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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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McHolland unter Verzicht auf alle Lordwürde. »Im Sudan bin ich einmal nach meiner Zwiebel losmarschiert und kam genau dort an, wo ich nicht hinwollte. Die Uhr ging nach. Ich habe sie später im Weißen Nil versenkt, ein Flußpferd hat sie gefressen, und seitdem klappt das Wecken und Zubettgehen der Flußpferde nicht mehr.«
    »Sie werden an Ihren Kalauern noch mal ersticken, Lord«, sagte Dr. Bender. »Stellen Sie sich vor, wir wandern statt nach Norden nur etwas weiter nach Westen …«
    »Dann kommen wir in das Gebiet von Raschid und –« Wolff betrachtete die ungenaue Karte – »später in die Große Arabische Wüste. Auf 400 Meilen im Umkreis kein Wasser!«
    »Und das nennt man dann Freiheit!«
    Dr. Bender, der für die Einteilung von Verpflegung und Wasser bestimmt worden war, begann das Abendessen zusammenzustellen. Ein kleiner Topf voll gekochten Trockenfleischs, Bohnen und Datteln. Dazu pro Kopf zwei Becher Wasser. Die Kamele knieten im Sand und kauten an einem armseligen Büschel Heu. Salim hatte ein Lastkamel nur mit Heu beladen lassen, das in alte Säcke gestopft war. Es mußte reichen bis zur nächsten Oase.
    »Das sind Wunderbiester«, sagte Dr. Bender einmal. »Ich habe sie immer bewundert. Schlagen sich den Wanst voll und können dann fasten wie ein Bettelmönch. Dabei trotten sie durch die Wüste, als seien sie wie mit einem Uhrwerk aufgezogen.«
    Zu Beginn der Ruhezeiten wurde Fritz Abels verbunden, mit Heilsalbe eingeschmiert und erhielt eine stärkende Herzspritze. Auch daran hatte Salim gedacht … ein sorgfältig sortierter Sanitätskasten war an Wolffs Sattel geschnallt … das Abschiedsgeschenk von Gamal Mustafa. Wolff hatte ihn bei der ersten Rast inspiziert und dann McHolland kritisch angesehen.
    »Gamal ist ein braver Sanitäter«, sagte er. »Aber natürlich hat er keine Ahnung, daß Sie ein künstlicher Bluter sind, Lord. Die Reiseapotheke ist für alle Unfälle gerüstet, aber es fehlen irgendwelche Fibrinogene. Sie verstehen?«
    »Natürlich.« McHolland kaute an einem Stück Fleisch herum. »Ich kann mir keine Schramme leisten.«
    »Ein Rat. Setzen Sie Ihr Medikament zur Blutverdünnung ab.«
    »Dann habe ich bald Tapetenkleister in den Adern.«
    »Bis wir wieder in der Zivilisation sind, wird es reichen.« Wolff klappte den Sanitätskasten zu. »Wir können jetzt Sirupblut eher gebrauchen als eine dünne Brühe.«
    »Ganz klar.« McHolland rückte näher an Wolff heran. Eve saß an dem kleinen Feuer aus getrocknetem Kamelmist und rührte in dem Suppenkessel. Dr. Bender puderte Abels die Wunde mit Penicillinpuder ein. »Wenn mir etwas zustoßen sollte, Doktor, denken Sie daran, daß ich ein alter, wertloser Mann bin und das Leben einer so schönen Frau wie Eve gehört. Halten Sie sich dann nicht mit unnötigen Experimenten auf, mich zu retten.«
    »Sie reden verdammt dummes Zeug, Lord. Verzeihung.« Wolff schüttelte den Kopf. »Es wird nichts passieren. Wir erreichen alle Abu Shafra.«
    »Danke.« McHolland kaute weiter. »Als ich so jung war wie Sie, hatte die Welt auch keine dunklen Flecken.«
    In der Nacht lagen Eve und Wolff noch lange wach. Man sparte sich das Aufstellen des Zeltes, man ging mit seinen Kräften sehr vorsichtig um … nur ein paar Stangen rammte man so tief in den Sand, bis sie fest standen, und spannte dann ein paar Planen darüber. Dafür mußte man wegen der Kälte der Nacht sich in die Decken rollen, die Köpfe umwickeln und zusammenkriechen.
    Es gab drei Blöcke bei diesen Lagern … die Kamele, McHolland, Abels und Dr. Bender, Eve und Dr. Wolff. Als erster schlief immer der Lord … er schnarchte und blies dabei Dr. Bender in den Nacken.
    »Ich bekomme noch einen steifen Hals«, sagte Bender dann am Morgen. »Lord, waren Sie bei der Marine und haben Wind in die Segel gepustet?«
    In dieser Nacht waren die Kamele unruhig. Sie knieten im Sand, die Köpfe wie lauschend hochgehoben, stießen dumpfe Grunzlaute aus und kauten mit knarrenden, mahlenden Geräuschen. Die unendliche Stille um sie herum war irgendwie mit etwas Geheimnisvollem, Ungreifbarem, Unnennbarem geladen.
    »Wenn wir die Wüste hinter uns haben und in El Riad sind, werden wir heiraten«, sagte Wolff. »Ich werde den Schiffsdienst quittieren und eine Arztpraxis aufmachen. Wir werden ein kleines Haus haben, einen Garten mit Obstbäumen, ein paar Liegestühle, wir werden jedes Jahr vier Wochen in die Ferien fahren, mal im Sommer an die See, mal im Winter in die Berge, am Ufer entlangwandern, im

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