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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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künstlicher Bluter. Er würde an einem kleinen Stoß innerlich verbluten.«
    »Das ist mir gleichgültig.« Salim zeigte auf den Lord. »Den da! Er hat mich einen Verbrecher genannt. Keine Diskussion!«
    »Irgendwie ist Methode drin«, sagte Bender sarkastisch. »Zwei Ärzte, ein Lord aus einer längst schon vergessenen Generation, eine junge, schöne Frau … man will der Welt mit unserem Tod ein besonderes Bonbon in den Mund schieben. Hallo!« Bender beugte sich über das Geländer. McHolland blickte nach oben. »Euer Lordschaft werden gebraucht. Man hat Sie zur Geisel Nummer vier ernannt! Machen Sie mit?«
    »Welche Frage!« McHollands Stimme war klar und erstaunlich kräftig. »Ich komme sofort. Ist Gepäck nötig?«
    »Kein Gepäck.« Bender winkte mit beiden Händen ab. »Wo wir hinkommen, brauchen wir selbst kein Hemd mehr.«
    McHolland gab Baron von Hoffberg die Hand, sagte noch etwas zu ihm und kam dann zur Brückentreppe. Hunderte von Augen folgten ihm … er ging mit schnellen, weitausgreifenden Schritten über das Deck und kletterte die Treppe hinauf.
    »Ich freue mich«, sagte er, als er neben Salim stand. Während alle in der Sonnenglut schwitzten, war seine Haut trocken wie altes Leder. »Sie wissen, meine Herren, ich habe eine Dummheit auszubügeln.« Er blickte sich um.
    »Sind wir jetzt komplett?«
    »Ich verlange noch einen Offizier der Schiffsführung.« Der Araber reckte sich.
    »Vier waren ausgemacht, Salim«, sagte Dr. Wolff.
    »Jetzt sind es fünf! Bestimmen Sie oder wir?«
    Es war nicht schwer, den fünften Mann zu finden. Ohne Zögern stellte sich der I. Offizier, Fritz Abels, zur Verfügung. Kapitän Meesters begann zu schimpfen und zu toben, belegte Salim mit Namen, die noch keiner gehört hatte und aus einer besonderen Kiste der Seemannssprache stammen mußten, aber Salim kümmerte sich nicht darum. Er ließ sich nicht beleidigen, er durchschaute Meesters, der gegen Abels getauscht werden wollte, und lachte nur, als der Kapitän brüllte: »Du Sauaas, verdammtes! Du geschwüriger Kastrat! Du Hurenesel!«
    »Geben Sie sich keine Mühe«, sagte Salim ruhig. »Das einzige, was ich mit Ihnen tun kann, ist, Sie anzuspucken.«
    Er tat es sofort, spuckte Meesters mitten in das verzerrte Gesicht und verließ den ›Blauen Salon‹. Die gefesselten Gefangenen ließ er frei.
    »Auch als Geisel ist es unüblich, nackt herumzumarschieren«, sagte Dr. Bender, als Salim wieder auf der Brücke erschien. »Ich habe in meiner alten Kajüte noch einen Anzug im Schrank hängen. Darf ich den holen?«
    Salim nickte.
    Nach zehn Minuten war Dr. Bender wieder da. Er trug eine Art Drillichanzug, den er damals zurückgelassen hatte. Ein zerknittertes Ding, schmutzig und fleckig. »Den habe ich immer angezogen, wenn ich dem I. Ingenieur im Maschinenraum half. Da war ja immer was los. Sie müssen wissen, ich bin ein begeisterter Bastler.« Er legte den Arm um Wolffs Schultern, als wolle er ihm vor dem Kommenden, dem Grauenhaften, Mut zusprechen, aber in Wirklichkeit suchte er nur die Höhe des Ohres. »Ich habe Gift mitgebracht«, flüsterte er. »Mit einem Plastiksäckchen in den After geschoben. Da suchen sie bestimmt nicht. Kein Araber blickt einem Weißen in den Arsch. Verhüte Gott, daß ich einen Durchfall bekomme …«
    Die fünf Geiseln standen nebeneinander auf der Kommandobrücke. Mit gesenkten Köpfen kletterten die Unterhändler die Strickleiter hinunter zur Barkasse. Das Schiff und vierhundert Menschen waren gerettet … aber diese fünf blieben zurück, und um diese fünf Geiseln würde nun die Welt kämpfen müssen.
    Tat sie es wirklich? Sind fünf Menschen heute noch so viel wert, daß man ihretwegen den Atem anhält? Ist es nicht einfacher, bequemer, für alle sicherer, fünf Menschen einfach zu vergessen?
    Fast alle Passagiere, Offiziere und Mannschaften waren auf den Decks, als die Barkasse ablegte und zurück zu dem Flugzeugträger knatterte. Aber niemand blickte ihr nach – alle Augen waren auf die fünf Menschen gerichtet, die oben neben Sabah Salim und Hassan Mustafa auf der Kommandobrücke standen.
    Salim holte das Megaphon aus dem Ruderhaus und beugte sich über das Geländer. »Alles wieder unter Deck!« brüllte er. »Um Mitternacht können Sie das Kommando über Ihr Schiff wieder übernehmen, Kapitän.«
    »Zu gütig, Sie Miststück!« brüllte Meesters mit seiner gewaltigen Stimme zurück.
    In wenigen Minuten waren die Decks wieder leer. Zwei Araber schleppten Bergson, den Funker, aus

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