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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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laut, mit allem Kummer dieser Welt.
    Bender erhob sich von den Knien. »Jetzt müssen wir zwei Gräber schaufeln –«, sagte er rauh. »Das gibt noch eine Knochenarbeit. Laß das Heulen, Junge, der Tag wartet nicht!«
    Er stapfte davon, die Hände auf dem Rücken und hielt das Gesicht in den kalten Nachtwind, damit seine Tränen trockneten.
    Beim Auftauchen der Sonne waren die Gräber fertig. Statt Kreuzen legten Bender und Wolff die beiden Kamelsättel auf die Hügel, man hatte nicht ein Stück Holz übrig. Eve packte die ›Küche‹ zusammen … zwei Töpfe, den Wassersack Nr. I und einen kleinen Beutel mit der täglichen Essensration. Das Zelt war abgebaut, es mußte nur noch eingerollt werden.
    Bender und Wolff standen an den Gräbern und atmeten schwer. Die Arbeit hatte sie ausgelaugt. Wenn sie an den kommenden stundenlangen Ritt dachten, überkam sie eine fatale Sehnsucht, sich hier neben die Gräber niederzuwerfen und zu kapitulieren.
    »Der Wind wird sie wieder freifegen«, sagte Bender keuchend.
    »Aber wir haben sie anständig begraben …« Wolff wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Ich hätte sie nicht einfach hier herumliegen lassen können. Es ist klar, daß wir gegen die Wüste nicht ankommen.«
    »Was stand eigentlich auf dem Zettel, den McHolland in der Mütze trug?«
    »Es war sein Testament.« Wolff starrte auf den Sattel, der über dem Lord lag. »Eve und ich erben alles … Baldmoore Castle, Aktien, Banknoten …«
    »Ein Grund mehr, durchzukommen!« Bender Schulterte die kurzstielige Schaufel. »Es ist unfaßbar: Ein solcher Mann war nun allein auf der Welt. Völlig allein. Er hatte nur sich und seine Erinnerungen.«
    »Haben Sie mehr, Dr. Bender?«
    Bender nickte schwer. »Ja. Seit kurzem. Ich erkläre es Ihnen, mein Junge, wenn es mit mir soweit ist. Ich habe auf meine alten Tage noch viel geschenkt bekommen … Sie in Ihrer herrlichen Jugend werden das vielleicht noch nicht begreifen.«
    Er sah Eve an und dann Dr. Wolff, lächelte müde und zeigte auf die Kamele.
    »Satteln! Und dann los! Hinein in diese verdammte Wüste. Noch drei Tage bis Haraym. Das müssen wir schaffen! Und wenn ich wieder anfange, darum zu Gott zu beten –.«
    Als die Sonne am stahlblauen Himmel stand und die Luft wieder zu flimmern begann, saßen sie auf den Kamelen, bereit, diese Hölle zu durchqueren.
    An der Spitze Dr. Bender, dann die Lastkamele, zwischen ihnen Eve, am Schluß Dr. Wolff. Eine armselige Karawane der Hoffnung mit der Chance eines lahmen Vogels, auf einen Baum zu fliegen.
    »Also dann nach Norden!« rief Bender und zeigte in die Weite.
    »Mehr nach links!« rief Wolff zurück. Er hatte Abels' Armbanduhr umgeschnallt und versucht, sich zu orientieren, wie es Abels ihm mehrmals erklärt hatte. Die Uhrzeiger als Kompaßnadel …
    »Los!«
    Die Kamele ruckten an. Sie brüllten und grunzten, dann trotteten sie hintereinander her mit träge nickenden Köpfen.
    Zurück blieben zwei Gräber und zwei Sättel … der Wind kämpfte schon mit ihnen und trieb den Flugsand über sie wie gelbe Nadelstreifen.
    Die Wüste blies zum Angriff.
    Wie sie den Brunnen Haraym erreichten, wußten sie nicht – aber sie erreichten ihn.
    Irgendwie hatte die Richtung gestimmt, die Wolff nach den Uhrzeigern ablas, oder die Kamele kannten von selbst den Weg und kümmerten sich wenig um die Menschen in ihren Sätteln, die lenken wollten und doch keine Ahnung hatten.
    Es war wie eine Fata Morgana, als plötzlich in der gelben verfluchten Weite, zwischen Himmel und Sand, ein paar Dornbüsche und Tamarisken, gleichsam in der heißen, flimmernden Luft schwebend, auftauchten und dann ein paar krüppelige, windzerfetzte, sandgepuderte, armselige Palmen um ein Wasserloch standen. Gespreizte Finger, die sich in den Himmel krallten.
    Schon Meilen vorher, als noch nichts zu sehen war, als nur die sanft gerundeten Sandtäler und Dünen um sie herumlagen und die Einsamkeit sich wie Säure in sie hineinfraß, streckten die Kamele die Hälse vor, brüllten und fielen von selbst in einen zügigen Trab. Wolff, Bender und Eve hatten Mühe, in den Sätteln zu bleiben … Sie klammerten sich an den hohen Sattelknäufen fest und ließen sich willenlos wegtragen.
    Vier Tage Glut, vier Nächte Kälte, ein paar Schlucke warmen Wassers, ein paar Löffel Suppe mit Trockenfleisch, und im Herzen die völlige Hoffnungslosigkeit … die Angst, in dieser grausamen Einöde zu bleiben, im Kreise zu rennen oder irgendwohin, bis die Kamele

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