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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Kooperationsbereitschaft selbst.
    »’n Unfall gehabt?« fragte er. Offenkundig hatte ihn der Anblick eines alten Mannes auf dem Rücksitz davon überzeugt, daß wir keine Terroristen waren.
    »Nein, wieso?«
    »Ich hab mich bloß so gefragt. Ich schätze, Sie sind sich darüber im klaren, daß Ihre Heckscheibe völlig zertrümmert ist.«
    »Ein großer Stein.«
    »Ein großer Stein«, wiederholte er tonlos. Er hatte wahrscheinlich sämtliche je erfundenen Ausreden gehört, aber diese hatte wenigstens Neuigkeitswert.
    »Yeah, kennen Sie diesen Streckenabschnitt auf der Straße nach Gosford, wo es VORSICHT, STEINSCHLAG heißt? Tja, das ist durchaus wörtlich zu verstehen.«
    Die Brille des Gendarmen verbarg alle Zweifel, die er meiner Geschichte gegenüber hegen mochte. »Lassen Sie das schnellstmöglich reparieren«, sagte er, während er mit der flachen Hand laut auf die Kühlerhaube schlug. Vielleicht hatte er sein tägliches Quantum Verkehrssünder bereits verdonnert, oder vielleicht verdiente sich der heilige Christophorus sein Brot zur Abwechslung ja mal.
    »Jawohl, Officer«, sagte ich und fuhr wieder an. Als ich einen Blick in den Seitenspiegel warf, sah ich, daß er mir kopfschüttelnd nachschaute.

19

    Die zögerliche Stimme, die am Montagmorgen auf meinem Anrufbeantworter zu hören war, sagte mir, ich solle Linda Baker anrufen, und gab mir eine Nummer. Ich hatte nie von Linda Baker gehört, hoffte aber, daß sie eine rachsüchtige Ehefrau war: Ich brauchte Geld, selbst wenn ich dafür herumschleichen und meine Nase in das Intimleben anderer Leute stecken mußte.
    Als ich unter der Nummer anrief, meldete sich ein Miniaturrambo und begann sogleich, mich auszufragen.
    »Hol deine Mummy, Sohnemännchen«, sagte ich genervt.
    »Ich bin nicht Ihr Sohnemännchen«, gab er zurück.
    Ich bin selbst im Normalfall kein geduldiger Mensch, aber Kinder am Telefon lassen mich zum Tier werden. »Schaff mir sofort einen Erwachsenen her, du kleiner Klugscheißer, oder ich spring durch die Leitung und verpaß dir einen Satz heiße Ohren!«
    Nachdem er sich von dem Schock erholt hatte, machte der Junge ein obszönes Geräusch von solcher Lautstärke, daß mir fast das Trommelfell platzte, und ließ den Hörer dann auf irgend etwas Hartes fallen. Stimmengeplapper im Hintergrund gegen das blecherne Gelärme eines Fernsehers, in dem eine Game-Show lief, dann eine feindselige Frauenstimme, die wohl schneidend klingen sollte, aber etwa so scharf wie eine stumpfe Rasierklinge war: »Wer spricht da?«
    »Syd Fish«, blaffte ich. »Sie haben mich angerufen.«
    »Oh, Sekunde.« Sie legte die Hand auf den Hörer, und ich hörte, wie sie jemandem zuschrie, er solle den Fernseher leiser stellen. Der Geräuschpegel entsprach dem einer Boing 747 über Stanmore. Sie hatte die Pause ausgenutzt, um sich eine Zigarette anzuzünden, und stieß die Worte mit raucherstickter Stimme hervor. »Wie ich höre, suchen Sie Doggy Mulcahy.«
    »Wer sagt das?«
    »Shadder.«
    »Wer? Was?«
    »Sie wissen schon, Emmett, der Schatten.«
    Natürlich. »Was kümmert Sie das?«
    »Ich weiß, wo Doggy ist.«
    »Und darf man erfahren, wer Sie sind?«
    »Shadders Ex. Ich hab wieder geheiratet. Ich bin jetzt ’ne Alleinerziehende.«
    Ich hatte eine jähe Vision von Shadder, wie er in einem hellblauen Smoking mit dunkelblauen Paspelierungen und einem Rüschenhemd den Mittelgang hinunterstolzierte und die Kirche durch ein Ehrenspalier von Hunnen verließ, die sämtlich Schrotgewehre in die Höhe reckten. Aber vielleicht hatte das glückliche Pärchen die ersten zarten Bande ja auch bei einer Biersause im Busch im Laufe einer Massenvergewaltigung geknüpft.
    Von der Familiengeschichte gelangweilt, machte ich ihr ein bißchen Dampf: »Weiß Shadder, daß Sie Familiengeheimnisse preisgeben?«
    »Sie machen wohl Witze? Er liebt diesen verdammten Doggy über alles. Wenn er wüßte, daß ich seinen Kumpel hopsgehen lasse, würd er mir mit ’ner Viehpeitsche die Hucke vollhauen.«
    »Wie sind Sie an die Information gekommen?«
    »Er nimmt einmal im Monat die Kinder, und die erzählen mir dann immer, was der Scheißkerl so alles treibt. Glenda — das ist meine Tochter — hat mir erzählt, daß Shadder und Doggy am Telefon über Sie gesprochen haben.«
    »Und wo steckt er jetzt?«
    »Sie glauben doch wohl nicht, daß ich Ihnen das einfach so auf die Nase binde, hä?«
    Nein, das tat ich nicht. Ich wartete.
    Sie war nicht sehr gut im Verhandeln. »Was ist es Ihnen wert?«

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