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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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küßt …«
    Um die gleiche Zeit suchte Lord McHolland Kontakt zu den vier ehrenwerten, schwarzgelockten Herren.
    Er fand sie oben auf dem Tennisplatz, zwischen dem breiten rotlackierten Schornstein und dem Radarmast. Sie spielten ein Doppel, hüpften sehr elegant auf dem roten Kunststoff-Feld herum, schlugen die Bälle gekonnt hin und her und trainierten sich damit gleichzeitig für den kommenden Einsatz.
    »Schnelligkeit und gute Reaktion sind unsere Lebensversicherung«, sagte Norman White immer. »Wenn man dazu auch noch einen Funken Intelligenz besitzt, gibt es theoretisch kaum etwas, was uns aufhalten könnte.«
    McHolland stand an dem hohen Drahtzaun, verfolgte die Bälle und lächelte verbindlich, als die unzertrennlichen Vier ihn mißtrauisch anstarrten.
    »Was will die Mumie hier?« fragte Tomaso bei einem neuen Aufschlag seinen Partner Carlo. Und auf der Gegenseite sagte Mario zu Norman: »Principale, der Alte fällt mir auf die Nerven. Er hat die Kabine gegenüber. Es soll Greise geben, die können besser hören als sehen. Die Türen sind verdammt dünn.«
    »Nur Ruhe.« White schlug den heranschwirrenden Ball elegant zurück. »Nur noch zehn Tage.«
    »In zehn Tagen kann die Welt auf dem Kopf stehen.«
    »Richtig. Und das besorgen wir.«
    Sie legten eine Pause ein, nachdem der Satz von Tomaso Carlo gewonnen war, wickelten Handtücher um ihre Hälse, wischten den Schweiß von den Stirnen und widmeten sich Lord McHolland. White übernahm die Anrede.
    »Auch Tennisspieler?« fragte er.
    McHolland schüttelte den Kopf. »Golf.«
    »Ein großer Unterschied.«
    »Auch hier fliegt ein Ball durch die Luft, nur etwas tiefer.«
    »Sehr witzig.« White grinste. »Wollen Sie's mal versuchen?«
    »Ich glaube, dazu bin ich zu alt.« McHollands Blick war reserviert – er verriet nichts von dem, was er dachte. Ein Paar graue Augen, in denen man sich wie in einer Wüste verirren konnte. »Das einzige, was ich noch hochheben kann, ist meine Pfeife. Aber Sie spielen alle gut, soweit ich das überhaupt beurteilen kann. Profis nicht wahr?«
    »Sagen wir – halbe Profis.« White winkte. Partie abbrechen, hieß das. Der Alte wird interessant. Bisher hatte die Unterhaltung durch das Maschengitter stattgefunden, jetzt kamen die vier vornehmen Herren durch ein Türchen aufs freie Deck. Sie waren mit McHolland allein … das fröhliche Leben begann erst eine Etage tiefer auf dem Sonnendeck. Wenn der Alte jetzt über Bord fällt, dachte White, wird es kaum wie ein Unfall aussehen. Die Gelegenheit ist nicht günstig.
    »Sie sind unser Nachbar, wenn ich nicht irre?« fragte er.
    »Ihr Gegenüber. Aber ich betrachte meine Kabine nur als Unterschlupf. Ein alter Mann wie ich braucht wenig Schlaf … meist wandere ich herum, das ersetzt mir komischerweise den Schlaf. Vielleicht ist es erblich … auf meinem Landsitz in Schottland spukt auch seit dreihundert Jahren ein Geist herum. Es soll Lord Edward McHolland sein. Bei irgendeiner Schlacht hat man ihm den Kopf herunterholt.« McHolland lächelte verbindlich, sog an seiner Pfeife und ging davon. Die vier eleganten Herren mit den Handtüchern um den Hals und den Tennisschlägern unterm Arm starrten ihm entgeistert nach.
    »Verkalkung dritten Grades«, sagte Carlo Benzoni endlich. White fuhr herum, als habe man ihn gestochen.
    »Idiot!« zischte er. »Das war eine ganz deutliche Warnung. Die Mumie ist durch irgend etwas aufmerksam geworden. Er hat zu verstehen gegeben, daß er immer in unserer Nähe sein wird, Tag und Nacht. Der Bursche schläft ja kaum! Tomaso?«
    »Principale?«
    »MacHolland: Nummer 1!«
    »Sofort?«
    »Bei der besten Gelegenheit.« White steckte sich eine Zigarette an. Er war innerlich mehr erregt, als er zeigen wollte. »Wir werden auch die Geisterbekämpfung überstehen. Sofort, wenn wir Aden erreicht haben und der erste Landgang beginnt, werden die Sprengsätze verteilt.«
    Die vier Herren nickten, stellten sich auf wie zur Parade und verließen hintereinander, in der nun schon bekannten gemeinsamen Ordnung, den Bordtennisplatz.
    Acht Tage lang geschah nichts auf der ›Fidelitas‹, wenn man davon absieht, daß Berthilde Bolthe ihren Eroberungszug bei Dr. Wolff abbrach und dafür dem Zahlmeister, dem II. Offizier, dem Obersteward und zwei Schiffsingenieuren Komplexe über ihre Männlichkeit beibrachte.
    Der alte Baron von Hoffberg erschien noch zweimal mit Kratzwunden bei Dr. Wolff in der Praxis, ließ sich neben Salbe auch noch ein stützendes Kreislaufmittel

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