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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich nicht auch daran gedacht hätte. Aber Eve ist von uns am leichtesten … sie können wir beide festhalten … Sie nicht! Das sehen Sie doch ein?«
    Wolff nickte, wandte sich um und ging mit Eve zu den Kamelen. Sie hatten sich vollgesoffen, hockten nun zufrieden im Sand und sahen mit ihren runden Glotzaugen satt in die Wüste. Für sie war das Leben wieder vollkommen, nur das Heu fehlte. Während Eve und Wolff die Tiere absattelten und die Lasten abrollten, lief Bender mit einigen Stricken hin und her, knotete sie zusammen, konstruierte aus einem festen kleinen Teppich so etwas wie einen Sitz, indem er an die vier Ecken Stricke knotete und sie dann an einem langen Seil zusammenführte.
    »Kommen Sie her, Wolff!« rief er dann. »Probieren wir es aus! Ich steige auf die Schaukel, und Sie lassen mich etwas herunter. Wenn die Knoten reißen oder der Sitz wegrutscht, ersaufe ich eben.«
    Er warf den Sitz über den Brunnenrand, setzte sich auf den kleinen Teppich, während Wolff sich mit den Beinen in den Sand stemmte und Bender einen Meter in den Brunnen hinabließ.
    »Er hält!« brüllte Bender. »Können Sie mich hochziehen? Nur zwanzig Zentimeter, dann kann ich den Rand fassen.«
    Wolff zog, Benders Finger krallten sich an die Ummauerung, dann tauchte er aus der Röhre auf und lachte wie ein Irrer.
    »Ein Mensch in der Not wird zum Genie!« schrie er. »In diesem Fahrstuhl wird Eve sicher sein wie im Grand-Hotel!«
    Sie arbeiteten bis zur Abenddämmerung, die so plötzlich kam, daß sie förmlich von ihr überrascht wurden. Die Sonne sank weg … und schon war es Nacht. Eve hing noch unten im Brunnen und hatte den letzten Ziegenbeutel mit Wasser gefüllt. Die Geschmacksprobe, die Wolff und Bender aus dem ersten hinaufgezogenen Sack entnahmen, war zufriedenstellend.
    »Etwas bitter«, sagte Bender. »Aber das findet man in der Wüste oft.«
    »Wir ziehen Sie jetzt rauf, Eve!« rief Bender in die Tiefe. »Sitzen Sie ganz still, klammern Sie sich an den Stricken fest … es kann dann gar nichts passieren …«
    Langsam, Zentimeter um Zentimeter, ruckte Eve nach oben. Für Bender und Wolff war es, als zögen sie einen ganzen Felsen weg … wenn ein Körper ausgelaugt ist, wiegt ein Grashalm soviel wie ein Baum.
    Dann war Eve wieder auf der Erde, lehnte sich gegen Wolff und klammerte sich an ihm fest.
    »Ich kann nicht mehr«, stammelte sie. »Ich breche mitten durch …«
    Wolff nickte. Er trug sie halb zu dem Platz, wo die Zeltbahnen lagen, und sie setzte sich, schlug die Hände vor die Augen und weinte.
    Währenddessen stand Bender noch immer am Brunnen, hatte einen der Ziegenbeutel in der Hand, soff wie ein Kamel und schüttete sich dann einen Schwall Wasser über den Kopf. Er jauchzte dabei und benahm sich völlig irr. Dann rannte er zu Eve und Wolff und schwenkte den Wassersack.
    »Gönnt euch den Luxus und überschüttet euch!« rief er. »Einen Beutel können wir opfern! Kinder, Wasser über den Kopf … dann merkt ihr erst, daß er in Flammen gestanden hat!«
    Er schüttete den Sack über Eve und Wolff aus, und sie lachten alle drei, als bestände die ganze Welt aus einem einzigen Witz.
    Nachher bauten sie sogar wieder das Zelt auf, fühlten sich erstaunlich stark und gesund, aber das war nichts als die wiedererwachte Hoffnung, doch noch zu überleben.
    Als sie nebeneinander unter den Decken lagen und die Nachtkühle in sie drang, tastete Wolff nach Benders Hand.
    »Ich danke Ihnen –«, sagte er leise.
    Bender schluckte. »Sie dämlicher Kerl!« knurrte er. »Wärmen Sie Eve – das ist Ihre Aufgabe …«
    Nach wenigen Minuten schliefen sie wie Tote.
    Sie merkten nicht, daß sie nicht allein blieben. Von Westen zog eine Karawane heran und lagerte um den Brunnen.
    Eine große Karawane mit zwei indischen Händlern, dreißig schwerbewaffneten Arabern und zahllosen dunkelhäutigen Sklaven …
    Dr. Bender, von jeher Frühaufsteher, schrak hoch, als in sein Bewußtsein vielstimmiges Kamelgeschrei, Menschenstimmen und lautes Getümmel drangen. Er kroch bis zum Zelteingang, hob den Türlappen, lugte hinaus und ließ ihn sofort wieder fallen. Dann kroch er zu Wolff, löste vorsichtig Eves Hand von seiner Schulter und schüttelte ihn mehrmals.
    »Mensch, wachen Sie auf«, flüsterte er Wolff ins Ohr. »Junge … aufwachen. Wolff …«
    Dr. Wolff öffnete die Augen. Auch er hörte sofort das Lärmen und wollte aufspringen, Bender drückte ihn zurück.
    »Wecken Sie um Gottes willen jetzt noch nicht Eve«, flüsterte

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