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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aktivitäten. »Ich fühle mich zehn Jahre jünger, Doktor!« hatte er gesagt. »Und in meinem Alter sind zehn Jahre ein gewaltiger Sprung in die Jugend …«
    »Doktor, ein Wort nur –«, sagte McHolland jetzt. Wolff blieb stehen und kehrte dann um.
    »Sie gehen nicht an Land?« fragte er. McHolland zog an seiner Pfeife und klopfte sie dann an einem Gestänge aus.
    »Nein. Aden kenne ich. War vor fünfzig Jahren hier, als junger Leutnant. Sah allerdings anders aus, aber garantiert schöner als jetzt. Da war Arabien noch Arabien. Ob Sie jetzt in Aden, Singapur oder Hongkong stehen – irgendwie gleichen sich alle diese neuen Hochhäuser. Eine Frau anzusprechen, war früher ein richtiges Abenteuer, heute kostet's fünf Pfund. Ich warte auf die Piratenküste, da soll noch ein Überbleibsel dieser fernen Tage bestehen. Aber etwas anderes, Doktor: Haben Sie bemerkt, daß die vier dunkelgelockten Herren an Bord bleiben?«
    »Es bleiben mehrere an Bord, Mylord. Ich auch.«
    »Weil Ihre wunderschöne, traurige Dame auch nicht an Land geht, stimmt's?«
    »Ja.«
    »Das ist ein Grund. Aber diese vier Herren haben keinen Grund.«
    »Vielleicht ist es ihnen zu heiß an Land?«
    »Wer seit zehn Tagen in der Sonne liegen kann, dem macht Adens Luft nichts aus. Ich habe die vier beobachtet – ein merkwürdiger Club.« McHolland nickte leicht nach oben. »Da stehen sie. Auf dem Sonnendeck. Ich weiß, daß sie von mindestens zwanzig Damen bestürmt worden sind, den Landausflug mitzumachen – sie haben ›no‹ gesagt. Bei ihrer massiven Bereitschaft, allen Damenwünschen nachzukommen, ist das unverständlich. Doktor, ich habe ein merkwürdiges Gefühl. Seit Tagen beobachte ich die vier, und ich habe es so getan, daß sie es merken. Zwei wurden nervös – man kennt das ja, dieses Zucken in den Augen- und Mundwinkeln. Warum werden sie nervös?«
    »Ich werde mich um sie kümmern.« Dr. Wolff nickte McHolland zu. Es war sinnlos, dem Alten zu erklären, daß jeder Mensch das Recht auf Eigenarten hat, auch McHolland, der anscheinend zuviel englische Kriminalromane gelesen hatte und neben dem berühmten Pater Brown anscheinend mit sich eine neue Figur, den Detektiv-Lord McHolland, aufbauen wollte. »Hier steht die Luft, Mylord. Sie sollten in den Salon gehen und einen guten Whisky trinken.«
    Dr. Wolff wandte sich ab, sah, daß die ›Fidelitas‹ angelegt hatte und die erste Gangway heranrollte, und ging weiter zur Treppe, die zu den Kabinen 150 - 200 führte.
    Die vier Herren auf dem Sonnendeck rauchten gemütlich eine Zigarette. Lord McHolland stopfte sich eine neue Pfeife.
    Ohne daß es jemand ahnte, wurden damit Fronten aufgebaut, wartete das Entsetzen auf seinen Einsatz.
    Die Passagiere waren an Land, das Schiff fast leer bis auf die Wache, einen Offizier, ein paar Stewards, das Maschinenpersonal – halbiert – und die wenigen Reisenden, die sich in den klimatisierten Räumen der ›Fidelitas‹ wohler fühlten als unter der glühenden Lichtdecke von Aden. Auch die Aussicht, ein original orientalisches Etablissement zu besichtigen mit Bauchtänzerinnen, die nur eine glitzernde Glasscherbe im Nabel trugen, lockte sie nicht weg. Sonst war alles von Bord gegangen, auch die Matrosen, in weißen, frisch gebügelten Uniformen. Johann Meesters war darin korrekter als ein preußischer Kapitänleutnant: Die Mannschaft ist die Visitenkarte des Schiffes.
    Eve Bertram saß allein am verlassenen Swimming-pool, als Dr. Wolff aus dem Kabinengang wieder auftauchte.
    »Ich dachte, du wärst noch unten«, sagte er und setzte sich neben sie in einen der Liegestühle. Sie trug einen goldfarbenen Bikini, und ihr rotgoldenes Haar floß offen über ihre Schultern. Kaskaden aus brennender Seide.
    »Ich habe dir etwas verschwiegen –«, sagte sie und starrte in das Wasser des Pools. »Ich hasse dich!«
    Obwohl er sich daran gewöhnt hatte, mit den Geheimnissen dieser einmaligen Frau zu leben und sich nicht mehr überraschen zu lassen, zuckte er doch zusammen.
    »Warum?« fragte er.
    »Weil ich dich liebe. Ich hasse dich und mich, weil es so ist. Ich wollte mich nie mehr verlieben.«
    »Das ist logisch, wenn man sich das Leben nehmen will. Aber welche Frau ist logisch?«
    »Ich!« Sie lehnte sich zurück. Ihr Haar fiel über ihr Gesicht, als solle es ein Vorhang sein, hinter dem alles für ihn verschlossen bleiben soll. »Laß mich allein, Bert.«
    »Ich denke gar nicht daran.«
    »Wie du willst. Es kann auch so plötzlich geschehen, daß du hilflos

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