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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tag.
    Es war keine Zeit mehr für einen Schrei, nicht einmal ein Stöhnen ließ die plötzliche Hitze in der Brust zu. Alles, was Leben hieß, wurde mit diesem gewaltigen Stich durchtrennt, nur das Hirn dachte noch weiter, grausam langsam verebbend:
    Das ist das Ende. So stirbt man also.
    Und: O Allah, vergib mir. Ich bin ein sündiger Mensch …
    Ghazi und Abels sanken nach vorn gegen die Flurwand, wollten sich an ihr festhalten, rutschten an ihr herunter und fielen auf den Boden. Das alles geschah gespenstisch lautlos, nur das dumpfe Aufschlagen der Körper unterbrach die völlige nächtliche Stille.
    Der Schatten in der Dunkelheit rührte sich nicht, wartete auf eine Reaktion der Erstochenen, stand sprungbereit, um bei dem geringsten Zeichen der Bewegung erneut zuzustechen.
    Dann, als Ghazi und Abels sich nicht mehr rührten, stieg die Gestalt über die verkrümmten Körper hinweg und ging langsam den Gang entlang zum Ausgang. Als er in den trüben Lichtschein der armseligen Öllampe kam, sah man, daß es eine große, schlanke, fast elegante Gestalt war, in einem schwarzen Haikh, der an den Rändern mit goldenen Ornamenten bestickt war.
    Die Wachablösung um vier Uhr fand die beiden Erstochenen und gab sofort Alarm. Ein großes Geschrei hob an, die Geiseln erwachten, rund um das Haus klapperten Stiefel … die Leibgarde des Emirs riegelte den Palast ab. Mit wilden Rufen trug man Ghazi und Abels zunächst in Abels Zimmer, legte Ghazi auf das Bett und Abels auf die Erde und wartete auf weitere Befehle.
    Schnell, sehr schnell kam Emir Hasna Mahmud aus seinen Privaträumen hinüber in den Gastflügel. Er trug einen roten Mantel, den er mit einem silberbeschlagenen Gürtel über dem Leib zusammenhielt. Darunter schien er nackt zu sein, seine braune bloße Brust, mit einem Goldamulett darauf, glänzte aus dem Spalt des Mantels.
    McHolland trommelte mit den Fäusten gegen seine Tür und brüllte: »Aufmachen! Ihr Halunken! Aufmachen! Wo ist der Emir?«
    Auch Dr. Bender trat gegen die Tür, aber er verzichtete auf das Schreien. Er ahnte, daß man ihn in dieser frühen Morgenstunde noch dringend brauchen würde.
    Hasna winkte. Die Wachen schlossen die Türen auf. McHolland stürzte auf den Flur, aus den anderen Zimmern stürmten Dr. Wolff und Dr. Bender. Nur Eve erschien nicht … aber als Wolff zu ihr hinüber wollte, hielten ihn drei Wächter fest.
    »Eve!« brüllte er. Angst explodierte in ihm und gab ihm ungeahnte Kräfte. Er riß sich mit einem wilden Ruck los und stürmte den Gang entlang. »Eve! Mein Gott, Eve!«
    Er stieß mit beiden Fäusten einen Araber um, der sich ihm in den Weg stellte, erreichte Eves Zimmer und lehnte sich schwer atmend gegen die offene Tür.
    Eve hockte auf ihrem Bett, die Beine angezogen. Schrecken stand in ihren weiten, phosphoreszierenden Augen. »Ich habe es gehört …«, stammelte sie tonlos. »Vor meiner Tür … zweimal … ein Fall … Ich habe nicht geschlafen, ich hatte Angst … O Bert, Bert … es klang so schrecklich … als wenn man über das Holz kratzt und dann dagegen fällt …«
    Dr. Wolff wirbelte herum. Der Gang war vollgestopft mit kriegerischen Gestalten. Sie hielten McHolland und Dr. Bender fest und drängten sie in ihre Zimmer zurück. McHolland protestierte im Namen Ihrer Britischen Majestät … es war das erstemal, daß er sie nannte. Ein Beweis, wie aufgeregt er war.
    Hasna Mahmud kam durch eine Gasse seiner Krieger auf Dr. Wolff zu. Groß, schlank, sehr ernst, mit einem steinernen Gesicht.
    »Kommen Sie mit, Doktor –«, sagte er dunkel. »Ein Mann, der Ghazi hieß, ist tot … Ihr Kamerad Abels ist schwer verletzt. Man hat sie erstochen.«
    »Erstochen? Hier?« stotterte Wolff fassungslos.
    »Vor der Tür von Eve …«
    »Vor …« Wolff ballte die Fäuste. »Das ist doch unmöglich.«
    »Man hat sie dort gefunden. Mehr weiß ich noch nicht. Kümmern Sie sich um den Verletzten, Doktor … wenn das noch einen Sinn hat –.«
    Dr. Wolff blickte zurück zu Eve. Sie kauerte noch immer auf ihrem Bett, aber jetzt stand das Grauen deutlich in ihren Augen.
    »Komm mit –«, sagte er.
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Ich lasse dich nicht mehr allein.«
    »Ich kann nicht, Bert …« stammelte sie.
    »Emir!« Wolff warf sich herum. Hasna Mahmud stand so nahe hinter ihm, daß er ihn beinahe umgestoßen hätte. Über Wolffs Schulter blickte er mit glühenden Augen auf Eve. »Ich mache keinen Schritt mehr ohne Eve!«
    »Nicht meine Leute sterben, sondern Ihr Kamerad

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