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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zusammenbrachen … wer kann das aushalten?
    Sie hatten alle längst keine Kraft mehr, abends das Zelt aufzubauen. Sie legten sich einfach auf die Plane und zogen die andere Plane mit den Decken über sich. Es war eine totale Bereitschaft zu sterben. Kam ein neuer Sandsturm über sie, so lagen sie gerade richtig, um sich zuschütten zu lassen. Was sie nie geglaubt hatten: Sterben ist so leicht, wenn man keinen anderen Wunsch mehr hat als schlafen, nichts mehr zu sehen von den flimmernden Sanddünen, nicht mehr diese widerliche, zerfließende Sonne zu erleben, nicht in den Himmel blicken zu müssen, der wie geschmolzenes Blei aussah.
    »Der Brunnen!« schrie Bender von der Spitze der kleinen Karawane, als die Kamele lostrabten. »Sie wittern ihn! Der Brunnen!«
    Es waren höllische Meilen, bis endlich die ersten verstaubten Sträucher auftauchten. Die Tiere rannten wie besessen, Eve lag weit vornüber im Sattel und hielt sich irgendwo an Verschnürungen fest, Wolff spürte jeden Tritt im ganzen Körper, als läge er unter einem Preßlufthammer, und Dr. Bender hockte auf seinem Kamel wie ein kleiner Klumpen, wie ein bizarrer Auswuchs des Sattels.
    Dann waren sie in Haraym, die Kamele hielten und knieten nieder. Bender rollte aus dem Sattel und kugelte in den Sand. Er blieb auf dem Rücken liegen und rührte sich nicht mehr. Wolff ging schwankend zu Eve, half ihr von ihrem Reittier und taumelte dann weiter zu Bender.
    Bender hatte die Augen offen und sah Wolff wie einen Fremden an.
    »Gerettet!« sagte Wolff. Er wußte nicht, ob seine Stimme wirklich nach außen kam, sein Mund war voller Sand und seine Kehle so trocken, daß eigentlich jeder Laut schon im Gaumen verdorren mußte. »Von hier ab haben wir die Brunnenstraße vor uns. Etappenziele von Tageslänge.«
    »Sie Optimist!« Bender blieb auf dem Rücken liegen. »Sehen Sie sich doch den Brunnen an! Aus der sandigen Wasserlache können die Kamele saufen … aber wir? Sie Doktor mit Tropenmedizinausbildung! Rasseln Sie mal alle Krankheiten herunter, die man durch fauliges Wasser bekommen kann. Hier haben Sie jede Auswahl. Ja, wenn wir einen Kamelmagen hätten …«
    Wolff schwankte zu dem tiefer liegenden, mit Felssteinen ummauerten Wasserloch. Eine brackige, versandete, bitter riechende Brühe füllte das Becken und versickerte durch einen dünnen Überlauf im Nichts. Schwer atmend starrte Wolff das an, was man hier in der Wüste einen Brunnen nannte, und kam dann zu Bender, der sich aufgesetzt hatte, zurück. Die Kamele drängten jetzt zur Wasserstelle, alle auf einmal, denn niemand hielt sie fest.
    »Sagen Sie Eve nichts davon, Bender«, sagte Wolff heiser.
    »Wenn sie nicht blind geworden ist, sieht sie es selbst.«
    »Wieviel Wasser haben wir noch?«
    »Noch zwei Ziegenbälge. Wie heißt der nächste Brunnen?«
    Wolff kramte aus der Brusttasche seines durchschwitzten, dreckigen Hemdes die kleine Karte, die ihm Sabah Salim für die Flucht mitgegeben hatte.
    »Bana Qardam –«, sagte Wolff.
    »Ein Name wie aus einem Märchenbuch. Und auch so ein Sauloch wie dieses hier.« Bender erhob sich, Wolff zog ihn an den Händen hoch. Neben ihrem Kamel, das als letztes zur Wasserstelle rannte, taumelte Eve heran.
    »Das Leben der Tiere ist gerettet. Sie können sich von Brunnen zu Brunnen durchsaufen. Und wir können auf ihnen bleiben, bis wir keine Kraft mehr haben und herunterfallen. Dann werden die Kamele weiterrennen – und alle Probleme sind gelöst. Genauso kommt's, mein Junge.«
    Wolff sah sich um. Eve, die ihrem Kamel gefolgt war, kam mit weiten Augen zu den Männern zurück. Auch sie begriff sofort, was der Brunnen Haraym war.
    »Ist das alles?« fragte sie leise.
    »Für ein Kamel ein Paradies«, sagte Bender gallig. »Aber wir sind keine Kamele. Gott hat da einen unverzeihlichen Schöpfungsfehler gemacht – auch der Mensch hätte Allesfresser und Allessäufer sein müssen.«
    Wolff ging langsam um das Wasserloch herum, beobachtete die Kamele und kam dann zu Bender und Eve zurück. »Das kann nicht alles sein!« sagte er. »Ich kann das nicht glauben, Bender.«
    »Schade, daß Sie keine eingebaute Wünschelrute haben«, antwortete Bender bitter.
    »Was trinken die Araber, wenn sie Haraym erreichen?«
    »Vielleicht das da. Allah ist mit ihnen … verdammt, es scheint etwas Wahres an dem Spruch zu sein. Wo kann man hier schnell Mohammedaner werden?«
    »Es gibt hier noch einen anderen Brunnen, Bender. Einen für die Menschen. Ich habe gelesen, daß solche

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