Hai Fisch Futter
genug Steroide erbeutet hatten, um der Hälfte aller australischen Sportler Schrumpfhoden zu bescheren und sämtlichen Frauen auf der Brust Haare sprießen zu lassen. Der Tierarzt hatte keinen Widerstand geleistet: Das wäre ungefähr so gewesen, als hätte Fay Wray King Kong mit ihrer Migräne genervt.
Ich hielt unterwegs und kaufte eine Flasche Perlburgunder, der zur Zeit eine Art Renaissance erlebte, was hauptsächlich auf die rührige Werbekampagne eines der Winzer zurückzuführen war. Ich konnte mich zwar dunkel erinnern, daß ich als Zwanzigjähriger nach dem Genuß irgendeiner roten Schaumplempe einmal wie ein Reiher gekotzt hatte, aber vielleicht hatten ich oder das Zeugs seitdem ja einen Entwicklungssprung gemacht. Aus der Vordertür meiner Tante strömte mir zur Begrüßung Bratenduft entgegen.
»Du liebes bißchen, was ist denn das?« fragte sie, als sie mir in der Tür die Flasche abnahm.
»Ich hatte den ewigen Champagner über«, sagte ich. »Paß auf, daß dir die Bläschen nicht in den Kopf steigen.«
Immer an den Umtrieben von Ganoven und sonstigen Galgenvögeln interessiert, ließ sich Thel von mir einen Kurzbericht über den Fall Dixon geben.
»Ich bin mir sicher, daß ich erst kürzlich in Woman’s Day etwas über den Trainer gelesen habe«, sagte sie und ging weg, um in ihren alten Ausgaben zu wühlen.
Sie kam mit dem Hochglanzmagazin zurück. »Da haben wir es ja. Der Artikel ist über seine Frau Dianne. Dritte Frau, wie hier steht.«
»Dritte Frau! Die Unterhaltszahlungen für seine Verflossenen und die Kinder müssen Simmons ein Vermögen kosten. Wie schaffen diese Mistkerle das bloß?«
Der Artikel war mit Farbaufnahmen der Außenansicht von Windermere illustriert, dem ansehnlichen Herrenhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert, das auf dem Gestüt von Simmons im Hunter Valley stand. Das Hausinnere wurde anscheinend gerade für teures Geld renoviert, so daß es wieder in alter Pracht erstrahlte, mit jeder Menge Holztäfelungen, Kronleuchtern und Originalgemälden. Schmeichelhaft ins Licht gesetzt und zwischen ihre sorgfältig ausgewählten Antiquitäten postiert, war Dianne Simmons eine magere, habgierig dreinblickende Blondine, die gut fünfzehn Jahre jünger sein mußte als ihr Mann.
»Sieht mir nach einer Mitgiftjägerin aus«, bemerkte Thel, die über meine Schulter mitlas. In dem Artikel stand nichts über Diannes Hintergrund, als sei sie am Tag ihrer Hochzeit mit Simmons auf die Welt gekommen, aber das ist in einer Stadt, in der man sich selbst neu erfinden kann, nichts Ungewöhnliches. Man braucht nur die nötige Knete und Willenskraft.
»Hier steht, daß die Renovierung Simmons eine halbe Million Dollar kostet«, sagte ich.
»Alter schützt vor Torheit nicht.«
Das erinnerte mich an einen der Sprüche meiner Mutter: Heirate aus Liebe, aber sorge dafür, daß die Liebe mit Geld einhergeht. Ein Jammer, daß sie sich nicht an ihren eigenen Rat gehalten hatte.
»Ich habe irgendwas läuten hören, daß das Gestüt ziemliche Verluste einfährt«, sagte ich. »Wo hat er also den ganzen Zaster her?«
»Vielleicht bekommt er ihn über seine Pferde rein. Er hat in letzter Zeit ein paarmal gewonnen.«
Meine Tante mußte es wissen. Der Rennsport war ihre große Leidenschaft; sie wußte immer genau, wie die einzelnen Gäule in Form waren, und wettete jeden Tag.
»Ich sag dir, wer darüber informiert sein müßte«, fuhr sie fort. »Don Taylor. Ich kenne ihn schon seit Jahren. Er gibt eine Broschüre mit Wettips heraus.«
»Ein Freund?« fragte ich bedeutungsvoll.
Sie errötete. »Sei nicht impertinent. Willst du nun mit ihm reden oder nicht?«
Ich gab klein bei: Gegen die Frauen in meiner Familie ist kein Kraut gewachsen. Was mich an den Grund meines Besuchs erinnerte. »Ist das Essen fertig? Ich bin am Verhungern.«
Nach dem Essen — Schweinebraten mit Apfelmus gefolgt von Trifle mit Schlagsahne — telefonierte Thel mit ihrem Rennbahnspezi, der mich dazu einlud, auf dem Heimweg auf einen Sprung in seinem Haus in Marrick-ville vorbeizuschauen.
Bevor ich entkam, fragte mich Thel über mein Liebesieben aus. Ich erzählte ihr, daß sich die Frau, der mein Interesse gelte, für ein Jahr in Mailand aufhalte, um Bildhauerei zu studieren. Ich hatte nichts über Julia verlauten lassen, solange sie in Australien war, weil ich wußte, daß Thel sie mögen und mich dazu drängen würde, mich endlich häuslich niederzulassen. Uber Shona schwieg ich mich aus.
»Ich kann euch junge Leute
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