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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abels.« Hasna Mahmud sagte es mit einer drohenden Ruhe. »Ghazi ist tot – er zählt nicht mehr. Machen Sie alles andere mit Ihrem ärztlichen Gewissen ab.«
    »Ich verlange, daß Eve in meinem Zimmer wohnt, daß sie keine Minute von meiner Seite weicht.«
    »Sie verlangen?« fragte Hasna spöttisch.
    »Ja! Und wenn Sie mich aufspießen lassen –.«
    »Sagen Sie so etwas nicht so leichtfertig daher.« Hasna hob stolz den Kopf. Wie ein edles Pferd sah er jetzt aus, das sich auf die Hinterbeine stellt. »Die Freude des Aufspießens will ich Ihnen bieten, Doktor.« Über Wolffs Rücken rann es eiskalt, aber er biß die Zähne aufeinander. Es ist schwer, mutig zu sein, er hätte es nie geglaubt. Mut ist ein verteufeltes Ding, man kann es nicht herbeibefehlen. »Nehmen Sie Eve mit – ein Tag in der Wüste ist lang … und der Tag hat erst begonnen …«
    »Komm –«, sagte Wolff und streckte beide Hände nach Eve aus. »Komm, Eve –.«
    Sie erhob sich von ihrem Bett und taumelte auf ihn zu, als sei sie in beiden Beinen gelähmt. Er fing sie auf, stützte sie und ging mit ihr langsam zu Abels' Zimmer. Dort ließ er sie los.
    »Warte hier«, sagte er gepreßt. »Das ist kein Anblick für dich.« Er sah Hasna Mahmud wieder dicht hinter Eve und erkannte die Gefahr in seinen Augen, seiner Starrheit, seinem unnachahmbaren Stolz. Eine Eingebung blitzte plötzlich in ihm auf.
    »Wer hat sie erstochen?« fragte er.
    »Das wird noch untersucht.«
    »Ghazi hatte allein Wache?«
    »Sie fragen zuviel, Doktor.« Hasna zeigte auf die Tür. »Jedes Wort ist für Ihren Kameraden ein Schritt näher zum Tod.« Mit geballten Fäusten ging Wolff in das Zimmer.
    Ghazi war tot … daran gab es keinen Zweifel. Die Augen, noch im Tode erstaunt, waren starr und rund. Die Plötzlichkeit des Sterbens hatte sie wie zu Glas werden lassen.
    Abels atmete noch. Unter seinem Rücken hervor sickerte Blut. Wolff kniete neben ihm nieder.
    »Warum liegt er hier wie ein abgestochenes Schwein auf dem Boden?« schrie er.
    »Er ist ein Schwein –«, antwortete Hasna ruhig von der Tür her.
    »Jetzt ist er ein Mensch, der Hilfe braucht. Eine Trage! Zum OP! Wo ist Dr. Bender?«
    »Hier«, brüllte Bender nebenan aus seinem Zimmer. »Die Idioten halten mich hier fest.«
    »Halunke!« schrie eine Tür weiter McHolland. »Und ich soll dein Lehrer werden? Lieber bringe ich einem Kamel Oxfordenglisch bei!«
    Emir Hasna Mahmud trat von der Tür zurück. Seine Stimme dröhnte durch den Gang. »Es ist den Befehlen der Ärzte Folge zu leisten! Was sie sagen, ist soviel, als hätte ich es gesagt.« Er wandte sich an Eve und machte eine leichte Verbeugung. Seine Raubvogelaugen glitzerten. »Zufrieden, Miß Eve?«
    »Es wäre besser, Sie würden uns alle töten«, sagte sie völlig ruhig. »Schnell töten … das löst alle Probleme.«
    Sie dachte an die Giftkapseln und hatte plötzlich keine Angst mehr zu sterben. Merkwürdig, dachte sie: Vor vier Wochen war der Tod meine einzige große Sehnsucht, dann war es das neue Leben, in das ich hineinkroch wie in ein Schneckenhaus, und jetzt ist es wieder das Sterben, das der einzige Ausweg ist. Aber es ist ein anderes Sterben, ein glückliches Sterben … ein Ersatz für das glückliche Leben mit Bert.
    Hasna Mahmud schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Problemen aufgewachsen«, sagte er. »Ich habe Probleme mit der Muttermilch gesaugt. Ich liebe Probleme …«
    »Sie wollten Bert aufspießen!«
    Hasnas Gesicht versteinerte wieder. »Ich habe ihm versprochen zu zeigen, was Aufspießen bedeutet –.« Er wandte sich ab und ging.
    Über den Gang liefen jetzt Gamal Mustafa, der alte Sanitäter, und drei martialisch aussehende Krieger. Sie schleppten zwei Tragen zwischen sich, luden Ghazi und Abels auf und rannten wieder davon. Dr. Bender warf einen schnellen Blick auf Abels, als er an ihm vorbeigetragen wurde. Dr. Wolff folgte der Trage.
    »Können Sie sich das erklären?« rief Bender.
    »Ich glaube ja.«
    »Ich nicht. Anscheinend bin ich zu dämlich oder zu alt. Brauchen Sie mich, mein Junge?«
    »Ja –.«
    Bender schloß sich der Kolonne an. McHolland nahm Eve an der Hand und zog den Kopf ein, als wolle er gleich gegen die Mauer rennen. Die Krieger von Hissi Maksa traten zurück.
    »So ist's gut!« knurrte McHolland. »Kommen Sie, Eve. Wenn die Burschen wüßten, daß ein Stoß genügt, um bei mir innere Blutungen auszulösen, sie würden kurz mal hinlangen, und McHolland ist nicht mehr. Kind, Sie zittern ja. Warum? Es ist doch

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