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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Alles war genau berechnet … aber die Mumie steht immer ein paar Zentimeter daneben.«
    Am Nachmittag wußte die Schiffsführung, daß die Halterung durchgesägt worden war. Der I. Ingenieur wies deutlich die bearbeiteten Bruchstellen vor. Kapitän Meesters wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Um Himmels willen, kein Wort darüber. Völliges Stillschweigen! Sabotage an Bord! Wenn nur eine Silbe davon bekannt wird, haben wir hier einen Hexenkessel. Die Nachtwachen verstärken! Pendelposten auf allen Decks, auch wenn die Liebespaare protestieren! Zum Satan, wer hat ein Interesse daran, Panik auf dieses Schiff zu bringen? Welcher Sinn steckt dahinter? Aber das schwöre ich Ihnen, meine Herren: Wenn ich den Kerl erwische, ziehe ich ihn bei voller Fahrt unterm Kiel her!«
    »Das war ein Fehler«, sagte an diesem Nachmittag Norman White. Die vier Herren saßen an der Poolbar und tranken Cinzano on the rocks. »Finger weg von dem Alten. Bis Aden Ruhe! Es geht um mehr. Außerdem ist der Lord jetzt überzeugt, wie harmlos wir sind.« Sie lachten, stießen an und nahmen den Flirt mit den nächsten Damen auf ihrer geheimen Liste auf.
    »Morgen sind wir in Aden«, sagte Dr. Wolff zu Eve Bertram. »Gehst du mit an Land?«
    »Nein.«
    Sie standen auf dem Promenadendeck, lehnten sich über die Reling und blickten in das grünblau schillernde Wasser. Es war wieder einer dieser sehr frühen Morgen, an denen das Schiff noch schlief und nur wenige Menschen die blanke, ganz klare Sonne sich in den unerklärlich und herrlich weitenden Himmel schieben sahen. Ein Schwarm fliegender Fische schnellte neben dem Schiff her. Wesen mit flügelähnlichen Flossen, Geschöpfe wie aus einem Märchen.
    »Ich liebe dich –«, sagte Wolff plötzlich. »Ist das ein dummer, unmoderner Satz?«
    »Nein.« Ihre flammenden Haare wehten im Fahrtwind. Er griff nach ihnen, hielt sie fest und teilte sie, um Eves Gesicht zu sehen. Sie hatte die Augen geschlossen, und so wußte er nicht, was sie dachte, denn ihre Augen waren ihr zweiter Mund und sagten immer die Wahrheit.
    »Willst du dich noch immer umbringen?« fragte er.
    »Vielleicht –.«
    Er atmete auf. »Das ist ein guter Fortschritt«, sagte er. »Das klare Ja ist schon zugeheilt.«
    Sie zog den Kopf zurück, entriß ihm damit ihre Haare, drehte sich um und ließ ihn stehen.
    Er lief ihr nicht nach. Er wußte, es war besser, sie jetzt allein zu lassen mit ihrem ›vielleicht‹.
    Am nächsten Tag tauchte die arabische Küste aus dem Sonnendunst auf. Ein Riesenwürfel weißer Häuser.
    Aden. In der Ferne die Meerenge Bab el Mandeb.
    1001 Nacht begann mit strahlender Sonne. Die Passagiere standen an der Reling, die Nebelhörner der ›Fidelitas‹ heulten zur Begrüßung.
    In den Kabinen 101 und 103 packten die vier ehrenwerten Männer sieben Sprengladungen in elegante, schwarze Krokoleder-Aktentaschen.
    Gefühle lassen sich nicht erklären, und Lord McHolland hatte so ein dummes Gefühl, als die ›Fidelitas‹ im Hafen von Aden einfuhr und die Passagiere bereit zum Landgang an den Relingtüren warteten, gegen die man in wenigen Minuten die beiden Gangways schieben würde.
    Im Hafen wimmelte es von kleinen und großen Booten, Barkassen umkreisten das weiße Luxusschiff, etwas außerhalb lagen zwei britische Kanonenboote an einer Mole, aber selbst dieser fast heimatliche Anblick beruhigte Lord McHolland kaum. Er stand auf seinem Stammplatz zwischen den Rettungsbooten und beobachtete das Anlegemanöver. Eine heiße Dunstglocke lag über Aden und drückte fast das Gehirn zusammen. Die Luft flimmerte vor Hitze, die weißen Häuser verzerrten sich bizarr, eine Duftwolke aus Öl und einem Gemisch vielfältigen Gestanks hing schwer über dem Hafen. Die Damen der fröhlichen Reisegesellschaft wedelten sich mit Tüchern oder Zeitungen Luft zu. Stewards rannten herum und boten Fruchtsaftgetränke an. Zur Begrüßung Adens heulten wieder die Nebelhörner, ein paar vor Anker liegende Schiffe erwiderten den Salut, am Kai wartete ein Heer von Händlern auf die reichen Leute, die gleich von Bord kommen würden, dumme Ungläubige, die Allah schickt, damit man sie betrügen kann.
    McHolland winkte Dr. Wolff zu, der aus dem Schiffslazarett kam und hinüber zu den Kabinen wollte. Er hatte gerade dem erstaunlich konditionsstarken Baron von Hoffberg eine stärkende Kreislaufinjektion gegeben, denn von Hoffberg, in Begleitung seiner rasanten Schiffsliebe, erhoffte sich vom Anblick arabischer Bauchtänzerinnen neue

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