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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte. Es klappte wirklich … er schob den winzigen Plastiksack mit den Zyanidkapseln in seinen Mastdarm und nickte. »Alles in Ordnung. Danke, Dr. Bender.«
    »Und jetzt schlafen Sie auch, Wolff. Ich passe auf Ihre Eve auf … der Tag wird furchtbar werden.«
    Die Sonne ging auf wie ein Messingteller, den jemand über den Horizont schob. Sie war blaß, man konnte in sie hineinsehen, der Himmel wurde milchig, dann flockig, als gerinne er. Plötzlich aber brach alle Kraft aus dieser blanken Scheibe heraus, die Glut explodierte förmlich am Himmel, die Scheibe floß auseinander, wurde ein einziges Strahlen.
    Es war Tag.
    Die verbrannte Einsamkeit von Felsen und Wüste begann im Licht zu leben, schrecklich und doch schön. Aus dem zerklüfteten Gestein stiegen mit klatschenden Flügelschlägen die Geier empor, zogen über das kleine Lager im Bergkessel, ließen sich rund um die Menschen und Kamele auf den Felsen nieder.
    Sie warteten. Aas ist überall, wo auch Leben ist. Geduld … sie ist die Zwillingsschwester der Wüste.
    Salim klatschte in die Hände. Die fünf Schlafenden schraken hoch. Ein Teil der Kamele war schon beladen, auf die anderen wurden jetzt die Sättel gehoben. Wolff streichelte Eves Gesicht, ihr Kopf lag in seinem Schoß, sie hatte geschlafen wie ein Kind. Dr. Bender blieb auf dem Rücken liegen und breitete sein Taschentuch über sein Gesicht. Fritz Abels war aufgesprungen, machte ein paar Kniebeugen, um die Steifheit aus seinen Muskeln zu treiben, und lief auf der Stelle. Nur Lord McHolland stand aufrecht und mit allem Stolz, wie ihn nur ein Brite zeigen kann, und rief zu Sabah Salim hinüber:
    »Eine Frage, Erzhalunke: Waschen Sie Schwein sich eigentlich nie?«
    »In Hissi Maksa habe ich ein Schwimmbad!« brüllte Salim zurück.
    »Und wo liegt dieses Drecksnest?«
    »Am Wadi al Atinah. 120 Meilen von hier.«
    »Bis dahin soll ich mir den Dreck abkratzen?«
    »Rauchen Sie ihn in der Pfeife!«
    McHolland betrachtete seine Pfeife und steckte sie zwischen die Zähne. Wolff hielt unwillkürlich den Atem an. Gab McHolland auf? Wolff drückte Eve an sich und hielt beide Hände vor ihre Augen. Aber McHolland dachte gar nicht daran, als erster auf der Strecke zu bleiben.
    »Ich rauche seit vierzig Jahren meine Marke. Sir Handleys Goldenblend. Haben Sie die in Ihrem verfluchten Hissi Maksa?«
    »Nein –«, antwortete Salim verwirrt. Dieser Mann ist eine wahre Strafe Allahs, dachte er.
    »Auch das nicht!« McHolland lutschte an seinem Pfeifenbiß. »Schurke! Ich werde meinen Vorrat rationieren müssen. Ab heute täglich nur eine Pfeife!«
    Dr. Bender lüftete das Taschentuch von seinem Gesicht und stieß Wolff mit dem Fuß an.
    »Von diesem alten Knaben kann man Haltung lernen –«, sagte er. »Wenn ich Sklavenhändler wäre, ich würde McHolland für teures Geld als menschliche Antiquität verkaufen. Verdammt, ich hätte nicht gedacht, daß mir noch jemand Mut beibringen könnte …«
    Eine halbe Stunde später zog die kleine Karawane hinaus in die flimmernde, weißgelbe Unendlichkeit der Wüste. Der Himmel war aus glühendem Stahl. Es gab keinen Weg, keine Markierung, nur die Richtung nach dem Stand der Sonne.
    Und die Geier zogen mit. Sie kreisten um die Karawane, starrten mit langgestreckten, kahlen Hälsen herunter und warteten.
    Auch in der Wüste deckt Allah jeden Tag den Tisch …
    Gegen Mittag wurde es unerträglich heiß. Eve Bertram hing in ihrem hölzernen Kamelsattel, klammerte sich an den hohen Holmen fest und hatte kein Gefühl mehr für Zeit und Raum. Als Wolff sie anrief, reagierte sie nicht … ihr Kopf war nach vorn gefallen, und es war ein Wunder, daß sie nicht schon längst in den staubfeinen Wüstensand gefallen war.
    Wolff hatte noch nie auf einem Kamel gesessen, er wußte nicht, wie man es dirigierte, denn in der Schlange der Karawane brauchte er nichts zu tun, das Tier trottete einfach dem Vordertier nach, aber jetzt wagte er es einfach, zog an dem Strick, der anscheinend der Zügel sein sollte und hieb mit den Absätzen dem Kamel in die Seiten.
    Das Tier brummte tief auf, brach nach links aus, begann einen leichten, schaukelnden Trab und rannte an den anderen Kamelen entlang zur Spitze der Karawane. McHolland, den Wolff damit überholte, winkte ihm mit der Pfeife zu, die er auch jetzt zwischen die Zähne geklemmt hatte.
    »Nach London immer geradeaus, dann links um die Ecke rum!« rief er. »Aber warum die Eile? Unsere Särge sind schon gemacht.«
    Sabah Salim, der als erster

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