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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Meesters Papierkorb.
    »Sie sollen der erste sein, der's erfährt«, sagte er. »Ich werde Eve Bertram heiraten.«
    »An Bord? O nein, lieber Doc! Ich traue Sie nicht. Nach der Reise, an Land, viel Glück. Ich will auch Ihr Trauzeuge sein. Aber eine Bordhochzeit des Schiffsarztes bei diesem Überangebot explosiv geladener, nach Abenteuer zitternder weiblicher Passagiere … Mein Lieber, ich schärfe doch nicht fast hundert Bomben.«
    Es waren nur sieben, tief unten im Leib der ›Fidelitas‹, aber das wußte ja niemand.
    Ruhig, eine weißlackierte, kleine Stadt mit vierhundert Schicksalen, zog das Schiff dem Arabischen Meer entgegen. Es war jetzt näher zur Küste geschwenkt; ab und zu sah man im Dunst die Silhouette der arabischen Halbinsel, die Ufer von Hadramaut, die Niederungen der Küste.
    »Morgen nach dem Mittagessen«, sagte Norman White in Kabine 103. Die vier ehrenwerten Herren putzten wieder ihre Waffen. In der feuchtheißen Luft war eine gute Waffenpflege wie eine Lebensversicherung. »Wer satt ist, kann besser überzeugt werden.«
    Sie lachten, wienerten die MPi-Verschlüsse, rauchten süßliche Zigaretten und tranken mit Mineralwasser vermischten Rotwein.
    »Wie besprochen, gehen wir später mit der Barkasse in Raysut an Land. Wir haben im Zeitplan eine große Toleranz – also keine Übereilung, keine Nervosität. Vierhundert Menschen sind die beste Garantie.«
    Der Abend fiel ein. Das Meer war fast unbewegt, ein Zauberspiegel, in dem sich der Mond betrachtete und zu immer neuen Formen zerfloß. Auf der ›Fidelitas‹ fand eines der vielen Bordfeste statt. Heute hieß es ›Zu Gast bei einem Pascha‹. Baron von Hoffberg hatte man zum Pascha gewählt … unter einem riesigen Turban hockte er auf der Bühne, umgeben von quietschenden, halbnackten Damen, die Bajaderen darstellen sollten. Der Sekt wurde in Gläsern serviert, die die Form eines orientalischen Schnabelschuhs hatten.
    »Morgen abend gehen wir an Land«, sagte Eve Bertram. Sie saß mit Wolff am Kapitänstisch, bewundert von den Männern, beneidet von den Frauen, in ihrem seidenen Haremskleid und den langen, losen rotgoldenen Haaren wie ein Paradiesvogel aus einem Märchenland wirkend. »Ich will mit dir durch die Gassen von Marbat wandern.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, und er wußte, daß ihre grünen Augen jetzt wie hinter einem Schleier lagen.
    »Das ist wichtig –«, sagte sie nach einer kleinen Pause. »Ich wollte nie wieder Land betreten …«
    Die vier ehrenwerten Herren, in langen weißen Haikhs wie echte Araberfürsten aussehend, tanzten ausdauernd bis in den Morgen hinein. Dann zogen sie sich zurück und bereiteten sich mit neun Stunden Schlaf auf ihren großen Tag vor.
    Gegen Mittag passierten sie die Qamr Bay. Als der Nachtisch serviert wurde, dröhnten die Maschinen der ›Fidelitas‹ mit halber Kraft. In der Ferne leuchtete die weiße Stadt Salala, die Gebirgskette von Sharah schwamm schwerelos im hitzeflimmernden, fahlblauen Himmel wie eine Fata Morgana.
    McHolland war bei Dr. Wolff im Lazarett erschienen, hatte Eve Bertram, die dort mit Bert gegessen hatte, die Hand geküßt, und sagte nun: »Doktor, schmeißen Sie mich raus, wenn Sie den Eindruck haben, ich sei ein vollendeter Idiot … aber wie damals in Indien packt mich jemand an der Schulter und rüttelt mich. Irgend etwas passiert in kurzer Zeit …«
    Wolff hob die Schultern. Er legte seine Hand auf Eves Hände, und das war kein Trost für sie, sondern er suchte im Gegenteil von ihr Kraft und Ruhe.
    »Was können wir tun?« fragte er.
    »Nichts«, sagte McHolland. »Nur warten. In Indien war es einfacher, da sah ich den Feind durchs Flußbett schleichen …«
    Pünktlich um 14.30 Uhr – laut Zeitplan – erschien Norman White auf der Kommandobrücke der ›Fidelitas‹, betrat den Navigationsraum und stellte eine Krokoledertasche auf den Tisch. Kapitän Meesters, Lutz Abels, der III. Offizier, der II. Ingenieur, der II. Zahlmeister und zwei Rudergänger starrten White verständnislos an. Meesters war der erste, der sein Erstaunen überwand.
    »Ihr Interesse ist verständlich«, sagte er, »aber den Passagieren ist das Betreten der Brücke nicht gestattet. Ein alter Seemannsbrauch, Sir.«
    »Ich weiß, Kapitän.« Mit ruhigen Fingern ließ White die Schlösser aufschnellen und hob einen länglichen schwarzen, stählernen Gegenstand mit einem kleinen Fuß aus der Tasche, stellte ihn auf den Tisch und lächelte verbindlich. »Das hier ist eine durch

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