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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alles vorbei.«
    »Es fängt erst an, Lord«, sagte Eve entsetzt. »Und ich werde der Grund sein. Immer und überall bin ich der Grund … bringe ich Unglück.«
    »Dafür bedanken Sie sich bei Gott.« McHolland zog sie mit sich fort. »Er hat Sie schöner gemacht, als es selbst ein Gott verantworten kann …«
    Im OP kam Fritz Abels nach zwei Injektionen wieder zu sich. Er lag auf dem Bauch. Bender reinigte die schmale, aber lange Stichwunde, während Wolff aus der Apotheke des Krankenhauses zurückkam und zwei Flaschen mit physiologischer Kochsalzlösung brachte. »Zwei Jahre alt«, sagte er. »Ob wir das verantworten können?«
    »Was soll's?« Bender begann, die Wunde zu desinfizieren. »Ob er ohne oder durch die Infusionen stirbt – die Chancen sind gleich Null. Ohne ist ganz sicher, mit wäre ein Wunder – also greifen wir zum Wunder. Ob die Dinger zwei Jahre alt sind, spielt keine Rolle mehr … es ist Flüssigkeit, das genügt. Haben die hier Infusionsnadeln und Schläuche?«
    »Zu Befehl, Sir!« schnarrte der alte Gamal Mustafa. Er stand wieder stramm.
    »Keine militärischen Mätzchen!« brüllte Bender. »Her damit! Wolff, der Stich ging haarscharf am Herzen vorbei. Wenn wir den Blutverlust auffangen können und eine Wundinfektion verhindern und keine Blutung nach innen eintritt …«
    Wolff legte die Infusionsflaschen auf den Tisch und beugte sich zu Abels hinunter. Er hatte die Augen offen und schielte zu Wolff hinauf.
    »Ich habe alles mit angehört«, sagte er mühsam.
    »Schnauze halten!« schrie Bender. »Über alles sprechen wir später.«
    »Nein. Jetzt.« Abels drehte den Kopf auf die Seite, so konnte er Wolff besser sehen. »Was ist mit Ghazi?«
    »Tot. Stich genau ins Herz.«
    »Ich bin ein Schwein –«, sagte Abels deutlich. »Bert, ich bin ein Schwein.«
    »Ich weiß es«, sagte Wolff hart.
    »Jetzt seien Sie still!«
    »Lassen Sie mich sterben …«
    »Einen Hammer!« rief Dr. Bender. »Für eine Schnellnarkose.«
    »Ich war verrückt nach Eve …«
    »Sie werden weiterleben, Abels«, sagte Wolff. »Wir brauchen Sie noch.«
    »Vom ersten Tag an, als sie aufs Schiff kam, war ich verrückt nach ihr. Dann tauchten Sie auf, Doktor, und ich wußte sofort: Jetzt gibt es Schwierigkeiten.« Er streckte sich. Dr. Bender schlug ihm mit der flachen Hand auf den nackten Hintern.
    »Ruhig liegen!«
    »Was Sie machen, ist Blödsinn«, röchelte Abels. »Sie bringen mich auf die Beine, damit mich der Emir umbringen kann. Lassen Sie mich jetzt sterben … das ist der bessere Tod.«
    »Eigentlich hat er recht.« Bender nahm dem heraneilenden Gamal die Infusionsschläuche und Hohlnadeln ab. »Aber du hast das Pech, an Ärzte geraten zu sein, die immer und überall helfen wollen. Lieg still, du Rindvieh! Dr. Wolff, die Infusion anschließen …«
    Abels schwieg. Er schloß die Augen, dachte an Eve, an den toten Ghazi und an den Emir. Dann wurde ihm wieder schwarz vor Augen, und er vergaß alles.
    Das Morgengrauen war kurz, violett mit goldenen Streifen, und dann war die Sonne da, dieser Glutball, gegen den man jeden Tag kämpfen mußte. Hasna Mahmud kam in den OP und blieb an der Tür stehen. Aus zwei Flaschen lief die Kochsalzlösung in die Venen von Abels.
    »Lebt er?« fragte der Emir.
    »Leider.« Dr. Bender kontrollierte Blutdruck und Puls. »Wir tun alles, mein Lieber.«
    »Es ist die Aufgabe der Ärzte, Leben zu erhalten, auch unwichtiges Leben. Ich hätte mich deshalb nie zum Arzt geeignet.« Er stand hochaufgerichtet, stolz, mit aller Machtfülle im Raum. »Wenn Sie fertig sind, ein Leben zu retten, kommen Sie heraus. Wir reiten zum Festplatz. Ich werde Ihnen zeigen, wie man ein Leben auslöscht –.«
    Eine halbe Stunde später standen Dr. Wolff, Dr. Bender und McHolland unter einem im Wind flatternden Zeltdach auf einer schnell erbauten Tribüne. Vor ihnen lag ein Stück steiniger Wüste, zu einem Viereck abgesteckt mit Lanzen, die man in den harten Boden gerammt hatte. Grüne Wimpel flatterten an den langen Schäften … die Fahne des Propheten. Alles, was in Hissi Maksa laufen konnte, wartete außerhalb des Vierecks … Krieger, Greise, Frauen und Kinder, ein Gewimmel von Köpfen und wehenden Gewändern.
    »Was sich so alles unter ein paar Palmen verstecken kann«, sagte McHolland. »Ich habe zwar nicht viel von diesem Mistnest gesehen, aber als wir ankamen, sah's so aus, als lungerten hier nur ein paar armselige Gestalten herum, die keiner mehr haben will. Das mit einer ganzen Stadt voller

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