Haie an Bord
damit alle aus den Schuhen kippen.«
»Wir haben immerhin sämtlichen Schmuck und das Geld aller Passagiere!« brüllte Salim heiser.
»Aha!« McHollands Stimme erhob sich auch. »Freunde, wir haben uns geirrt. Es sind doch nur miese Gauner. Das ändert alles. Jetzt sollte jeder auf seine Weise an den Himmel denken!«
Bis zum Morgengrauen blieben sie neben den Kamelen. Sie saßen auf kleinen, ausgerollten Teppichen, rauchten und waren sehr schweigsam. Selbst Dr. Bender verzichtete auf böse Kommentare, wenn sich die Wachen vor ihnen ablösten. Eve Bertram schlief, den Kopf an Wolffs Schulter. Er hatte den Arm um sie gelegt und schützte sie vor der Nachtkälte mit seinem schmalen Sitzteppich. Er selbst saß im Sand, der Rücken schmerzte ihn, er spürte jeden Muskel, als würde er zu einer Schraube gedreht. Aber er rührte sich nicht aus Angst, Eve könne aufwachen. Es ist vielleicht ihre letzte Nacht, dachte er. Ihr letzter Schlaf, aus dem sie wieder erwacht.
Brennende Angst durchzog ihn wieder. Plötzlich verstand er, warum ein Mensch in höchster Not schreien kann … da ist etwas in der Brust, das hinaus will, das immer höher steigt, das einen ganz überflutet und das explodieren muß, sonst platzt der Körper auseinander.
Dr. Bender kroch zu ihm und zog seinen Teppich hinter sich her. Er setzte sich hinter Wolff und beugte sich vor.
»Lehnen Sie sich an mich an«, sagte er leise. »Sie müssen ja schon lahm sein. Wie ein Pflock sitzen Sie da.«
»Eve schläft so glücklich …«
»Ich rücke an Sie heran, dann entspannen Sie sich.« Bender schob sich nahe an Wolff. Sie saßen jetzt Rücken an Rücken, und Wolff lehnte sich an Bender. Es war das köstlichste Gefühl, das er je empfunden hatte.
»Wollen Sie für sich und Eve eine Kapsel?« fragte Bender leise. »Jetzt kann ich sie aus dem Hintern nehmen. Es sieht keiner.«
»Was ist es denn?«
»Zyanid in einer Hartgelantinekapsel. Mensch, fragen Sie nicht, woher ich sie habe und warum ich sie rumschleppte. Ich habe noch einen zweiten Plastikbeutel bei mir, den können Sie sich in den Mastdarm schieben.«
»Und McHolland? Abels?«
»Haben ihr Himmelströpfchen schon. Abels trägt das Sauding in der Spitze vom linken Schuh, und der Lord hat's in der Pfeife.«
»Aber wenn er raucht …«
»Er hat seine letzte Pfeife vor zwei Stunden geraucht. Jetzt lutscht er unter dem Tabak seinen Tod.« Bender lachte leise. »So macht man im Handumdrehen Nichtraucher, Kollege.« Wolff hörte Bender mit irgend etwas rascheln, ein paarmal stießen ihre Rücken zusammen.
»Es ist gar nicht so leicht, sitzend an seinen Hintern zu kommen«, flüsterte Bender.
»Lassen Sie es.« Wolff schüttelte den Kopf. »Ich nehme das Zyanid nicht.«
»Wollen Sie zusehen, wie man Eve in Hadramaut auf einem der heimlichen Sklavenmärkte verkauft? Wie man sie nackt ausstellt und vor dem Kauf eine Liebesprobe von ihr verlangt? Junge, ich kenne Sie besser, als Sie sich selbst. Sie würden verrückt.«
»Bestimmt, Dr. Bender.«
»Und darauf läuft es hinaus, Wolff. Haben Sie den Bericht der Untersuchungskommission der UNO über den heimlichen Sklavenhandel gelesen? Was keiner für möglich hielt: Es gibt gerade hier in Südarabien noch Sklavenmärkte. Man kennt sogar die Sklavenhandelsstraßen. Aus dem Sudan zur Küste von Nubien, dann übers Rote Meer nach Arabien, südlich von Abha. Von hier aus ziehen die Sklavenkarawanen an die geheimen Verkaufsplätze. Jeder weiß das hier, aber sie schweigen wie das Grab.« Bender schien seinen kleinen Plastiksack aus dem Darm geholt zu haben, er atmete ein paarmal tief durch. »Uns werden sie irgendwo in der Wüste umlegen, aber eine Frau wie Eve ist Tausende von Piastern wert. Ein Kapital auf zwei Beinen, und was für Beine! Man wird jede Brust von ihr mit Gold aufwiegen …«
»Hören Sie auf, Bender«, stöhnte Wolff. »Das ist unerträglich.«
»Wollen Sie zwei Kapseln, Sie Idiot?«
»Geben Sie her …«
Wieder rumorte Bender hinter Wolffs Rücken herum, dann tauchte seine rechte Hand an Wolffs Oberschenkel auf.
»Wenn Sie die Knie anziehen und mit der Hand zwischen den Schenkeln entlangfahren und das Gesäß etwas heben, geht's«, flüsterte Dr. Bender. Die Wachen wurden wieder abgelöst, es war jetzt die günstigste Gelegenheit. »Los, machen Sie schon! Das Gefühl ist nicht das beste. Ich nehme nicht an, daß Fremdkörper im Hintern bei Ihnen erotische Reflexe auslösen …«
Wolff versuchte es, wie Bender es ihm vorgeschlagen
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