Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
herunter. »Darf man rauchen?«
    »Nein!«
    »Eine Pfeife –.«
    »Nein!« brüllte Salim. Die Ruhe McHollands machte ihn nervös. »Erst hinter den Felsen können Sie Ihre verfluchte Pfeife anstecken.«
    »Danke. Es ist eine Dunhill Shag, keine ordinäre verfluchte Pfeife.«
    Langsam gewöhnten sich die Augen an die tiefe Finsternis. Einzelheiten brachen aus dem Schwarz hervor … im Hintergrund das etwas hellere, gekräuselte Meer, dann das flache Boot, ein paar Menschengestalten, bizarre, zerklüftete, vom Wind und der gnadenlosen Sonne zersprengte Felsen, ein Stückchen Sandküste, als habe ein Riese eine Handvoll Staub fallen lassen, darüber ein Himmel, wie ein verrußtes Dach.
    »Alle an Land«, sagte Dr. Bender, der als einziger noch am Boot stand. »Ich schlage vor, wir kürzen das Verfahren ab. Wir stellen uns alle in eine Reihe, und Sie drücken ein paar Sekunden lang auf den Abzug Ihrer Maschinenpistole, Salim. Was halten Sie davon?«
    »Gar nichts.«
    »Sie sparen sich Ärger, unsere Ernährung, einen schwierigen Transport und die bei jedem Mann, auch bei Ihnen, vorhandenen Skrupel, bei vollem Sonnenlicht eine Frau wie Eve Bertram umzubringen. Jetzt, in der Nacht, ist das für Ihre Seele kein Problem.«
    »Gehen Sie weiter!« schrie Salim. »O Allah, hätte ich auf Sie doch verzichtet!«
    »Jetzt ist es zu spät.« Dr. Bender lachte rauh. »Ich hänge Ihnen wie ein Amulett am Hals. Sie müssen mich schon abreißen und wegwerfen, sonst gehen Sie zu Boden.«
    »Ich werde Ihnen das Maul mit einem Pflaster zukleben!« knirschte Salim. »Wann Sie sterben, bestimme ich.«
    »Wenn das kein Irrtum ist …« Dr. Bender tappte durch die Dunkelheit.
    Wolff zog die Schultern hoch. Er dachte an das Plastiksäckchen mit Gifttabletten, das Bender sich in den Mastdarm geschoben hatte. Eine ohnmächtige Wut überkam ihn. Er legte den Arm um Eve und ging den schmalen Sandstreifen hinauf, den Felsen zu.
    »Angst?« fragte er leise.
    »Nur um dich –«, sagte sie. Ihre Zärtlichkeit war erschütternd. Fritz Abels folgte ihnen, er keuchte vor Erregung.
    »Noch etwas, Sie Erzgauner.« Die kräftige Stimme McHollands füllte die Nacht aus. »Ich verabscheue Kamelstutenmilch. So etwas trinken Sie doch?«
    »Ich habe in Kairo und München studiert, Lord!« rief Salim.
    »Was hat das mit Kamelstuten zu tun? Wie transportiert man uns denn weiter?«
    »Mit Kamelen –.«
    »Na also!«
    Die kleine Kolonne stampfte landeinwärts. Es zeigte sich, daß die Felsen eine Art Pfad freigaben, es ging ein Stück bergauf, dann um einige Biegungen herum, und plötzlich lag eine Ebene vor ihnen, glatt wie ein Tisch. Sand, Kiesel, von der Sonne verbranntes, totes Land. Die Nacht war mildtätig und deckte es mit Kälte und Schwärze zu. Aber mit dem Aufgang der Sonne würde es eine hitzeflimmernde Hölle werden …
    »Ein Paradies«, sagte McHolland voll Sarkasmus. »Salim, das ist den Preis unserer Leben nicht wert.«
    »Es ist meine Heimat!«
    Die Wanderung ging weiter, nach links, parallel mit dem Meer, das hinter den Felsen liegen mußte. Sie kamen in eine neue rauhe Felslandschaft, die zehn Araber umringten ihre fünf Geiseln und rückten näher heran.
    »Merken Sie was?« sagte Bender ungeniert zu Wolff. »Wir kommen in eine entscheidende Phase. Ich war lange genug im Orient. Ich rieche Kamele …«
    »Ich rieche nichts.«
    Bender behielt recht. Hinter einer Biegung, in einem kleinen Talkessel, hockte eine kleine Kamelherde. Ein paar glimmende Haufen getrockneten Kamelmistes bildeten die Lagerfeuer. Sie gaben kein Licht, waren nur rötliche Punkte in der Nacht. Aber für McHolland war das ein Signal.
    »Kann ich jetzt meine Pfeife anstecken?« fragte er. Salim drehte sich um.
    »Wenn wir unten sind.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, daß Ihre ganze Aktion ein Schlag in den Wind ist? Gut, Sie haben Ihr Publikum gehabt, die ganze Welt hat Ihnen zugesehen, millionenfache Empörung gab einen herrlichen Theaterdonner ab, aber damit ist es auch schon aus! Ein billiges Rührstück in einem Akt. Was nun? Was nützt Ihnen unser Tod? Gar nichts! Die Welt wartet geradezu darauf, daß man uns umbringt. Sie wäre enttäuscht, wenn Sie es nicht täten. Es widerspräche allen Gepflogenheiten, und nichts nimmt der Mensch mehr übel als nicht eingehaltene Versprechen. Das ist das Verrückte, Salim: Wenn Sie uns leben lassen, regen Sie die Menschheit viel mehr auf. Sie ist dann nämlich ratlos. Zu Terror gehört Blut; streuen Sie dagegen Rosen, können Sie

Weitere Kostenlose Bücher