Hai Fisch Futter
des Crash Through wußte, das für diesen Fall von entscheidender Bedeutung war. Alle Hunnen taten das. Vielleicht wußte es jedermann in New South Wales außer mir.
Auf dem Heimweg machte ich einen Umweg über Bondi und überprüfte die Adresse, die mir die Hunnetten gegeben hatten. Sie stimmte: Vor dem kleinen Bungalow waren drei Bikes abgestellt. Doggy würde mir so lange erhalten bleiben, wie ich brauchte, um Verstärkung zu holen. Ich würde auf keinen Fall alleine losziehen.
20
Zurück im Büro, rief ich Luther an und erzählte ihm, wo sich Leo Mulcahy versteckt hielt.
»Er hat allerdings die Kavallerie dabei«, warnte ich ihn. »Wenn Leo glaubt, daß ihm im Falle einer Festnahme lebenslänglich droht, wird er sich bestimmt mit Zähnen und Klauen verteidigen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hab keine Lust, einer Horde von Bikern mit Schrotflinten gegenüberzutreten.«
»Ich auch nicht, Sydney«, sagte Luther.
»Wie war das noch mal?«
»Ich denke, wir sollten uns zurückhalten.«
Nun meinten manche Leute zwar, Luther habe sein Hirn in den Fäusten, aber da unterschätzten sie ihn. Jeder in seiner Branche, der das reife Alter von fünfunddreißig erreicht, ohne im Knast gesessen, einen Hirnschaden davongetragen oder eine Ladung Blei verpaßt bekommen zu haben, ist entweder ein Glückspilz oder sehr gewieft. Dessenungeachtet neigte er gelegentlich zum Ungestüm, insbesondere, wenn jemand zu weit ging, und er würde die Zerstörung seines Lieblingswagens als eine gewisse Provokation ansehen.
»Willst du einfach nur abwarten und Däumchen drehen?«
»Niemand hat etwas von Däumchendrehen gesagt, Alter«, erwiderte er. »Aber ich hätt’s gern, wenn du vorerst noch wartest.«
»Worauf?« Keine Antwort. »Luther, was brütest du da aus?« In Anbetracht der Umstände nicht gerade die passende Wortwahl, aber er hatte es nicht bemerkt.
»Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß, Sydney«, sagte er und hängte auf.
Obwohl beim Eintreffen der Presse nicht mehr viel zu fotografieren gewesen war, hatte es der Flammentod des Trans Am in Lizzies Zeitung auf Seite drei geschafft. Demgegenüber war das Ableben von Selwyn Dixon und Wally Greely in Form kleiner Berichte auf Seite sieben abgerutscht. Die Öffentlichkeit hatte die Entdeckung von Selwyns Leiche mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination aufgenommen, verlor aber rasch das Interesse. Die Ermordung von Wally Greely hatte das übliche Gezeter über die zunehmende Gewaltbereitschaft in der australischen Gesellschaft ausgelöst, aber ein Heroinschmuggler, der vor der Nase seiner Wärter aus dem Gefängnis ausgebrochen war, hatte die Law-and-Order-Meute auf eine neue Fährte gehetzt.
Lizzie kam sofort ans Telefon und herrschte mich ungeduldig im Brummton an. »Mensch, erst bist du den ganzen Vormittag außer Haus, und dann ist ständig besetzt. Du bist schwieriger zu erreichen als mein Anlageberater.«
»Ich hab bloß schnell Luther erzählt, wo sich Leo Mul-cahy eingebunkert hat.«
»Wo denn?«
»Ja, Pustekuchen. Ich will nicht, daß du mit deinen Kollegen an die Tür klopfst und um ein eingehendes Interview nachsuchst.«
Einer neuen Story auf der Spur, war Lizzie nun kaum mehr zu bremsen. »Wie geht Luther mit dem Anschlag auf sein Auto um?«
Ich sagte ihr, ich sei sicher, daß er irgend etwas im Schilde führe, mir aber zu verstehen gegeben habe, daß er auf eigene Faust vorgehen wolle.
»Vielleicht kommt es ja zu einer Schießerei«, meinte sie, optimistisch wie eh und je.
»Das möchte ich stark bezweifeln. Er ist nicht hinterfotzig genug. Wir müssen wohl oder übel abwarten und Tee trinken.«
»Was ich nicht begreife, ist, wieso Leo immer noch hier ist. Wenn er oder Simmons für die Morde verantwortlich ist, wäre er in Darwin bei den übrigen Desperados oder auf den Philippinen besser aufgehoben. Sogar in Los Angeles — die Hunnen sind doch an einige amerikanische Clubs angegliedert, nicht wahr? Aber er hält mit seiner Leibgarde die Stellung. Wieso?«
»Vielleicht ist er einfach knapp bei Kasse. Simmons hat mit dem Austausch von Silk Banner kräftig abgesahnt; es könnte durchaus sein, daß ihn Leo um ein bißchen Kleingeld zu erleichtern versucht.«
»Da könnte er genausogut einen Hai bitten, ein Bein auszuspucken«, bemerkte Lizzie. »Der würde doch nur mit was rausrücken, wenn Leo etwas gegen ihn in der Hand hätte.«
»Das Dumme ist, daß wir nicht wissen, worum es sich dabei handelt, weil wir nicht an den
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