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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Versammlung anzuschließen? Es ist vieles zu besprechen. Ein Schiff mit etlichen Milliarden Inhalt wird nicht jeden Tag entführt.«
    Mit verkniffenen Mienen verließen die Offiziere die Kommandobrücke. Das Ruder wurde festgestellt. Es war nicht mehr nötig, für die ›Fidelitas‹ irgendeinen Kurs zu halten.
    Während der Funkspruch von einer Vielzahl Schiffen und Radiostationen aufgefangen wurde und in der ganzen Welt Entsetzen und Ratlosigkeit verbreitete, trugen vier Stewards auf Krankenbahren die beiden angeschossenen Passagiere aus dem Speisesaal zum Lazarett.
    Dr. Wolff hatte alles zur Operation vorbereitet. Neben der Krankenschwester – sie hieß übrigens Evelyn und stammte aus Kapstadt – stand auch Eve Bertram in weißem Kittel und Operationsschürze. Lord McHolland hockte in einer Ecke des OPs, sah Tomaso Colezza, der die Verwundeten angekündigt hatte, mit Genugtuung an und sagte:
    »Ich habe es gewußt, aber einem alten Trottel glaubt man ja nicht.«
    Dr. Wolff arbeitete schnell, ohne viel Worte, fast lautlos. Nur das Klappern der Instrumente unterbrach die Stille und das verhaltene Stöhnen der Verwundeten. Die Verletzungen waren nicht lebensgefährlich … ein Oberschenkeldurchschuß, eine Schulterwunde, aus der Wolff das Projektil entfernte. Eve Bertram half ihm, als habe sie zeit ihres Lebens nur in einem Operationssaal verbracht. Ein paarmal sahen sie sich an, die starke OP-Lampe glühte über ihnen und machte die beiden Ventilatoren wertlos, Schweiß rann ihnen über die Gesichter … dann drehten sie die Köpfe weg von den Operierten, und die kleine Krankenschwester wischte ihnen mit Zellwolltüchern den Schweiß ab.
    »Ich habe nichts verlernt«, sagte Eve einmal. Und Wolff antwortete:
    »Du bist wunderbar, Eve …«
    Im Schiff schien sich die erste Aufregung gelegt zu haben. Man hatte eingesehen, daß Widerstand sinnlos war, Geschrei und Ohnmachtsanfälle zu nichts führten, Verhandlungen sinnlos waren. Man hoffte nun nur noch auf Hilfe von außen. Die Zeit konnte jetzt für alle arbeiten. Alles verzögern, hatte Kapitän Meesters als heimliche Parole ausgegeben. Alles tun, was die Halunken wollen, aber langsam, ganz langsam. Jede Stunde, die wir gewinnen, ist wertvoll. Die ganze Welt ist alarmiert. Kriegsschiffe sind unterwegs, in Kürze werden Jagdflugzeuge und Hubschrauber eines in der Nähe liegenden amerikanischen Flugzeugträgers über der ›Fidelitas‹ auftauchen. Wir sind noch nicht verloren, aber wir sind hilflos. Vierhundert Menschen gegen vier … das ist lächerlich – aber das Blut, das bereits geflossen ist, war schon zuviel.
    Kapitän Meesters blickte kurz in den OP. Er durfte sich frei auf seinem Schiff bewegen … irgendwo hockte dieser Carlo Benzoni mit seinem Funkgerät und wartete darauf, die sieben Bomben zu zünden. Mit dem lausigen Gefühl im Nacken, in jeder Sekunde zerfetzt zu werden, beißt man die Zähne zusammen und tut nichts.
    Dr. Wolff blickte kurz auf. Er hatte gerade die Schulterwunde verbreitert und tastete mit einer langen Pinzette nach dem Projektil.
    »Raus, Kapitän!« rief er. »Sie sind nicht steril!«
    Meesters blieb an der Tür stehen. »Und dieser Gangster da?« fragte er und zeigte auf Colezza.
    »Er hat sich Hände und Gesicht in steriler Lösung waschen müssen.«
    »Wirklich? Das hat er getan?«
    »Aber ja, Sir.« Colezza lehnte an der Wand. Er war etwas bleich, der Blutgeruch, die breite Wunde, die ganze Atmosphäre eines Operationssaals drückten ihm auf den Magen. Man kann Menschen töten, man kann ein großer Gauner sein, das Aufschneiden eines Menschen aus nächster Nähe anzusehen, ist etwas anderes. Dazu gehören andere Nerven, als nur den Zeigefinger um einen Abzug krummzumachen.
    Colezza grinste verlegen. »Wir tun alles, was der Doc sagt. Eine alte Weisheit, Sir: Einen Arzt kann man immer gebrauchen.«
    »Und Sie, Lord?«
    McHolland saß auf seinem Hocker und ärgerte sich, daß er nicht mehr dreißig, sondern bald siebzig war. »In meinem Alter ist man immer steril«, sagte er giftig. Es sollte ein Witz sein, aber er troff von Galle. »Was nun, Kapitän?«
    »Ein Flugzeugträger und eine britische Korvette sind unterwegs. Der französische, britische und amerikanische Botschafter in Aden haben sich gemeldet und wollen mit den vier Herren reden.«
    »Zwecklos.« Colezza winkte ab. »White ist nicht auf Verhandlungen eingerichtet … wir wollen kassieren!«
    »Das ist doch idiotisch!« Meesters lehnte sich gegen die Tür. »Sie

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