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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schaltkasten, kaum sichtbar, klebte mit ihrem Magnetfuß die glatte, längliche Bombe an der Bordwand. White leuchtete sie mit einem Handscheinwerfer an.
    »Kennen Sie das?« fragte er nüchtern.
    »Ja.« Der Kapitänleutnant bekam einen trockenen Hals. Er erkannte den kleinen blanken Zünder, der auf einen bestimmten Radioimpuls reagieren würde.
    »Davon gibt es sieben Stück. Diesen niedlichen Käfer werden wir gleich woanders verstecken … ein Schiff hat ja so viele dunkle Winkel.« White zeigte zu der eisernen Treppe nach oben. »Darf ich bitten, Sir …«
    An Deck warteten die Offiziere der ›Fidelitas‹ und die Passagiere ungeduldig auf die Rückkehr der beiden. Colezza war nervös geworden. Mit einem Megaphon brüllte er über das Schiff: »Carlo, paß auf! Wenn Norman in fünf Minuten nicht oben ist, drückst du die Taste! Fünf Minuten noch!«
    Meesters sah auf seine Armbanduhr, die Passagiere drängten sich zusammen. Jemand schrie aus der Menge: »Ihr Idioten! Wir wollen weiterleben! Männer, auf die Offiziere! Die versuchen einen Trick, und wir gehen in die Luft. Colezza, warten Sie noch. Wir tun alles, was Sie wollen! Los, auf die Offiziere.«
    Ein paar Frauen kreischten hysterisch auf. Meesters und seine Offiziere drängten sich zusammen, wie ein Igel sich zusammenzieht. Plötzlich klaffte in der Menschenmenge eine Lücke … dort die Offiziere, hier die Passagiere, zwei Welten, von denen die eine begann zu zerbröckeln. Alles, was einmal Menschenwürde hieß, fiel ab wie Staub. Allein stand in dem nackten Zwischenraum auf Deck nur Dr. Wolff. Er schob Eve hinter sich und blieb stehen, als habe man ihn festgenagelt.
    »Auch Sie nützen gar nichts mehr, Doktor!« brüllte ein anderer aus der Menge. »Noch fünf Minuten, und wir brauchen von Ihnen kein Aspirin mehr. Sehen Sie da unten die Haie, und unter uns liegen sieben Bomben! Verdammt, wo ist White, Sie Vollidiot von Kapitän?!«
    Bevor sich die geballte Masse der Passagiere in Bewegung setzte, tauchten White und der amerikanische Kapitänleutnant aus der Ladeluke auf. Die Menschenmenge stöhnte erlöst auf, Colezza brüllte in sein Megaphon: »Carlo, er ist da! Warte noch!«
    Mit schnellen Schritten kamen White und der Amerikaner näher. An der Relingtür blieben sie stehen.
    »Sagen Sie klar, daß wir nicht bluffen«, befahl White. »Und berichten Sie das auch draußen der Welt. Bitte …«
    »Er blufft nicht«, sagte der amerikanische Offizier. »Es sind sieben Spezialbomben, die das Schiff sofort zerreißen würden. So long.« Er grüßte, sah Kapitän Meesters mit entsetzten Augen an und kletterte über die Strickleiter hinunter zu dem wartenden Hubschrauber. Oberleutnant Hawkins folgte ihm wortlos. Ein paar Minuten später glitt der Hubschrauber wieder von der Bordwand weg, die Rotorflügel drehten sich knatternd, und wie ein Rieseninsekt stieg er auf und entschwand schnell im brennenden Abendrot, als stürze er sich verzweifelt in ein Flammenmeer.
    »Setzen wir die Sammelaktion fort, Sir –«, sagte White förmlich zu Meesters. »Es fehlen noch siebenundzwanzig Herrschaften. Nach den Prinzipien der Gleichberechtigung sollte keiner ausgelassen werden, zumal sich vier potente Millionäre darunter befinden. Bitte, die noch nicht zur Kasse Gebetenen wieder in den Saal …«
    Niemand regte sich mehr auf. Keine Dame fiel mehr in Ohnmacht. Man begann, sich an das neue, bezahlte Leben zu gewöhnen. Es hatte sogar etwas Romantisches an sich: die Wiedergeburt durch den Dollar. O Darling, wie wird man uns in Denver um dieses Abenteuer beneiden! Wenn man bloß von außen keinen Blödsinn macht und den Helden spielen will! Sollen doch die vier Gangster mit ihrem Raub abziehen … wir leben doch, das ist genug!
    Einer der letzten, der zum Zahlen gebeten wurde, war Lord McHolland.
    »Kommen Sie mit, Doktor«, sagte er zu Dr. Wolff. »Jetzt brauche ich Sie. Ich bin Bluter, das wissen Sie, und bisher hat's immer funktioniert, die Haut zu retten. Aber heute … na, kommen Sie mit.«
    White war allein und stand allein hinter seinem aufgehäuften Gabentisch. Er lächelte McHolland breit an und winkte ihm zu.
    »Ihre Brieftasche, Mylord, und ein Funkspruch, der 50.000 Pfund schwer ist.«
    »Einen Scheißdreck bekommen Sie von mir!« sagte McHolland ruhig. White schüttelte den Kopf.
    »Spricht so ein Diplomat Ihrer Britischen Majestät?«
    »In Sonderfällen – ja!« McHolland baute sich vor dem Tisch auf. »Was nun, mein Lieber? Bringen Sie mich um? Bevor Sie

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