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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rundfunk kam … ja, glauben Sie denn, ich bleibe da zu Hause in meinem Schaukelstuhl?«
    Er reckte sich. In der Badehose sah er etwas lächerlich aus, trotz seiner noch stämmigen Figur. Er hatte krumme Beine, man sah es jetzt.
    »Sie sind ein Dickkopf, Bender.«
    Wolff umarmte ihn. Salim, der hinter ihm stand, beobachtete die Szene nachdenklich. »Und was nun? Was wollen Sie an Bord Ihres verhaßten Kahns?«
    »Was wohl?« Dr. Bender machte eine alles umfassende Armbewegung. »Das hier war 33 Jahre lang meine Heimat. Junge, ich bin fast eingetrocknet in den paar Wochen an Land!« Er schob Dr. Wolff zur Seite und betrachtete Sabah Salim wie ein Pferd mit zwei Köpfen. »Ich bin hier, um mich als Geisel zu melden, du Halunke …«
    Es war eine äußerst kritische Situation, die Dr. Bender mit diesem ehrlichen Satz heraufbeschworen hatte. Die vier nackten Männer hinter ihm verzogen die Gesichter, als hätten sie Essig getrunken. Auch Wolff hielt den Atem an. Er gab in diesen Sekunden nichts mehr für das Leben Dr. Benders.
    Aber Sabah Salim schien nicht bereit, sich beleidigen oder provozieren zu lassen. Er lächelte etwas verzerrt, tippte mit dem Zeigefinger gegen Benders Brust und antwortete:
    »Es wird sich möglich machen lassen. Warten Sie. Tun Sie nicht so, als habe die Wüste bisher nur auf Sie gewartet.«
    Er zeigte auf den Kartenraum, ging voraus, und die vier nackten Unterhändler folgten ihm. Ein lächerlich-tragisches Bild: Vierhundert Menschen und ein großes schönes Schiff waren zusammengeschrumpft auf einige Quadratzentimeter weißer Haut.
    Dr. Bender blieb zurück und lehnte sich draußen gegen das Brückengeländer. Er betrachtete Eve Bertram, als sehe er sie erst jetzt, und schüttelte den Kopf.
    »Es lohnt sich nicht, junger Kollege, dieses Geschwafel da drinnen mit anzuhören. Die Forderungen der Araber sind unannehmbar – wir wissen es seit einer Stunde ganz genau. Keiner der arabischen Brüder rund um das Sultanat Dhufar ist bereit, für ein Schiff voller Weißer und Ungläubiger im Sinne des Propheten seinen Stolz aufzugeben. Denen ist es wurscht, ob hier alles in die Luft fliegt oder zwischen die Haie fällt. Im Gegenteil, sie waren sich noch nie so einig. Sie haben die Macht, mein Lieber. Sie sitzen mit ihren dicken Ärschen auf den Ölquellen, und wenn sie den Hahn zudrehen, bedeutet das Milliardenverluste für die Weltwirtschaft. Natürlich wollen sie ihr Öl nicht saufen, sondern verkaufen, aber zwei oder drei Monate halten sie es aus und drücken den Daumen drauf. Dann haben sie endlich einmal Zeit, ihr Geld zu zählen. Was das aber für uns alle bedeutet …« Bender kraulte sich die eisgrauen Haare. »Ich wette um jeden Preis: Ein Schiff und vierhundert Menschen sind den Fortbestand der Weltwirtschaft wert. Ein Scheißleben, mein Junge. Moral wird heute wie Dollar geschrieben. Sie haben sogar vier gemeinsame Buchstaben …«
    Er senkte den Kopf etwas und blickte Eve lange und stumm an.
    »Sind Sie nicht die Frau, die an Bord gekommen ist, um zu sterben?«
    »Ja«, sagte Eve.
    »Und Sie leben noch immer? Erstaunlich. Ich habe Ihnen doch den Rat gegeben, einfach die Luft anzuhalten.«
    »Das war zu beschwerlich, Doktor. Bert kannte eine bessere Methode.«
    »Der Liebestod im Bett! Dazu bin ich zu alt, zu häßlich, zu bequem. Sie wollen also weiterleben?«
    »Eine gewisse Zeit.«
    »Das ist typisch weiblich. Was heißt das im Klartext?«
    »Solange Bert lebt und mich liebt. Deutlich genug?«
    »Bravo!« Bender klatschte in die Hände und wandte sich zu Wolff. »Wenn Sie einen Trauzeugen brauchen …«
    »Wir werden nie heiraten!« sagte Eve Bertram ruhig. Dr. Bender verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. Tausend Fältchen runzelten die Haut, ein Gesicht wie mit winzigen Schnitten übersät.
    »Was wollen Sie dann? Jede Frau will heiraten. Der Mensch hat zwei Beine, und sie haben ihren Namen. Beim Mann heißen sie Bett und Beruf, bei der Frau Liebe und Ehe. Eve, Sie sehen nicht aus wie ein Krüppel mit einem Bein. Sie nicht!« Bender blickte hinüber zu dem Fenster des Kartenraumes. Die vier nackten Unterhändler des Krisenstabes redeten gestenreich auf den unbeweglich am Tisch stehenden Sabah Salim ein.
    »Sie haben recht, kleine Frau –«, sagte Bender und wandte sich ab. »Das sind alles nur noch theoretische Überlegungen. Wenn dieser Salim nicht zu überreden ist, wäre ein Hochzeitsessen jetzt herausgeschmissenes Geld.«
    »Ich habe das Funkzündgerät für die sieben Bomben in

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