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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wird, wenn er überlebt, eine tapfere Truppe ausbilden können.«
    Die Reiter jagten um das Viereck und hielten an der gegenüberliegenden Seite. Die nächste Gruppe mußte es schaffen – dann stürzte der Körper auf das Brett und wurde aufgespießt. Das bedeutete nicht den sofortigen Tod, sondern ein langes, qualvolles Sterben.
    »Warum tötet Sie niemand?« sagte Wolff zitternd. »Warum findet sich keiner, der Sie Irren umbringt?«
    »Weil mich mein Volk liebt.« Hasna sah kurz zu Wolff. »Beleidigen Sie mich nicht, Doktor.«
    Eine wirbelnde, schreiende neue Staubwolke … die dritte Reitergruppe. Das Volk um den Festplatz brach in Jubel aus, die Körper zuckten wie in Krämpfen.
    Wieder Lanzen, ein Regen von Lanzen, auf das eine dünne, gedrehte Baumwollseil, das sich so leicht aufschlitzen ließ, wenn man es richtig traf.
    »Jetzt!« rief Hasna. Seine Augen loderten. In diesem Augenblick war er kein Mensch mehr, nur noch ein Bündel Wahnsinn.
    McHolland und Wolff drehten sich schnell um. Nur Dr. Bender mußte es mit ansehen, er hing hilflos zwischen seinen Bewachern.
    Der Körper fiel, das Seil war durchtrennt … als der arme Mensch in die Holzstacheln fiel, brüllte das Volk begeistert auf.
    »So behandelt man bei uns Verräter«, sagte der Emir laut und stieß McHolland und Dr. Wolff die Fäuste in den Rücken. »Und Verrat ist es, mir nicht zu dienen.«
    Die Warnung war deutlich. Daß man sie verstand, dafür sorgte der zuckende, aufgespießte Körper.
    Fritz Abels überlebte. Die Infusionen hatten ihn gerettet. Obwohl die Kochsalzlösung zwei Jahre alt war, hatte sie ihm geholfen und schien keinerlei Nachwirkungen zu hinterlassen.
    Aber auch Fuad Abdallah, der von der Viper gebissene Bruder Salims, lebte weiter. Nach fünf Tagen hatte sich die fürchterliche Wunde geschlossen, die Schwellung des Beines ging zurück … er saß im Bett, lachte und spielte mit seinem Bruder ein arabisches Anlegespiel, eine Art Domino.
    Es zeigte sich, daß diese Heilung das wichtigste Ereignis im Leben Dr. Wolffs sein sollte.
    »Sie haben meinen Bruder gerettet, Doc«, sagte eines Tages in einer Ecke des Krankenhauses Salim zu Dr. Wolff. »Er durfte sein Bein behalten, er bleibt ein Krieger, das verdankt er nur Ihnen.« Dann senkte er noch mehr die Stimme und sagte: »Sie haben ihn gerettet … ich will Sie retten. Sie werden flüchten können.«
    Wolff spürte sein Herz bis zum Mund schlagen. »Alle –«, sagte er, schwer atmend. »Salim, alle. Wir gehören zusammen. Keiner geht ohne den anderen …«
    »Alle.« Sabah Salim nickte demütig. »Warten Sie nur noch ein paar Tage. Sie werden frei sein, aber Sie müssen den Mut haben, quer durch die Hölle zu gehen –.«
    Fünf Tage warten, immer am Rande des eigenen Grabes stehend, nur lebend durch die Laune eines Irren, sind fünf Ewigkeiten. Unmeßbar, unerklärlich die Kraft, die einen solches durchhalten läßt.
    Für die fünf Geiseln flossen Tag und Nacht so träge hin, als sei das Licht überhaupt nicht mehr vom Himmel zu entfernen, und die Dunkelheit der Nacht war so endlos, als sei die Welt untergegangen und es gäbe keine Sonne mehr.
    Fritz Abels erholte sich schneller, als Wolff und Bender es geglaubt hatten. Er hatte gutes Heilfleisch, die Wunde schloß sich, es gab keine inneren Komplikationen. Schon am vierten Tag konnte er aufstehen, nach sieben Tagen lief er bandagiert herum und schämte sich jedesmal deutlich, wenn er Dr. Wolff gegenüberstand.
    »Wenn ich wieder in Ordnung bin –«, sagte er einmal, »dürfen Sie mich zusammenschlagen, Doktor. Ich halte still.«
    »Wir haben andere Sorgen, Abels. Wir müssen Sie in kürzester Zeit so aufpäppeln, daß Sie mithalten können. Ich weiß zwar nicht, was Salim vorhat, aber gelingt uns die Flucht, ist ein Schuß zum Mond ein Kinderspiel dagegen.« Wolff hatte in der Apotheke noch eine Flasche mit einem Vitaminkonzentrat gefunden … er infusierte es als Tropfinfusion am achten Tag in die Armvene von Abels und betete im geheimen, daß es so gutgehen möge wie die Sache mit der alten Kochsalzlösung.
    Fuad Abdallah humpelte an zwei Stöcken auch wieder herum, und Sabah Salim sagte immer wieder zu Dr. Wolff: »Bald, Doc, bald! Es ist schwer, alles heimlich vorzubereiten. In Hissi Maksa kontrollieren sich Tausende Augen gegenseitig …«
    Lord McHolland hatte seinen ›Unterricht‹ bei Emir Hasna Mahmud aufgenommen. Wenn er von den Schulstunden zurückkam, war er immer sehr müde, setzte sich auf einen gestickten

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