Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
Mein Mann hat mich im letzten Jahr verlassen, und ich drohte daran zugrunde zu gehen. Aber ich habe es überlebt, und es war rückblickend die Chance auf einen Neuanfang in meinem Leben. Seit vier Monaten habe ich einen neuen Freund, Alex. Aber er wohnt nicht bei mir. Wir möchten beide unsere Privatsphäre haben und uns nicht auf der Pelle hängen.“
    „Frau Wilms“, setzte Udo an. „Ich habe eine Frage: Wo waren Sie gestern um die Mittagszeit herum?“
    „Hier. Ich habe im Bett gelegen, weil es mir nicht gut ging.“ Wieder ein theatralisches Schniefen. Sie zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich die Nase. „Nein, und Zeugen gibt es dafür nicht, wenn das Ihre nächste Frage sein sollte.“

    Raversbeuren, 16.55 Uhr

    Kaltenbach überkam ein eigenartiges Gefühl, als er die Stelle der Landesstraße 193 erreicht hatte, an der ihn der Laster beinahe in den Graben gedrängt hatte. Langsam rollte die Honda über den Asphalt, und Kaltenbach versuchte sich jedes Detail der Strecke einzuprägen. Er fuhr den Abschnitt hinter Raversbeuren zweimal ab, dann glaubte er zu wissen, wo der Kipper abgebogen war. Es gab einen kleinen Waldweg, der im Grunde genommen schon für einen Pkw zu eng war; doch mit etwas fahrerischem Geschick war es möglich, die Stelle auch mit einem Lastwagen zu befahren. Verräterische geknickte Äste und trockenes Laub an den Zweigen deuteten darauf hin, dass sich hier ein schweres Gefährt seinen Weg durch das Dickicht gebahnt hatte. War die Einfahrt selber kaum zu erkennen, bildeten die tief hängenden Äste der Bäume am Straßenrand ein natürliches Dach über dem Wirtschaftsweg, der direkt in den Wald hineinführte.
    Als Kaltenbach das Motorrad am Beginn des Weges angehalten hatte, entdeckte er Reifenspuren, die der Größe nach zu urteilen von einem schweren Gerät stammen mussten. Oder von einem Lkw …
    Immerhin hat sich der Kipper neulich nicht in Luft aufgelöst, und ich leide nicht unter Halluzinationen, dachte Kaltenbach erleichtert. Er legte einen Gang ein und rangierte die Maschine auf den Wirtschaftsweg. Obwohl die Honda keine Geländemaschine war, so pflügte sie sich tapfer durch den unbefestigten Untergrund. Hinter einem natürlichen Grüngürtel verbreiterte sich der Weg. Bernd suchte sich einen geeigneten Platz, um das Motorrad abzustellen. Am Rand einer kleinen Lichtung stemmte er die Maschine auf den Ständer, nahm den Helm ab und ging neben den Reifenspuren in die Hocke. Dem Profil nach zu urteilen, handelte es sich um ein geländegängiges Fahrzeug. Ob die Spuren aber tatsächlich zu einem schweren Lastwagen gehörten, vermochte Kaltenbach nicht zu beurteilen. Er zog sein Handy aus der Tasche und aktivierte die Kamera.
    „Manchmal sind die Dinger doch tatsächlich zu gebrauchen“, murmelte er und fotografierte den Weg und die Reifenspuren im Morast. Als er sich erhob und zur Straße blickte, stellte er fest, dass man die Landstraße nur noch erahnen konnte. Fast schien es, als wäre das Buschwerk am Straßenrand wieder zusammengewachsen, um sein Geheimnis zu wahren. Unwillkürlich dachte er an das verwunschene Dornröschenschloss aus dem Märchen, das man ihm als Kind immer erzählt hatte.
    Kein Wunder, dass er an dieser Stelle mehrfach vorbeigefahren war. Wieder drückte Kaltenbach den Auslöser, dann folgte er den Reifenspuren, die tiefer in den Wald hineinführten. Auch hier entdeckte er abgebrochene Zweige mit teils frischen Bruchstellen.
    „Was treibt ein Lkw in diesem Urwald?“, wunderte sich Kaltenbach und setzte seinen Weg fort. Lastwagen waren unterwegs, um irgendwo eine Ladung aufzunehmen und sie an einen anderen Ort zu transportieren. Wenn der Sattelzug den Hahn also beladen verlassen hatte, dann war er hierhergefahren, um seine Ladung loszuwerden. Doch hier im Wald gab es keine Firma und keinen Abnehmer für Bauschutt oder ähnliche Materialien.
    Das ließ nur einen Schluss zu: Der Fahrer hatte seine Ladung hier entsorgt. Kaltenbach hatte gut vierhundert Meter zurückgelegt, als er eine größere Lichtung erreicht hatte.
    Hier war genug Platz, um auch einen schweren Lastwagen zu wenden. Den Spuren im weichen Unterboden nach zu urteilen, war das auch geschehen. Bernd setzte seinen Weg fort und stand plötzlich an einem Abhang.
    Gut zehn Meter ging es an der bewachsenen Steilkante in die Tiefe, dahinter breitete sich ein sattgrünes Tal aus. Als Kaltenbach den Blick senkte, sah er frisch aufgeschüttetes Erdreich.
    „Also doch“, brummte er und

Weitere Kostenlose Bücher