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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mächtige Organisation dahinterstand, änderte alles. Die Hoffnung auf Rettung von außen schwand immer mehr. White hatte die Wahrheit gesagt: Das eigene Leben ist mit einkalkuliert. Und auch das Leben von vierhundert anderen Menschen, von dem Schiff gar nicht zu reden.
    »Begreifen Sie das?« fragte White laut.
    Meesters schnaubte durch die Nase. In der Stille klang es wie ein Ablassen von Dampf. White lächelte.
    »Sie sind mir, meine Damen und Herren, alle bekannt. Sie stehen auf meiner Liste mit Ihrem Vermögen, einige von Ihnen haben mir durch einen persönlichen Kontakt einen noch interessanteren Einblick in ihr Leben vermittelt.« Sein Lächeln wurde gemein. Eine andere, mittelalterliche Dame, die man vorgestern noch mit dem jungen Colezza verliebt auf der Sonnenterrasse liegen sah, sank in sich zusammen. Sie konnte nicht umfallen, sie stand eingeklemmt in der Menge.
    »Wir werden hier auf der Bühne einen Tisch aufbauen«, sagte White. »Ich bitte dann die Damen und Herren, einzeln heranzutreten und ihre Wertsachen abzuliefern. Unterdessen werden die Kabinen durchsucht, so daß die Gewähr gegeben ist, daß nichts übersehen wird.« White blickte auf seine Liste. »Die Verwundeten sind Herr Dario Porza und Herr Alexander Mikinades. Bitte, verlängern Sie diese kleine Liste nicht, indem Sie weiterhin an Ihrem Geld hängen. Ein Tisch, ein großer Tisch … hierher!«
    Er winkte. Vier Stewards trugen eine lange Speisetafel auf die Bühne, zögerten, starrten auf den Lauf der Maschinenpistole in Filippos Händen und verließen wieder schnell die Bühne.
    White machte eine kleine, sehr höfliche Verbeugung, als fordere er eine Dame zum Tanz auf.
    »Darf ich bitten, einzeln heraufzukommen und an den ›Sammeltisch‹ zu treten. Bitte nichts vergessen. Ringe, Ohrringe, Halsketten, Broschen, Armbänder, Uhren … die Herren Geldbörsen und Brieftaschen und auch die Manschettenknöpfe. Wenn wir bei einer abschließenden Kontrolle noch Wertsachen finden, müßten wir Dr. Wolff bemühen …« White winkte fröhlich in die erstarrten Menschenköpfe hinein. »Die Schiffsmannschaft, mit Ausnahme der Offiziersgrade, bleibt unten. Freunde, ihr seid selbst arme Hunde! Und noch eins. Ich verlese jetzt eine Reihe Namen. Die Aufgerufenen begeben sich nach Ablieferung ihres Ballastes in die Funkkabine und geben das durch, was ihnen gesagt worden ist. Wir haben uns eine genaue Staffelung des Lösegeldes nach dem Vermögen ausgerechnet … Sie werden gleich hören, daß wir wesentlich humaner sind als Ihre Steuerbehörden, die ein Vielfaches von dem abnehmen, was wir für Ihr Leben fordern. Im Vergleich zur Steuer sind unsere Beträge Freundschaftspreise.« White entfaltete seine große Liste. »Beginnen wir: James Bulls, Buffalo. 40.000 Dollar …«
    Ein kleiner, dicker Mann drängte sich zur Bühne. Er war glutrot im Gesicht und schwitzte. »Der Teufel hole dich!« brüllte er. White winkte lässig ab.
    »Was verlangt Ihr Finanzamt, James? Na also … Und welche Gegenleistung haben Sie? Aha! Wir bieten Ihnen Ihr Weiterleben! Was sind da 40.000 Dollar?«
    Bulls klomm die Treppenstufen zur Bühne hoch, leerte seine Taschen auf dem Tisch aus, Börse, Brieftasche, zwei Ringe, Armbanduhr aus Platin, Kleingeld aus der Hosentasche, ein winziger Haufen auf dem langen Tisch. Filippo grinste. Ein Stöhnen ging durch die dichtgedrängten vierhundert Menschen im Saal.
    »Ein guter Anfang, James.« White reichte ihm die Hand. Bulls nahm sie, drückte sie und spuckte dann auf den Boden. Angst, Erstaunen und Wut mischten sich in ihm zu einem brodelnden Brei. »Der nächste. Miß Henriette Randolph. Tochter des großen Bier-Randolph aus Tennessee. Bitte zu mir, Gnädigste. Und telegrafieren Sie dem Herrn Papa: 200.000 Dollar. Übrigens für alle: Zahlbar auf das Konto 12.896 … ich wiederhole, schreiben Sie mit: 12.896, Banca del Sole, Montevideo.«
    White wartete, während Henriette Randolph blaß und händeringend auf die Bühne kam. Sie trug in jedem Ohr einen fünfkarätigen Brillanten. Unten im Saal raschelte Papier, kam Bewegung in die Menge, als wühle ein plötzlicher Wind ein flaches Meer auf. Banca del Sole, Montevideo. Notiert. Irgendwie hat dieser Gangster recht … man darf weiterleben für einen Betrag, über den die heimatliche Steuer lachen würde.
    Und so zogen sie an dem ›Sammeltisch‹ vorbei, in langer Reihe hintereinander, Geld und Schmuck häuften sich zu kleinen Bergen … eine Landschaft aus Gold und Brillanten,

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