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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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meiner Kabine«, sagte Wolff leise. »Vielleicht überzeugt das?«
    »Sie wollen einem Araber mit dem Tod drohen? Wolff, Sie Spinner! Den Helden erwartet nach Mohammeds Erzählungen der siebte Himmel, wo wunderschöne Houris die Ankommenden empfangen und betreuen. Das war ein raffinierter Knabe, dieser Mohammed. Bei ihm ist das Sterben eine Wonne … uns Christen droht man dagegen eine genaue Seelenprüfung an mit Strafgericht und dem Schlimmsten, was es überhaupt geben kann: die Wiederauferstehung!« Bender winkte ab. »Werfen Sie den Funkkasten über Bord. Dann sind die Bomben unwirksam, und die Reederei hat wenigstens etwas Hoffnung, diesen Saukahn zu behalten. Man wird Ihnen posthum eine Lobrede widmen, die am nächsten Tag schon wieder vergessen ist. Aha, unsere Diplomaten. Sie sehen aus wie ertappte Bettnässer –«
    Aus dem Kartenraum kamen Salim und die vier nackten Unterhändler. In ihren Gesichtern war zu lesen, daß die Verhandlungen gescheitert waren.
    »Was nun?« fragte Bender laut, ehe jemand etwas erklären konnte.
    »Geiseln! Vier Stück.« Einer der Nackten, ein sehr vornehmer Mann – ein Graf Latour, wie man später aus den Zeitungen erfuhr – wischte sich mit zitternden Händen über das Gesicht. »Wir haben uns angeboten, aber man will uns nicht.«
    »Erstaunlich.« Dr. Bender grinste. »Ich hätte nicht gedacht, daß Guerillas auch Ästheten sind.« Er ging einige Schritte auf Salim zu und baute sich vor ihm auf. »Hier ist Geisel Nummer eins!«
    »Angenommen«, antwortete Salim knapp. Er sah hinüber zu Dr. Wolff. Der verstand den Blick und löste sich vom Brückengeländer.
    »Nummer zwei!« sagte er. Seine Stimme war ganz ruhig. Aber er zuckte zusammen, als hinter ihm Eves Stimme laut sagte:
    »Nummer drei!«
    »Das ist verrückt! Salim, nehmen Sie diese Meldung nicht an!«
    Bevor er sie zurückhalten konnte, hatte sich Eve Bertram an ihm vorbeigedrängt und stand nun zwischen Salim und Wolff. Wer sie jetzt ansah, gab es auf, sie mit Worten zu überzeugen. In ihren grünen Augen loderte eine Kraft, die selbst Salim wie einen Hitzestrahl empfand, vor dem er kapitulierte. Ein dünner, warmer Wind von Land, von der Wüste her, war aufgekommen und zerzauste die goldroten Haare, trieb sie Eve über das Gesicht, preßte das dünne Kleid an ihren Körper.
    »Angenommen«, sagte Salim mit belegter Stimme.
    »Eve!« schrie Wolff. Er packte sie an den Schultern und riß sie zurück. »Das kannst du nicht tun! Du hast jetzt die Chance, weiterzuleben!«
    »Ohne dich?« Sie wandte kurz den Kopf. Ihr Lächeln war nichts als verzerrte, gefrorene Traurigkeit. »Ohne dich …?«
    »Ich komme doch wieder.«
    »Warum lügst du? Du weißt genau, daß du lügst. Es gibt keine Wiederkehr. Ich bleibe bei dir bis zuletzt.«
    »Bender, helfen Sie mir!« schrie Wolff außer sich. »Vielleicht haben Sie die richtigen Worte auf Lager. Ich kann nicht mehr …«
    »Was fragen Sie mich?« Dr. Bender zeigte auf Eve. »Salim, wenn ich Ihnen für diese Frau zwei Männer biete …«
    »Lehnen Sie ab!« rief Eve dazwischen. »Ich trete nicht zurück.«
    »Nein!« sagte Salim laut.
    »Fünf Männer!«
    »Ich bin fünfhundert, fünftausend wert …« Sie riß plötzlich ihre Bluse auf, ihre herrlichen Brüste lagen bloß. Salim preßte die Lippen zusammen. »Lassen Sie mich bei ihm bleiben«, sagte Eve tonlos. »Ich flehe Sie an …«
    »Es hat keinen Zweck.« Bender trat zurück und hob die Schultern. »Mein Junge, lassen Sie sie. Sie wollte ja sowieso sterben. Die Sache hat sich nur etwas verschoben: An ihrer Seite macht es jetzt sogar Freude. Isoldes Liebestod auf arabisch.«
    »Das ist ja Wahnsinn«, stammelte Wolff. »Kompletter Wahnsinn.«
    »Wenn eine Frau wie Eve liebt, gelten keine normalen Begriffe mehr, das sollten Sie längst gemerkt haben. Finden Sie sich damit ab, Wolff. Wir sind also drei. Fehlt Nummer vier. Ich schlage vor: den Kapitän dieses Schiffes, Johann Meesters.«
    »Abgelehnt.« Sabah Salim beugte sich über das Brückengeländer. An dem Türdurchbruch der Reling, an der die Strickleiter hing, standen noch immer Lord McHolland und Baron von Hoffberg, umringt von vier Arabern, die ihre Maschinenpistolen auf die kleine Barkasse unten an der Bordwand gerichtet hatten. »Ich verlange diesen streitbaren alten Mann da unten …«
    »McHolland? Unmöglich.« Dr. Wolff trat neben Salim. »Der Mann hat Durchblutungsstörungen in beiden Beinen und nimmt Medikamente, die sein Blut verdünnen. Er ist ein

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