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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kämen nie von Bord.«
    »Ihnen fehlt die Phantasie, Sir.« Colezza winkte lässig. »Gehen Sie. Sie stören nur den Doc.«
    Wolff blickte kurz auf. Er hatte die Kugel zwischen den Pinzettenbacken, aber sie glitt immer wieder heraus. Die kleine Krankenschwester tupfte ihm wieder den Schweiß von der Stirn. Eve Bertram kümmerte sich um das Spreizen der Wunde. Alles mußte improvisiert werden … auch ein Luxusdampfer ist schließlich keine chirurgische Klinik.
    »Da hat er recht«, sagte Wolff. »Hier läuft alles gut, Kapitän. Sorgen Sie dafür, daß nicht noch mehr Verwundete zu mir herunterkommen.«
    »Keine Lebensgefahr?«
    »Nein. Keine.«
    Meesters verließ den OP. McHolland räusperte sich. »Und wenn sie eine ganze Flotte an die arabische Küste schicken«, sagte er. »Was soll das? Unter uns liegen sieben Bomben. Darauf läßt sich vom Standpunkt der vier Gauner aus herrlich leben. Dieses Schiff hier ist jetzt der sicherste Platz der Welt … Keiner wird wagen, es anzurühren. Und wenn … es wäre die größte Geiseltragödie, die die Welt je erlebt hat. Mindestens zweihundert Namen der Passagiere stehen im Goldenen Buch des Reichtums. Doktor, ich bin gespannt, wie es weitergeht.«
    Diese Frage ließ Norman White nicht lange unbeantwortet.
    Er hatte eine Stunde lang in der Kapitänskajüte gesessen und gemütlich alle eingehenden Telegramme gelesen, das Entsetzen der Welt genossen und das Angebot der drei Botschafter in Aden mit dem Satz beantwortet: »Sie sollen Golf spielen. Das ist ja die Hauptaufgabe der Botschafter.« Dann hatte er sich vom Oberzahlmeister die Passagierliste geben lassen, sie mit seiner eigenen Liste verglichen und diese ergänzt. Es zeigte sich, daß Norman White bestens informiert war.
    »Gehen wir –«, sagte er zu den Offizieren, die zähneknirschend, aber zur Tatenlosigkeit verurteilt herumstanden. »Der angenehme Teil beginnt. Der Schock hat sich gelegt, ich hoffe, man kann jetzt mit den Herrschaften vernünftig reden.«
    Er nahm dem Funker Bergson die letzten Funksprüche ab und reichte sie dann an Meesters weiter. »Eine Korvette und ein Flugzeugträger kommen mit äußerster Kraft auf uns zu. Sir, sorgen Sie dafür, daß sie mindestens sechs Meilen von uns entfernt Anker werfen und nichts tun, als sich faul in der Sonne zu räkeln. Alles andere betrachte ich als Angriff und –.« Er machte die Handbewegung, als drehe er an einem Knopf. Jeder verstand ihn sofort.
    »Dann gehen Sie auch mit hoch!« schrie Meesters.
    »Das ist einkalkuliert.« White lächelte nach allen Seiten. »Bei der Größe unseres Unternehmens tritt die eigene Person in den Hintergrund.«
    »Dann wäre das für Sie ein vollkommener Fehlschlag.«
    »Unser Risiko.« White lächelte verbindlich. »Kapitän, wenn Sie Kap Horn umschiffen, rechnen nicht selbst Sie mit einem Risiko? Alles Außergewöhnliche hat seinen Preis …«
    Wie eine Chefarztvisite … voran White, hinter ihm in ihren weißen Uniformen die Offiziere, kamen sie in den großen Festsaal. Er war dicht gedrängt voll mit Passagieren und Mannschaften. Einsam, ein wenig unsicher, die Maschinenpistole entsichert und schußbereit vor dem Bauch, stand Mario Filippo auf der Bühne und atmete sichtbar auf, als White erschien. Durch eine Gasse schimpfender, aber wie alle zur Ohnmacht verurteilter Männer ging White zur Bühne und stellte sich neben Filippo. Er hob die Hand, und das plötzliche Schweigen verstärkte das Entsetzen, das jeden drückte. Eine Dame in der vordersten Reihe fiel erneut in Ohnmacht … sie wurde nicht mehr weggetragen, sondern festgehalten von ihren Nachbarn. Jemand sprühte Kölnisch Wasser über sie, und sie wachte sehr schnell wieder auf.
    »Meine Damen und Herren –«, sagte White. Er sprach das singende Englisch aller nach den USA eingewanderten Südländer; es klang gut, freundlich, charmant, aber die Worte waren genau das Gegenteil. »Es ist irgendwie ungerecht, daß einige Hundert über Milliarden Dollar verfügen und einige Hundert Millionen zum Frühstück ihre Nägel kauen. Wir haben es uns zur Pflicht gemacht, diesen Zustand etwas aufzulockern.«
    »Schurke!« schrie jemand aus der Masse. »In deine Tasche!«
    »Irrtum. Wir vier sind nur ein ausführendes Organ. Hinter uns steht eine Organisation, deren Zweigbetrieb sozial Schwachen helfen will.«
    Die lähmende Stille wurde noch tiefer, die Offiziere blickten sich schnell an. Man hatte an einen Handstreich von vier verwegenen Gangstern gedacht … daß eine

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