nicht, wenn dieser Anschlag auch einen anderen Menschen hätte treffen können. Immerhin war Dirk nicht der Einzige, der den Schlüssel zum Labor besaß. Es hätte ebenso gut einen Kollegen treffen können, der zufällig als Erster im Labor eintrifft und das Licht einschaltet. Nein“, sie schüttelte den Kopf. „Wenn Thomas Dirk auf dem Gewissen haben soll, dann wäre er anders vorgegangen. Er hätte ihn vielleicht erschossen, aber nicht in die Luft gejagt. Das passt nicht zu Thomas.“
„Sie klingen ein wenig, als hätten Sie Verständnis für das Verhalten Ihres Exfreundes.“
„Nein, absolut nicht. Es war nur so, dass Dirk und ich … nun, das war etwas ganz Besonderes, und ich weiß nicht, wie ich damit klargekommen wäre. Manchmal habe ich versucht, mich in die Lage von Thomas zu versetzen.“
„Haben Sie seine aktuelle Adresse?“
Sie dachte einen Moment lang nach, dann nickte sie. „Er ist aus Starkenburg weggezogen. Die Leute haben sich über ihn die Mäuler zerrissen, es war unerträglich für ihn geworden. Und so hat er schließlich die Konsequenz gezogen.“
„Wo lebt er heute?“
„In Unkel. Das liegt am Rhein. Kennen Sie das?“
„Natürlich.“ Kaltenbach nickte und zückte einen Notizblock und einen Stift. „Diese Drohanrufe“, sagte er dann, „hat Ihr Freund die auf dem Handy bekommen, oder hier auf dem Festnetz?“
„Handy“, antwortete Anna Hagedorn schnell. „Ausschließlich auf dem Handy.“
„Haben Sie seine Nummer?“
„Natürlich.“ Sie diktierte ihm die Rufnummer ihres Freundes. „Werden Sie versuchen, den Anrufer zurückzuverfolgen?“
„Einen Versuch ist es wert.“ In Linz wohnte der ursprüngliche Besitzer des Prepaid-Handys, von dem aus man ihn bedroht hatte. Es war also durchaus denkbar, dass der Mann sein Handy verkauft hatte und es nun einen neuen Besitzer in Unkel gefunden hatte. Thomas, den Exfreund von Anna Hagedorn möglicherweise. Wenn Bernd mit seiner gewagten Theorie recht hatte, dann würde sich der Kreis langsam schließen.
„Wie stand Thomas zum Hahn?“
Anna Hagedorn zuckte unbeholfen die Schultern. „Er war ihm relativ gleichgültig. Der Hahn war halt schon immer da, und er bringt den Menschen in der Region Arbeit. Nicht mehr und nicht weniger. Ja, ich glaube, das war seine Meinung über den Flughafen.“
„Könnten Sie sich vorstellen, dass er dort arbeitet?“
„Natürlich, warum nicht?“
Kaltenbach erhob sich. „Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.“ Er ging zur Tür.
Anna Hagedorn folgte ihm. „Sagen Sie, was ist das eigentlich für eine Geschichte, an der Sie da arbeiten?“
„Es geht um das Verhalten der Flughafengesellschaft in puncto Umweltbewusstsein“, antwortete Kaltenbach ausweichend. „Und um den Gerechtigkeitssinn der Verantwortlichen.“
DREIZEHN
Als er zum Motorrad zurückging, spürte er das Vibrieren seines Handys in der Tasche. Bernd Kaltenbach zog es hervor und sah, dass Udo ihn anrief.
„Wo steckst du eigentlich?“, begrüßte er den Freund.
„Ich sitze auf einer Bank am Moselufer und genieße den Ausblick auf die Weinberge.“ Er klang entspannt. So hatte Kaltenbach den Freund seit vielen Tagen nicht erlebt.
„Das milde Klima scheint dir wenigstens gut zu tun. Und wann hast du alle Äpfel, die Larissa dir mitgegeben hat, aufgegessen und musst wieder in dein miefiges Büro?“
„Heute wohl gar nicht mehr.“
„Warum das?“
„Ich bin nicht in Koblenz, sondern in Enkirch.“
„Was zum
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